Das Wichtigste auf einen Blick:
- trotz aller Verbesserungen bei Ersatzmilch ist Muttermilch unerreichtes Vorbild
- ist Stillen nicht möglich: Pre-Fertigmilch, Pre HA („hypoallergen“) oder Anfangsnahrung 1
- Diätverordnung regelt u. a. Art und Menge von Nährstoffen in Fertigmilch
- HA-Nahrung empfehlenswert bei erhöhtem familiären Risiko für Allergien
- Stiftung Warentest: für Beba HA Pre allergievorbeugender Effekt nachgewiesen
- selbst bei sorgfältigster Herstellung sind Problemstoffe wie Furan unvermeidbar
Image-Check von Milchpulver: Wie beurteilt die Stiftung Warentest Anfangsmilch für Säuglinge?
In Tests stehen sich Babyanfangsnahrungen der Kategorien Anfangsmilch 1, Pre-Milch und der als hypoallergen beworbenen HA-Milch gegenüber. Anfangsmilch für Säuglinge, darin sind sich die Tester, Fachbeiräte der Stiftung Warentest und spezialisierte Fachredakteure weitgehend einig,- ist in ihrer Zusammensetzung der Muttermilch klar unterlegen und allenfalls als Annäherungsversuch an die Schutz- und Abwehrstoffe der Muttermilch zu sehen
- weist trotz ständiger Verbesserungen noch immer große Unterschiede zur Muttermilch auf
- liefert nur einen Bruchteil der in Muttermilch enthaltenen Mehrfachzucker
- ist häufig belastet mit unerwünschten Fettschadstoffen, die bei der Fettraffination entstehen können (z. B. 3-MCPD- und Glycidyl-Ester)
- ist als HA-Nahrung (HA für „hypoallergen“) nur bei allergiegefährdeten Säuglingen sinnvoll
- kann im Falle von HA-Nahrung nachweislich das Allergierisiko für Neurodermitis und Nahrungsmittelallergien bei allergiegefährdeten Babys verringern
- bietet einen schlechteren Allergieschutz als Muttermilch
Wie testet die Stiftung Warentest Babynahrung und wie bereitet sie ihre Tests vor?
Größtes Thema bei Stiftung Warentest ist die ernährungsphysiologische Qualität ihrer Testmuster. Dabei interessiert die Prüfer unter anderem, wie es um die Anforderungen aus der Diätverordnung bestellt ist. Fast alle Prüflinge absolvieren diese Testdisziplin mit stoischer Ruhe. Sie enthalten alle lebenswichtigen Nährstoffe in einer Zusammensetzung, die ein Baby für eine gesunde Entwicklung braucht. Um dem komplexen Thema gerecht zu werden, beschäftigt die Stiftung Warentest Labore, Kinderärzte und Beauftragte für Stillen und Ernährung im Deutschen Hebammenverband und der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) mit Fragen nach der Nährstoffdichte, dem Nutzen von Mehrfachzuckern (sogenannte Probiotika) oder Milchsäurebakterien in Fertigmilch und analysieren das Amino- und Fettsäurespektrum ihrer Stichproben. Hält sich eine Babymilch an die ab 2020 geltenden EU-Verordnung, gibt es Pluspunkte. Darin ist ein Mindestgehalt an DHA, einer mehrfach ungesättigten Fettsäure, von 20 Milligramm pro 100 Kilokalorien obligatorisch.Von Keimen und kritische Schadstoffen in Milchpulvern
Im Testlabor müssen die Produkte dann beweisen, dass es nicht mit weniger oder ganz ohne Keime und kritische Schadstoffe gegangen wäre. Den Testergebnissen zufolge sind viele Flaschenmilchprodukte mit vermeidbaren Mengen an Fettschadstoffen belastet, die über die eingesetzten Fettkomponenten in die Babynahrung gelangen und auch in früheren Tests vermehrt zu Punktabzügen geführt haben. Einige Produkte verlassen die heiligen Hallen der Stiftung Warentest außerdem mit auffällig viel Perchlorat oder der verwandten Chemikalie Chlorat, die die Jodaufnahme in der Schilddrüse und den Sauerstofftransport im Blut hemmt. Auch mit Blick auf Schwermetalle, Schimmelpilzgifte oder eine unerwünschte Belastung der Pulver mit den Mineralölbestandteilen MOSH und MOAH geht es etlichen Produkten an den Kragen. Nach Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) sollten MOSH vorsorglich minimiert werden, um ein mögliches Gesundheitsrisiko zu reduzieren.Milchnahrung versus Muttermilch: Verbot der Gleichmacherei
Obligatorisch ist seit 2011 der Hinweis auf den Verpackungen, dass Eltern vor dem Griff zur Ersatzmilch mit einem Arzt oder einer Hebamme sprechen sollten. Mit dem Verbot von unvorbildlichen Werbeaussagen in der Diätverordnung, die die Ähnlichkeit der Milchnahrung aus der Flasche mit Muttermilch zu sehr betonen, will der Verordnungsgeber vermeiden, dass Hersteller ihre Fertigmilch als der Muttermilch gleichwertige Kopie bewerben und den Eindruck einer Ersetzbarkeit des Stillens mit der Flasche erwecken.Negativbeispiel war die überzogene Produktwerbung der Firma Hipp, dass ihre Combiotik Bio-Anfangsmilch 1 aufgrund ihrer einzigartigen Kombination aus Prä- und Probiotika dem Vorbild Muttermilch sehr nahegekommen sei. Schlussendlich beurteilen sensorische Tests Geruch, Geschmack und Mundgefühl einer Babymilch – oft mit dem Ergebnis, dass HA-Nahrung einen bitteren Beigeschmack hat. Konventionelle Babynahrung dagegen schmeckt verhältnismäßig süß.
Muttermilch verändert sich im Laufe der Stillzeit – immer passgenau zu den Bedürfnissen des Babys. Nebenbei schützt das Stillen noch vor Infekten und Entzündungen im Säuglingsalter sowie dauerhaft vor Allergien und Asthma. – Öko-Test
Welche Milch-Getreide-Breie empfiehlt die Stiftung Warentest?
Im Herbsttest 2019 warnen die Warentester vor Breien mit intensiven Fruchtzusätzen und zu viel Zucker. In Zukunft sollten Fertigprodukte für Babys gesünder werden, schreibt die Stiftung Warentest und lässt Eltern hoffen, die sich von einer Zutatenliste mit der ausgewiesenen Menge an zugesetztem Zucker mehr Transparenz versprechen. Das sind erfreuliche Botschaften und sollte viele Hersteller zum Nachbessern anregen. Denn weniger als die Hälfte von insgesamt 19 getesteten Milch-Getreide-Breie wiesen im Test einen sehr geringen Zuckergehalt auf, nur drei waren am Ende gut:- Testsieger Hipp Bio-Milchbrei Gute Nacht Kinderkeks, ein Bio-Produkt zum Anrühren für rund 4 Euro pro 500 Gramm-Packung (zum Testzeitpunkt)
- dm Babylove Bio Milchbrei Grieß, ebenfalls ein Bio-Milchpulver zum Anrühren für rund 2,85 Euro pro 600-Gramm-Packung (zum Testzeitpunkt)
- Alnatura Abendbrei Grießbrei pur, ein Bio-Produkt im Glas für 0,99 Cent pro 190-Gramm-Gläschen (zum Testzeitpunkt)
Welche Babynahrung soll ich kaufen, wenn ich nicht stillen kann? Was kommt nach der Babymilch?
Ist Stillen nicht möglich, gibt es industriell erzeugte Milch zum Anrühren, die vom ersten Monat an gefüttert werden kann. Diese wird vielfach als „Säuglingsanfangsnahrung“ beworben und trägt die Bezeichnungen „Pre“ oder „1“ im Namen. Grundsätzlich reicht das Stillen in den ersten Monaten jedoch völlig aus; die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt einen Zeitraum von sechs Monaten. Dies gilt natürlich auch mit Blick auf die Situation in Entwicklungsländern, bei denen verunreinigtes Wasser eine Gefahr für die Babys ist. Hier in Deutschland wird aber häufiger auch eine ergänzende Breikost schon ab dem vierten oder fünften Monat empfohlen – je nach Entwicklungsstand des Kindes. Dies sollte am besten mittags geschehen, um die Verträglichkeit besser zu kontrollieren. Jedes neue Lebensmittel sollten Sie Schritt für Schritt einführen. Zu viele Geschmäcker gleichzeitig verwirren das Kind und führen eventuell zur Ablehnung stark schmeckender Lebensmittel im späteren Leben.Natürliche Muttermilch ist so gesund für den Nachwuchs, dass sie durch künstliche Anfangsnahrung nicht zu übertreffen ist. Babys werden aber auch mit Milchpulvern zum Anrühren groß, wenn Mütter nicht voll stillen möchten oder können. – Öko-Test
„Nach dem 4. Monat“ ist laut Warentest zu früh
Aufgefallen im Test sind immer wieder Fertignahrungen mit der Altersempfehlung „nach dem 4. Monat“. Das sei nicht nur irreführend, sondern auch zu früh, warnen Experten und raten zu dem unmissverständlicheren „ab dem 5. Monat“. Auch die Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO raten davon ab, kommerzielle Beikost für Säuglinge unter sechs Monaten zu bewerben. Um Übergewicht zu vermeiden, sei eine gute Ernährung vom Säuglingsalter an unverzichtbar. Bis zum sechsten Monat sei das in der Regel durch Stillen gewährleistet. Aufdrucke auf Babynahrung, die besagen, dass Nahrungsmittel für Säuglinge unter sechs Monaten geeignet sind, seien irreführend. Das Interesse vieler Hersteller besteht allerdings darin, die Babys möglichst früh mit Süßem in Kontakt zu bringen. Eine gute Orientierung kommt von den Hebammenverbänden. Sie raten, das Baby genau zu beobachten und die Einführung der ersten Beikost von der Entwicklung des Kindes abhängig zu machen. Ein Hinweis für den richtigen Zeitpunkt könnte demnach sein, dass Ihr Baby Dinge in den Mund nimmt, ohne sie spontan rauszuschieben.