Das Wichtigste auf einen Blick:
- Der Motorradreifen muss immer nach Einsatzzweck gewählt werden
- Auch unterschiedliche Motorradtypen verlangen unterschiedliche Reifentypen
- in Vergleichstests liegen Markenhersteller vorne
- Neutralität, Lenkverhalten und Sicherheit auf nasser sowie trockener Fahrbahn dienen als Kriterien in Testberichten
Motorradreifen sind ein wichtiges Element der Fahrdynamik, aber gleichzeitig auch der Fahrsicherheit. Ihre Aufgabe ist es, Beschleunigungs- und Bremskräfte zu übertragen, zusätzlich auch die Seitenführung zu übermitteln. Der Vorderreifen des Motorrads (Front) nimmt die Bremskräfte auf, während der Hinterreifen (Rear) die Beschleunigungskräfte aufnimmt.
Welche Typen unterscheidet man bei Motorradreifen?
Grundsätzlich lassen sich Motorradreifen nach ihrer Bauart in drei Typen einteilen (UN/ECE-Regelung Nr. 75):Diagonalreifen: Der Profi fürs Gelände
Am gebräuchlichsten und daher als Standardreifen zu bezeichnen ist der Diagonalreifen. Die Bezeichnung rührt von dem schräg zur Laufrichtung angeordneten Gewebelagen der Karkasse, also des tragenden Reifenunterbaus, her, deren Fäden vornehmlich aus Kunstfasern wie Ryan oder Nylon bestehen. Diagonalreifen besitzen aufgrund stabiler Seitenbereiche einen hohen Schlagschutz, weswegen sie häufig im Gelände Verwendung finden. Die einfache Konstruktion des Reifens lässt maximale eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h zu.
Radialreifen: Der Tempomacher
Der Radialreifen wiederum ist für hohe Geschwindigkeiten optimiert und sehr formstabil, was im direkten Vergleich mit einem Diagonalreifen besonders deutlich wird. So dehnt sich dieser bei über 200 km/h bis zu 2 Zentimeter im Durchmesser aus, während es bei einem Radialreifen nur wenige Millimeter sind. Möglich macht dies ein zusätzlicher, unterhalb der Lauffläche angebrachter Gürtel, der sich auch bei großen Fliehkräften nicht verformt und sich daher stabilisierend auswirkt. Außerdem sorgen Materialeinsparungen im Seitenbereich für eine geringere Erwärmung, was sich ebenfalls in Hochgeschwindigkeitsbereichen auszahlt. Beim Karkassenaufbau wiederum ist der Fadenverlauf im rechten Winkel zur Laufrichtung angebracht – daher die Bezeichnung „radial“. Radialreifen sind in der Reifenkennzeichnung am Buchstaben „R“ zu erkennen. Sie eignen sich vor allem für sportliche, leistungsstarke Motorräder und liegen immer mehr im Trend; die meisten aktuellen Bikes sind speziell für Radialreifen ausgelegt.
Diagonal-Gürtelreifen: Stabil bei hohem Tempo
Diagonal-Gürtelreifen stellen eine Zwischenstufe beziehungsweise eine Vorstufe zum Radialreifen dar. Wie bei diesen sorgt auch beim Diagonal-Gürtelreifen ein zusätzlicher Gürtel über der Lauffläche für ein Plus an Stabilität bei höheren Geschwindigkeiten und Fliehkräften. Der Fadenverlauf des Karkassenmaterials ist jedoch diagonal angeordnet. Sowohl beim Diagonal-Gürtelreifen als auch beim Radialreifen bestehen die Gürtel meistens aus Kevlar. Zu erkennen sind Gürtelreifen am Buchstaben „B“ (bias-belted).
Wann sollte welcher Reifen zum Einsatz kommen?
Reifen für Motorräder lassen sich jedoch auch nach ihrem Einsatzzweck kategorisieren:Sportreifen
- weicher Gummi - somit geringe Lebensdauer
- sportlicher Einsatz auf der Straße
- relativ hohe Betriebstemperatur
- schwaches Profil
- gute Haftung, vor allem auf trockener Fahrbahn
- nicht besonders gut bei Regen geeignet
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- Empfohlene Bikes
- Sporttourer
- Supersportler
Tourenreifen
- harter Gummi - somit hohe Lebensdauer
- Einsatz im Stadtverkehr, auf Touren oder auf Reisen
- niedrige, dafür schnell erreichte Betriebstemperatur
- gute Haftung
- stark ausgeprägtes Profil
- sicherer Einsatz auf nasser Fahrbahn
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- Empfohlene Bikes
- Leichtkrafträder
- Tourer
- Naked Bikes
Enduroreifen (Mischreifen)
- harter Gummi - somit hohe Lebensdauer
- Einsatz auf der Straße und im Gelände
- vor allem für lockeren Untergrund geeignet
- gute Bodenhaftung
- breites Profil, vor allem auf dem Hinterreifen
- relativ niedrige Betriebstemperatur
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- Empfohlene Bikes
- Reise-Enduros
- Sport-Enduros
Rollerreifen
- spezielle Reifen für Scooter, Mopeds oder Vespa
- unterscheiden sich in Cross-, City- und Straßenreifen
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- passende Motorroller finden
Wie Sie mit Testergebnissen von Motorradreifen umgehen sollten
Werden Reifen für Motorräder in großen Vergleichstests gegenübergestellt, achten die Tester meist auf folgende Kriterien: Fahrleistungen, Fahrstabilität, Handling, Abrollgeräusche oder Bremsverhalten. Natürlich werden die Pneus auch auf unterschiedlichen Untergründen gefahren. So wollen die Prüfer bewerten, wie die Reifen beispielsweise bei Schnee, Nässe oder trockener Fahrbahn reagieren.Die abgegebenen Beurteilungen sollten Sie jedoch nicht als ganzheitlich geltend betrachten. Das Testurteil hängt immer von der gefahrenen Maschine ab. Handling und Lenkpräzision werden stark von der Fahrzeuggeometrie beeinflusst. Daher sind diese Prüfpunkte nicht allgemein übertragbar. Die Haftungsbewertung eines Reifens dagegen lässt sich sehr gut transferieren.