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LSF, SPF und UV-Index: Verwirrende Abkürzungen beim Sonnenschutz
Der Frühling ist die ideale Zeit, um Sonne zu tanken – aber auch die Markisen auszufahren und das Sonnenbrand-Risiko zu minimieren. Wäre da nicht die Vielfalt an Abkürzungen, Zielgruppen und Ratschlägen zum wirksamen Lichtschutz, die selbst die Fachpresse unterschiedlich handhabt, stünde der guten Frühlingslaune nichts entgegen. Noch dazu sehen sich Sonnenanbeter mit weiteren Faktoren wie UV-Index, Sonnenstand und Ozongehalt in der Atmosphäre konfrontiert.
Dabei scheint es ganz einfach, den optimalen Sonnenschutz zu finden: Auf jedem Sonnenschutzmittel finden Sie Angaben zum Sonnen- oder Lichtschutzfaktor (LSF oder SPF). Dessen Schutzstufen reichen von leicht (LSF 6-10) über mittel (LSF 15-25) und hoch (LSF 30-50) bis zu sehr hoch (50+). Die Angabe bezieht sich jedoch nur auf den Schutz vor UVB-Strahlung.
Doch es gibt eine Faustformel, die Sie sich merken können: Je höher der LSF, desto höher ist der Schutz, den eine Sonnencreme vor Verbrennungen bietet. Beträgt der Faktor Ihrer Sonnenmilch beispielsweise 20, können Sie 20-mal länger in der Sonne bleiben als ohne Schutz. Doch um die Formel korrekt anzuwenden, müssen Sie die Eigenschutzzeit Ihrer Haut kennen – und die ist abhängig vom Pigmentierungstyp und von der Vorbräunung Ihrer Haut.
Stiftung Warentest: Zahlen gaukeln Genauigkeit vor
Der LSF ist die wichtigste Kenngröße bei einem Sonnenschutzmittel und als große Zahl deutlich erkennbar auf der Verpackung aufgedruckt. Doch Hautärzte empfehlen, nur zwei Drittel der errechneten Sonnenschutzzeit auszunutzen. Denn auch ohne sichtbare Rötungen kann die Haut geschädigt werden, was zu verstärkter Faltenbildung, schlimmstenfalls zu Hautkrebs führen kann. Und: Je intensiver die UV-Strahlung, desto höher das Hautkrebsrisiko. Bei Kindern sollte man noch mehr Vorsicht walten lassen und sie möglichst früh aus der Sonne holen.Überhaupt ist dem LSF eine Tücke zu eigen: Er stellt nur einen gerundeten Mittelwert dar, der nicht jedem Pigmentierungstyp entspricht. Denn der Lichtschutzfaktor ist nur ein Durchschnittswert, der unter Laborbedingungen ermittelt wurde. Die Stiftung Warentest wird noch viel deutlicher: Die Zahlenangaben "gaukeln eine Genauigkeit vor, die so nicht gegeben ist". Demnach wäre etwa die Beispielformel „Zehn Minuten Eigenschutz – mit LSF 6 eine Stunde" irreführend, mit Unwägbarkeiten verbunden und zudem abhängig vom Ort der Bestrahlung. Nicht zuletzt ist die erlaubte Sonnendauer von der richtigen Anwendung und Auftragsmenge abhängig. Tests und Untersuchungen belegen, dass hier vieles im Argen liegt.
Welche synthetischen UV-Filter gelten als unbedenklich oder nur leicht bedenklich?
Keine oder wenig allergisierende oder hormonelle Wirkung haben Studien zufolge folgende chemische UV-Absorber:- Butyl Methoxydibenzoylmethane (Avobenzone)
- Drometrizole Trisiloxane (Meroxyl XL)
- Terephthalylidene Dicamphor Sulfonic Acid (Mexoryl SX)
- Bis-Ethylhexyloxyphenol Methoxyphenyl Triazine (Tinosorb S)
- Diethylhexyl Butamido Triazone (Iscotrizinol)
- Ethylhexyl Triazone (Uvinul T 150)
- Diethylamino Hydroxybenzoyl Hexyl Benzoate (Uvinul A Plus)
- Phenylbenzimidazole Sulfonic Acid (Enzulisol)
Sonnenschutzmittel im Test: Auf UVB-/UVA-Balance achten
Obwohl sich der LSF stets nur auf den Schutz vor UVB-Strahlung bezieht, sollte Ihre Creme auch vor der langwelligeren Strahlung im UVA-Bereich schützen. Letztgenannte bräunt die Haut zwar nur kurz, dringt jedoch tief in die Haut ein und wird für Hautkrebs, krankhafte Veränderungen der Haut, vorzeitige Hautalterung oder Immunsuppressionen durch die ultravioletten Strahlen verantwortlich gemacht.Erkennbar ist der UVA-Schutz auf Sonnenschutzmitteln erst seit dem Jahr 2013 – und zwar in Gestalt eines Logos auf der Packung, das die Buchstaben UVA in einem Kreis zeigt. Fachgesellschaften empfehlen Produkte mit einem 1:3-Verhältnis von UVA- und UVB-Schutz – das heißt heruntergestrickt auf eine allgemein verständliche Formel: Der UVA-Schutz muss mindestens ein Drittel des LSF betragen. Darüber hinaus wäre eine noch exaktere Angabe des UVA-Schutzes denkbar, die aber die wenigsten Hersteller bieten. Sie können sie an den Abkürzungen UVA-PF (UVA-Protection Factor) oder PPD (Persistent Pigment Darkening) erkennen.
Empfehlungen der Tester: Im ersten Lebensjahr ist pralle Sonne tabu
Wenn Sie sich viel in der Sonne oder an besonders sonnenintensiven Orten aufhalten, beispielsweise am Wasser, im Hochgebirge oder beim Wintersport, sollten Sie einen möglichst hohen LSF wählen. Auch Kinder sollten mit hohen Lichtschutzfaktoren versorgt werden. Für sie empfiehlt das Bundesamt für Strahlenschutz (BFS) generell Mittel mit LSF 30 und höher, Erwachsene sollten zu LSF von mindestens 20 greifen. Bei gesunder Haut sind höhere LSF als 25 aber nicht notwendig, selbst empfindliche Menschen können sich an jedem Ort der Erde ausreichend schützen – immer unter der Annahme, sie geizen beim Auftragen nicht und halten die Dauer ihrer Sonnenbäder in Grenzen. Für Babys und Kleinkinder im ersten Lebensjahr ist pralles Sonnenlicht generell tabu.Erwachsenen bieten strikte Sonnenabstinenzen allerdings keine Garantie für ein gesünderes Leben. Im Gegenteil. Denn mithilfe von Sonnenlicht bildet der Körper das lebenswichtige Vitamin D, das vor vielen Krankheiten schützt. Studien legen nahe, dass Menschen, die sich viel im Freien aufhalten, ein geringeres Hautkrebsrisiko besitzen als völlig ungebräunte Menschen. Am "gesündesten" ist laut einiger Experten eine angemessene Sonnendosis am Vormittag oder nach 17 Uhr. Der (Nach-)Mittagssonne sollten sich Sonnenhungrige lieber nicht aussetzen.
Was ist der UV-Index und was muss ich beachten?
Laut Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) soll der UV-Index Menschen für die gesundheitliche Gefährdung durch sonnenbrandwirksame UV-Strahlung sensibilieren. Der DWD sagt in Kooperation mit dem BFS täglich die UVI-Werte für verschiedene Regionen Deutschlands vorher. Je besser Sie den UV-Index und die ihm zugeordnete Strahlungsstärke kennen, desto besser können Sie auf darauf reagieren – und ggf. Schutzmaßnahmen treffen oder den Aufenthalt im Freien ganz vermeiden.Mit Blick auf die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO ist die Grundregel ganz einfach: Ab UV-Index 3 sind Schutzmaßnahmen notwendig. In den Mittagsstunden sollte jeder den Schatten suchen und sich ansonsten mit schützender Kleidung, Kopfschutz und Sonnenbrille ausrüsten.
UV-Index | Strahlungsstärke | Schutz |
---|---|---|
1 bis 2 | mittel | Kein Sonnenschutz erforderlich. |
3 bis 5 | mittel | Schatten suchen. Schutzmaßnahmen wie Sonnenbrille und -creme, Hut, T-Shirt erforderlich. |
6 bis 7 | hoch | Schatten suchen, Schutzmaßnahmen wie Sonnenbrille und -creme, Hut, T-Shirt erforderlich. |
8 bis 10 | sehr hoch | Aufenthalt im Freien möglichst vermeiden. Schutz erforderlich. |
11 bis 12 | extrem | Aufenthalt im Freien möglichst vermeiden. Schutz erforderlich. |
Hat guter Sonnenschutz seinen Preis?
Nein. Die Testtabellen zeigen sogar das gegenteilige Bild vom günstigen Discounter-Sonnenschutzmittel als gutem, umfänglichem Sonnenschutz und hohen Lichtschutzfaktoren, die zum Teil zwar hautreizendes Parfüm, aber keine bedenklichen Inhaltsstoffe enthalten. Beispiele dafür sind bei etlichen Discounter- und Drogerie-Produkten anzutreffen, und sogar geeignet, um mit der konkurrierenden Apothekenware mitzuhalten. Umgekehrt signalisiert ein abschließendes „Mangelhaft“ als Testnote, dass gerade die teuersten oftmals die schlechtesten Mittel sind. Als „sehr gut“ und günstig sind in Tests Produkte von Aldi Nord / Ombra (Ultra Sensitiv Sonnencreme) , Lidl (Cien Sun Sonnenmilch), Penny und Rewe (Today Sonnenmilch), Real (Sôi Sonnenmilch), Rossmann (Sunozon Transparentes Sonnenspray) oder dm (Sundance Sonnenmilch LSF 30) aufgefallen. Mit der Ombra Sun Care Sonnenmilch LSF 30 bietet Aldi sogar ein Spitzenprodukt, das die Sonnenschutz-Konkurrenz komplett in den Schatten stellt. Ein sehr gutes Sonnenspray zum günstigen Preis liefert das dm / Sundance MED Sonnenspray mit LSF 50+.Besser nur noch mit „Bio“ in die Sonne?
Mit rein physikalischen UV-Filtern sind kaum hohe UVA-Schutzniveaus zu erreichen, warnen Fachgrößen und machen es vor allem gesundheitsbewussten Sonnenanbeter:innen schwer. Bei der langwelligeren Strahlenart, die sogar Glas und damit auch Fenster- oder Autoscheiben durchdringen kann, lassen sich mit den physikalischen Filtern in Bio-Sonnencremes nicht sehr hohe Schutzniveaus erzielen. Für die 1:3-Formel reichte es in einem früheren Sonnenschutzvergleich der Stiftung Warentest beim Lavera Sun sensitiv Family Sun-Spray nur für ein „Mangelhaft“; derselbe Patzer war der Eco Cosmetics Sonnenlotion mit LSF 50 unterlaufen: Mit einem „Mangelhaft“ in der Endnote bildete es zusammen mit dem Tiroler Nussöl das Schlusslicht in einem Sonnencremevergleich der Stiftung Warentest.Empfehlenswerte Sonnencremes aus der Naturkosmetik
Natürlich gibt es auch empfehlenswerte Produkte aus der Bio-Fraktion. Aktuelle Beispiele sind dm / Alverde Sensitiv Sonnenmilch LSF 30, die Biosolis Sonnenmilch Baby & Kids, die Eco Cosmetics Baby & Kids oder der Sonnenschutz für Kinder Alga Maris 50+ von Laboratoires de Biarritz.Apropos UV-Filter mit Chemie: Wie berechtigt ist die Kritik an Octocrylen?
Immer wieder wird diskutiert, ob der Einsatz synthetisch hergestellter Sonnenschutzfilter für die Gesundheit oder Umwelt sicher ist. Beim UV-Absorber Octocrylen hatte man vermutetet, dass er im Körper wie ein Hormon wirken und sogar Krebs erregen könne. Noch mehr Fahrt nahm das Thema im Zusammenhang mit der Frage auf, ob man Sonnencreme vom Vorjahr noch aufbrauchen darf oder sich schädliche Abspaltprodukte gebildet haben könnten. So konnten Wissenschafter an der französischen Universität Sorbonne nachweisen, dass in künstlich gealterten Sonnenschutzmitteln mit Octocrylen die Konzentration am möglicherweise krebserregenden Stoff Benzophenon steigt.Es besteht der Verdacht, dass Benzophenon die Entstehung von Krebs begünstigen könnte. Anhand der dürftigen Datenlage ist ein Gesundheitsrisiko zurzeit aber nicht klar abschätzbar. – Stiftung Warentest in „test“ 8/2022
Kritik an Homosalat in Sonnenschutzmitteln
Ein weiterer UV-Filter steht im Verdacht, das Hormonsystem zu beeinflussen. Er hört auf den Namen Homosalat und wird von der EU-Kosmetikverordnung auf maximal 10 Prozent begrenzt. Nicht ganz einverstanden ist der Wissenschaftliche Ausschuss der EU (SCCS), der nur eine Höchstmenge von 0,5 Prozent für sicher hält. Die Stiftung Warentest orientiert sich an der strengeren Einschätzung – und bewertet den Homosalat-Einsatz über dieser Menge als kritisch.Ein Verdacht hat sich nicht erhärtet
Inzwischen gilt zumindest in einem Punkt Entwarnung: Der Verdacht, dass Octocrylen hormonähnlich wirkt, hat sich laut Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung nicht erhärtet. Gesundheitliche Beeinträchtigungen seien selbst dann nicht zu erwarten, wenn man zu einem Produkt mit dem in der Studie ermittelten höchsen Benzophenon-Gehalt greift – nachzulesen im „test“-Heft vom Juli 2021. Ob aus länger gelagerten Sonnenschutzmitteln ein Risiko ausgeht, sei wegen der dünnen Datenlage aber nicht sicher zu beantworten, so das Fazit auch im aktuellen Sonnencreme-Test vom August 2022. Erfreulich: Die meisten Sonnenschutzmittel im Warentest verzichten auf Octocrylen. Wenn Sie in die Testtabellen schauen, können Sie sich vor dem Kauf gründlich absichern.Tipp: Nutzen Sie octocrylenhaltige Produkte – im aktuellen Test die von Kaufland, Müller und Sun D‘Or – vorsichtshalber nur bis zum aufgedruckten Mindesthaltbarkeitsdatum. Benzophenon bildet sich vor allem bei längerer Lagerung. – Stiftung Warentest in „test“ 8/2022
Besser: Nicht-chemische Filter
Stellt sich nur die Frage, ob man nicht aus Gründen des Umweltschutzes auf Octocrylen verzichten möchte. Denn Forschungsergebnisse belegen auch eine Gefahr durch Sonnenschutzcremes für Ozeane und Korallenriffe. Aus diesem Grund gibt es bereits gesetz.iche Verbote für Sonnencremes mit schädlichen Chemikalien auf Hawaii oder dem Inselstaat Palau. Naturkosmetika treffen diese Verbote nicht. Denn Octocrylen ist ein chemischer UV-Filter, in Bio-Sonnencremes kommen physikalische bzw. mineralische Filter zum Einsatz. Wir empfehlen Ihnen daher, zur Sicherheit nur zu den nicht-chemischen Sonnencremes aus der Bio-Abteilung zu greifen.Wie verhält sich Naturkosmetik zu Nanomaterial?
Viele Bio-Sonnencremes enthalten Titanoxid oder Zinkoxid. Das sind UV-Filter nicht-chemischen Ursprungs. Statt wie chemische UV-Filter in die Haut einzudringen, legen sie sich nur oberflächlich auf die Haut und bilden dort eine schützende Schicht. Diese sogenannte Weißschmiere reflektiert die ultravioletten Strahlen wie kleine Spiegel. Um den – leider auch unbeliebten – Weißeffekt zu reduzieren, setzen manche Hersteller verkleinerte Mineralteilchen ein – jene Nanopartikel, die in ihren Auswirkungen auf die Gesundheit noch nicht erforscht sind. Laut SCCS, dem Wissenschaftlichen Ausschuss für Verbrauchersicherheit der EU-Kommission, ist das zwergenhafte Nanomaterial nach derzeitigem Wissensstand auf intakter Haut unbedenklich.
Etwas anders seien Nanopartikel in sprühbaren Sonnenschutzmitteln zu bewerten. Denn dann könnten sie mit dem Einatmen die Lunge schädigen und zu Krebs führen. Das Unbehagen bei den Verbrauchern sitzt entsprechend tief, weshalb seit 2013 Kosmetikhersteller Nanoteilchen in der Inhaltsstoffliste auf dem Produkt mit "nano" kennzeichnen müssen.