25.11.2022
Hautpflege: Wissen, was der Haut guttut
Wäre es doch so simpel: abends runter mit der Schminke, reichlich Nachtcreme aufs Gesicht und, sollte es nötig sein, eine Augen- oder Antifalten-Creme einklopfen – und schon entknittern sich Falten, sieht die Haut jung und rosig aus. Schlechte Nachricht: Nicht jede Creme ist „gut zu Gesicht“, in Tests findet sich viel Kritisches zu Werbung und Inhaltsstoffen. Wir zeigen Ihnen, welche Hautpflege sinnvoll ist und was Antifalten-Wirkstoffe bringen. Wir strecken unsere Fühler auch auf Trends mit „Junge-Leute-Appeal“ aus – Nachhaltigkeit und Mizellenwässer.
Antifalten-Creme: Faltenkiller oder Marketing-Masche?
Sagen wir es gleich, damit der Schmerz schnell nachlässt: Selten kommen in den Gesichtscreme-Tests so viele Abwertungen zusammen wie bei Anti-Aging-Cremes. „Nichts zu sehen“, titelt die Stiftung Warentest im test-Januar-Heft 2016. Eine Anti-Aging- oder Antifalten-Creme bringe gegenüber einer Pflegecreme ohne Wirkversprechen keine Vorteile, schreibt Öko-Test im großen Gesichtscreme-Vergleich vom Februar 2021. Keine Creme könne bis in die unteren Hautschichten vordringen, wo sich Krähenfüße und Altersfalten bilden. Doch die Tests vernichten die Hoffnung nicht ganz. Einen aufpolsternden, oberflächlich abmildernden Effekt hat mancher Anti-Falten-Wirkstoff dann doch. Wenn Ihnen minimale Veränderungen genügen, können Sie es versuchen. Die wohl bekanntesten Anti-Aging-Wirkstoffe in den Cremes sind:
- Kollagen: Feuchtigkeitsbinder und -spender. Körpereigenes Eiweißmolekül.
- Hyaluronsäure: Bekannt aus der Faltenunterspritzung. Körpereigene Hyaluronsäure bindet Wasser in den obersten Zellschichten der Haut.
- Q10: Auch als Ubiquinone in der Liste der Inhaltsstoffe zu finden. Wirkt als Antioxidans gegen freie Radikale.
- Vitamin A (Retinol): Wirkt als Antioxidans gegen freie Radikale und kann die Hautelastizität steigern.
- Ceramide: Wasserbindend. Körpereigene „Kittsubstanz“ zwischen den Hornzellen der Oberhaut.
- Vitamine B, C und E
Unser Tipp: Anti-Aging-Alternative aus der Naturkosmetik
Gut
1,8
Logona Age Protection festigende Tagescreme Extra Pflegend
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Anti-Aging-Tipp: Setzen Sie auf ausreichend Feuchtigkeitszufuhr, schlafen Sie gut und essen viel Grünes, vom dem vieles freie Radikale fängt. Besonders wichtig ist feuchtigkeitsspendende Kosmetik, beispielsweise mit Aloe Vera oder Allantoin. Die besten Gesichtscremes aus Öko-Tests enthalten beispielsweise Sheabutter, Erdnuss-, Oliven-, Aprikosenkern- oder Nachtkerzenöl. Aber auch Mandel-, Jojoba- oder Traubenkernöl sind typische Bestandteile von Top-Gesichtscremes im Test.
Klar erwiesen ist: Wer Sonnenschutzmittel verwendet, tut schon viel für ein gutes Hautbild.
Augencremes ohne besondere Wirkstoffe?
Spontane Favoriten? Haben wir auch bei Augencremes nicht zu vermelden. Zum einen, weil sie keine speziellen Wirkstoffe für die Augenpartie enthalten. Zum anderen, weil Augencremes meist Anti-Aging-Effekte ausloben, zu denen die Test-Profis auch sonst Zweifel anmelden. Obendrein bemängeln die Testmagazine den fehlenden Mehrwert gegenüber einer guten Pflegecreme. Ihr einziger Vorteil ist, dass sie keine „spreitenden“ Substanzen enthalten, also nicht ins Auge wandern und dort Reizungen hervorrufen. Und leider werden auch Augencremes mit Sonnenschutz oft zur Nacht empfohlen. Wie auch bei Nachtcremes mit UV-Schutz halten wir hier den Dauerkontakt mit chemischen UV-Filtern für sinnlos. Gute Feuchtigkeitsspender sind die Test-Augencremes aber fast alle.
Trendprodukt Mizellenwasser: Rubbel- und reibungslos zur sauberen Haut
Tschüss, Schmutz und Schminkreste! Mizellenwässer versprechen, fettige Schmutzpartikel und Make-up besonders gründlich und ohne viel Rubbeln und Reiben von der Haut zu nehmen. Anders als ein Standard-Reinigungsschaum oder Gel kann das „magische Nass“ auf der Haut bleiben und muss nicht mit Wasser abgespült werden. Auf den Fläschchen steht häufig, dass Mizellenwasser selbst Make-up „wie ein Magnet anzieht“. Klingt gut. Und ist praktisch, vor allem unterwegs. Und was sagen Tests? Die meisten, auch günstigen Wässer seien völlig in Ordnung, schreibt das Magazin Öko-Test im Frühjahr 2021. Allerdings sind sie kein Wundermittel und auch gar nichts Neues, denn sie bilden sich seit jeher aus waschaktiven Substanzen (Tensiden), sobald diese in Wasser eine bestimmte Konzentration übersteigen.
Unser Fazit: Alter Wein in neuen Schläuchen, der laut Tests zumindest nicht schadet, solange das Testergebnis „Inhaltsstoffe“ gut oder sehr gut ist.
Sehr gut
1,0
Rossmann / Alterra Mizellenwasser Bio-Cranberry
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Die wässrige Lösung mit Bio-Cranberry von Alterra kassierte im Test ein „Sehr gut“. Auch, wenn wir den Wirkversprechen der Mizellenwässer, die Schmutz wie ein Magnet anziehen sollen, eher neutral gegenüberstehen: Bei diesem aus dem Hause Rossmann müssen wir unsere Vorbehalte revidieren. Es ist für alle Hauttypen verträglich, mit dem Natrue-Siegel für authentische Natur- und Biokosmetik zertifiziert und eines der günstigsten Naturkosmetik-Mizellenwässer auf dem Markt. Ob sein Reinigungstrick dem Jahrhunderte alten Seifen überlegen ist, lässt sich nicht eindeutig klären. Doch laut Öko-Test enthält es wenigstens keine bedenklichen oder umstrittenen Inhaltsstoffe – es kann also nicht schaden, wenn man es wie empfohlen nicht mit Wasser abwäscht. Besonders löblich finden wir den mit 95 Prozent wirklich hohen Anteil an recyceltem Material im Flaschenkörper.
Mizellenwasser: Das ist der Trick
Was sind Mizellen? Im Prinzip klassische Seifen, die chemisch etwa so funktionieren: Wirft man längliche Moleküle, deren „Schwänzchen“ fettliebend (und damit wasserabweisend) und deren „Köpfchen“ wasserliebend sind, ins polare Wasser, bilden sich winzige Kügelchen, die Mizellen. Deren fettanziehende Schwänzchen lagen sich zusammen und halten den Schmutz im Inneren fest. Zurück bleibt saubere Haut – mit der Kraft der Ladung, die dafür bürgt, dass sich Fettiges in Wasser zueinander hingezogen fühlt. Das ist der ganze Reinigungstrick, mit dem Seifen schon seit Jahrhunderten arbeiten.
Nachtcremes: Regeneration, Anti-Falten, UV-Schutz?
Braucht die Haut nachts wirklich eine andere Creme als tagsüber? Das lässt sich tatsächlich mit Ja beantworten: Im Vergleich zu Tagescremes sind Nachtcremes viel reichhaltiger in ihrer Rezeptur. Sie enthalten mehr Öle, Wachse und andere Fette, die in einer Tagescreme zu mächtig wären oder störten, weil sie langsamer einziehen oder sich nicht mit dem Make-up vertragen würden. Auch wenn Sie zum Abschminken einen fettlösenden Gesichtsreiniger verwenden, spricht das für eine Nachtcreme: Weil solche Reiniger außer Schminke auch einen Teil der hauteigenen Lipide von der Haut nehmen, ist es sinnvoll, mit einer Nachtcreme für Rückfettung zu sorgen.
Und was sagen Tests? Etliche Nachtcremes werben mit einer reichhaltigen Pflege oder verbesserter Feuchtigkeit. Das ist in Ordnung. Einige verdienen sich Pluspunkte durch makellose Rezepturen ohne umweltbelastendes Flüssigplastik, hautreizende Konservierungsmittel, Silikone oder allergieauslösende Duftstoffe. Das ist sehr gut. Die nächsten wollen die Haut nicht nur bei der Regeneration unterstützen, sondern auch jung halten. Doch einen Anti-Aging-Effekt können die wenigsten Hersteller im Test belegen, rufen aber stolze Preise dafür auf. Das wäre okay, könnten diese Cremes deutlich mehr als eine herkömmliche Pflegecreme. Doch ein glättender Effekt lässt sich am ehesten auf die feuchtigkeitsspendenden Eigenschaften einer Creme zurückführen. Das kann aber eine im Zweifel deutlich günstigere Basispflege genauso gut.
Die besten Nachtcremes im Test
UV-Filter in Nachtcremes: Sinnvoll oder Klimbim?
Ein UV-Schutz für die Nacht ist nicht nur sinnlos, sondern auch problematisch. Denn nicht alle UV-Filter sind gut verträglich, manche weisen eine hormonelle Wirkung auf oder haben ein allergieauslösendes Potenzial. Grundsätzlich wollen wir UV-Filter nur in Sonnenschutzmitteln sehen. Warum? Weil manche UV-Filter in die Haut eindringen und dort zu Reizungen oder allergischen Reaktionen führen können – auch wissenschaftlich geprüfte und als unbedenklich genehmigte Rohstoffe. Wir finden es auch bedenklich, die Haut mit chemischen Substanzen zu traktieren, wenn man nicht gerade ein Sonnenbad nehmen will.
Unser Vorbehalt gilt auch für UV-Filter in Tagescremes. „Verwenden Sie lieber eine Tagescreme ohne UV-Filter und ergänzen bei Bedarf ein Sonnenschutzmittel“, schreibt das Magazin Öko-Test in seiner Februar-Ausgabe 2022. Vermeiden Sie es auch, eine Tagescreme mit UV-Filter in der Nacht aufzutragen.
Cremen ohne Schämen: Muss eine Gesichtscreme biozertifiziert sein?
Die Auswahl guter Gesichtscremes bei Stiftung Warentest ist groß, auch für Fans der Naturkosmetik mit Siegel. Immerhin muss eine biozertifizierte Creme auf Hilfsstoffe wie erdölbasierte Emulgatoren oder keimtötende Konservierungsstoffe verzichten. Auch künstliche Farb- und Duftstoffe sind nicht erlaubt. Aus unserer Sicht erfreulich: Tendenziell gewinnen Öko-Siegel und Nachhaltigkeit in Gesichtscreme-Tests an Bedeutung. Dabei stehen nicht nur die üblichen Verdächtigen wie Silikon oder Flüssigplastik auf den Prüflisten, sondern auch der Anteil an recyceltem Material in den Verpackungen.
Gut
2,0
Rossmann / Alterra Anti-Age Tagescreme Q10 Bio-Orchidee
Zum Produkt
Eine Gesichtscreme gefällt uns doppelt so gut, wenn sie wie Testsiegerin Alterra Anti-Age-Tagescreme Q10 mit Bio-Orchidee auch noch nachhaltig ist. Mit Gesamtnote „gut“ konnte sie im großen Gesichtscreme-Vergleich von Öko-Test im Februar 2022 immerhin die 16 anderen Naturkosmetika mit Wirkversprechen abwimmeln. Wie die meisten Gesichtscremes im Test, ob konventionell oder bio-zertifiziert, hat auch sie „sehr gute“ Inhaltsstoffe. Dass die Creme dann doch kein wahrgewordener Traum für Öko-Fans ist, liegt am Verpackungsärger: Der Umkarton schützt kein Glas, ist nach den Maßstäben der Öko-Test demnach überflüssig.
Natural, Nature oder „Natürlich“ heißt nicht automatisch risikoärmer
Nicht alles, was sich „natürlich“ gibt, ist pure Natur. Auch da kann viel Synthetisches drin sein. Auch was sich Naturkosmetik nennt, muss nicht frei von Problemstoffen sein. Der Begriff ist gesetzlich nicht geschützt. Wer keine synthetischen Stoffe in seiner Creme haben will, greift zu Naturkosmetik mit etablierten Siegeln wie Natrue, Ecocert oder BDIH. Diese Cremes müssen überwiegend aus Stoffen natürlichen Ursprungs bestehen.
Gut: Auch manche konventionellen Gesichtscremes im Test haben recht hohe Naturstoffanteile. Doch für Kosmetik ohne Zertifizierung bestehen keine Anforderungen an Natürlichkeit und Bioanteil. Bis es die gibt, raten wir: Bleiben Sie lieber skeptisch, wenn es auf den Verpackungen konventioneller Anbieter grünt und blüht, etwa mit Werbung wie „ausgewählte Naturstoffe“, „hochwertige pflanzliche Öle“ oder andere Versprechen.
Getönte Tagescremes: Frische ohne Maskeneffekt
Getönte Tagescreme ist die Alternative zu Make-up und interessant für alle, die nicht geschminkt aussehen wollen. Zwar verdeckt sie nicht jeden Fleck, Pickel oder Augenring, verleiht der Haut aber ein gepflegtes und ebenmäßigeres Aussehen. Wieder können wir vornehmlich Naturkosmetik empfehlen. Auf ein „Sehr gut“ im Urteil Inhaltsstoffe bringen es im Öko-Test alle acht getönten Tagescremes aus zertifizierter Naturkosmetik. Dass nicht alle auch im Gesamturteil Spitze sind, liegt an Umweltmängeln. Nur die konventionelle Creme von Nivea 5 in 1 Tagespflege BB LSF 15 konnte für sich reklamieren, recyceltes Material für die Kunststofftube zu verwenden.
Die besten getönten Tagescremes