Ganzjahresreifen: Ein guter Kompromiss?
Reifenwechsel im Oktober: Kann man sich den Aufwand nicht sparen und gleich auf Ganzjahresreifen umsteigen? Wir zeigen, wann Allwetter-Pneus sinnvoll sind.
Was macht einen Ganzjahresreifen aus?
Ganzjahresreifen, auch Allwetterreifen genannt, sollen sowohl in praller Sommersonne als auch auf Schnee und Eis zulässiges Fahren gewährleisten. Sie sind darauf ausgelegt, durchs ganze Jahr zu kommen – ohne den lästigen Wechsel in Herbst und Frühjahr. Um das zu ermöglichen, kombinieren Ganzjahresreifen die Profil- und Gummi-Eigenschaften von Winter- und Sommerreifen. So entsteht ein flexibler Allrounder, der jedoch in beiden Bereichen Defizite gegenüber den Spezialisten hat.
Tipp: Die gesetzliche Mindestprofiltiefe liegt bei 1,6 mm – in der Praxis ziemlich wenig. Expertinnen und Experten, etwa von ADAC und TÜV, empfehlen neue Reifen schon ab einer Abnutzung auf 3 bis 4 mm.
Warum sind Ganzjahresreifen nur ein Kompromiss?
Die härteren Gummimischungen und flacheren Profile von Sommerreifen führen schon bei Temperaturen unter 5°C zu deutlichen Performance-Verlusten. Beim Winterreifen ist das Reifenprofil tiefer, grobstolliger und mit mehr Lamellen versehen als beim sommerlichen Gegenstück. So erhält der Pneu besseren Grip auf winterlicher Fahrbahn. Winterreifen bestehen zudem aus einer weicheren Gummimischung, die erst bei kalten Temperaturen optimal aushärtet. Kombiniert entstehen so deutlich kürzere Bremswege in der kalten Jahreszeit, die bei Sommerreifen mehr als doppelt so lang sein können – und so zur Gefahr für den Straßenverkehr werden. Nicht umsonst drohen empfindliche Strafen bei Missachtung der situativen Winterreifenpflicht*. Ganzjahresreifen können dieses Problem zwar umgehen, sind aber immer noch ein Kompromiss: Die Bremswege bleiben zumeist länger und riskanter.
Hinweis: Seit dem 1.10.2024 müssen alle bei winterlichen Verhältnissen genutzten Reifen das Alpin-Symbol aufweisen. Zuvor wurden auch Modelle mit M+S-Kennzeichnung noch zugelassen, solange sie vor 2018 hergestellt wurden. Diese sind nun nicht länger zulässig.
Für wen sind Ganzjahresreifen eine Alternative?
Strenge Winter voller Eis und Schnee sind in Deutschland eher selten geworden. Für Gelegenheitsfahrer in städtischen oder gemäßigten Regionen sind Ganzjahresreifen daher auch in der kalten Jahreszeit gut geeignet. Wenn Sie jedoch in einer Gegend mit starken winterlichen und sommerlichen Bedingungen wohnen, lohnt der Umstieg nicht. Hier bleibt der Wechsel von Sommer- auf Winterreifen die sicherere Variante. Auch für Vielfahrer sind Ganzjahresreifen keine sinnvolle Investition – denn durch seine weichere Gummimischung und gröbere Profilstruktur nutzt der Reifen bei warmen Temperaturen schneller ab.
Weitere Infos finden Sie in unserem Ratgeber Ganzjahresreifen.
Auch bei Ganzjahresreifen raten wir zu Markenherstellern
Auch bei Ganzjahres-Fabrikaten schneiden die Pneus etablierter Markenhersteller in Vergleichstests meist besser ab als Billigheimer. Zu den derzeit beliebtesten Herstellern für Ganzjahresreifen zählen etwa Goodyear und Vredestein. Der ausgewogene Goodyear Vector 4Seasons Gen-3 überzeugt bei allen Witterungsverhältnissen mit guter Fahrleistung und präzisem Handling. Der Rollwiderstand ist relativ hoch, die Lebenserwartung des Reifens jedoch auch. Ähnlich langlebig ist der Michelin Primacy 4, der mit sehr kurzen Trockenbremswegen überzeugt, in puncto Nasshaftung jedoch leichte Schwächen aufweist. Wer mit Schnee oder Regen rechnet und beim Fahrgefühl bei trockener Piste Abstriche machen kann, greift zum Continental AllSeasonContact. Alle drei Reifen sind zu attraktiven Preisen von unter 80 Euro pro Pneu erhältlich.
Sehr gut
1,5
Goodyear Vector 4Seasons Gen-3
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