Das Wichtigste auf einen Blick:
- Deutlich sicherer bei winterlichen Straßenverhältnissen
- Spezielle Gummimischungen für kalte Temperaturen
- Schmale Winterreifen sind besser als breite
Was unterscheidet einen Winterreifen von einem Sommerpneu?
Reine Winterreifen besitzen neben dem typischen V-Profilmuster eine Vielzahl von kleinen Lamellen an den Stollen, die den Reifen auf Schnee regelrecht voran schaufeln. Diese Eigenschaft gereicht ihnen auf trockenem Untergrund zum Nachteil. Der Effekt: Je mehr Lamellen, umso instabiler der Reifen und umso höher das Driftrisiko in der Kurve. Auch der Bremsweg verlängert sich. Verstärkt wird dieser Effekt durch die weichere Gummimischung, die den Winterreifen bei kalten Temperaturen geschmeidig hält. Tipp: Schmale Reifen schneiden sich besser in den Schnee und sammeln auch bei Aquaplaning-Gefahr Sicherheitspunkte.Winterreifen im Test: Wie schneiden sie ab und was zeichnet die Testsieger aus?
Erfreulich: Auf Schnee und Matsch reagieren alle aktuellen Modelle mit guter Haftung und kurzen Bremswegen, selbst günstige. Nur können diese Stärken in hiesigen Breitengraden immer seltener ausgereizt werden. Wie schwer es die Hersteller mit den milden Regen- und Schönwetterwintern haben, wird beim Nässe- und Trockencheck spürbar. Beide Prüfkapitel werden in den Winterreifentests inzwischen sogar höher gewichtet als die Ergebnisse auf verschneiter Fahrbahn. Testsieger-Reifen wie der Continental WinterContact TS 870 meistern die Nassdisziplin aus Sicht von AutoBILD und auto motor und sport auf ausgewogenem Niveau, mit leichten Schwächen beim Kurvengrip. Tipp: Die Nasshaftung können Sie auch dem EU-Reifenlabel entnehmen. Auf trockener Strecke schlagen sich die meisten Wintermodelle wie zu erwarten nur mäßig. Damit kann der Sommerreifen nach wie vor am besten umgehen.Sind Ganzjahresreifen eine sichere Alternative zu Winterreifen?
Ja und nein. Während der Continental AllSeasonContact auf Schnee und Nässe im Winterreifentest der Auto Bild allrad auf ganzer Linie überzeugen kann, ist er auf trockener Piste jedem Sommerreifen unterlegen. Beim CrossClimate+ von Michelin ist es genau umgekehrt: Auf trockener Fahrbahn sammelt er Trophäen, im Schneegestöber schmiert er buchstäblich ab. Allrounder bleiben bei stark schwankenden Witterungsverhältnissen also nur ein fauler Kompromiss. Die Mehrinvestition in ein Sommer- und Winterreifen-Set zahlen Sie definitiv auf Ihr Sicherheitskonto ein. Das Aus für den Ganzjahresreifen bedeutet das noch nicht: Sinnvoll ist er in Regionen, in denen übers Jahr selten mit Extremwetterlagen und hohen Temperaturschwankungen zu rechnen ist.Welche gesetzlichen Vorgaben gelten bei Winterreifen?
Einen festen Zeitraum schreibt die Straßenverkehrsordnung für Winterreifen nicht vor, in der Bundesrepublik gilt die sogenannte situative Winterreifenpflicht. Das bedeutet, dass sie lediglich bei schneebedeckten oder vereisten Straßen montiert sein müssen – parkende Fahrzeuge ausgenommen. Verstöße ahndet der Gesetzgeber mit einem Bußgeld von mindestens 60 Euro. Ist das Fahrzeug auch noch in einen Unfall verwickelt, droht unter Umständen ein Bußgeld in doppelter Höhe.Als Mindestprofiltiefe schreibt der Gesetzgeber 1,6 mm vor. Experten empfehlen jedoch eine Profiltiefe von mindestens 4 mm. In manchen EU-Ländern, beispielsweise Österreich, gelten alle Pneus mit weniger als 4 mm Profiltiefe sogar automatisch als Sommerreifen. Winterreifen müssen darüber hinaus standardisierten Prüfkriterien genügen, zertifiziert durch das Alpinsymbol. Die (ungeschützte) Kennzeichnung „M & S“ – für „Mud & Snow“ – reicht heute nicht mehr aus. Ausnahme: Reifen ohne Alpinsymbol, die vor dem 31.12.2017 hergestellt wurden, dürfen noch bis 2024 an die Fuhre.