12.09.2022
Markenübergreifende Akkus auf dem Vormarsch
Noch bis vor wenigen Jahren offenbarte der Blick in das Werkzeugregal einer gut ausgestatteten Hobbywerkstatt ein wahres Sammelsurium an Akkugeräten mit ebenso vielen verschiedenen wiederaufladbaren Batterien. Doch Hersteller und damit auch die Anwender:innen räumen auf. Ein Akku für viele Werkzeuge ist die neue Devise. Was bei den meisten Marken mit eigenen Akkufamilien schon Standard ist, gingen Bosch und Metabo anders an. Sie schlossen sich unabhängig voneinander mit mehreren Unternehmen zusammen, um markenübergreifende Akkuplattformen zu schaffen. Das Ergebnis: ein 18-Volt-Akkusystem „Power4All“ von Bosch (grün), Bosch Professionals „AmpShare“ und Metabos „CAS“ („Cordless Alliance System“). Somit können Profis und Heimwerker:innen mit einem Akku viele andere Geräte betreiben. Das spart Platz, Ressourcen und Geld.
Stärken
Schwächen
Die „Power for All Alliance“ von Bosch (grün)
Schnappen Sie sich eine Gloria-Fugenbürste mit Akkuantrieb und reinigen damit die Zwischenräume der Planken. Ziehen Sie den Akku ab und bestücken damit Ihren Bosch-Akkuschrauber, um ein paar lose Schrauben anzuziehen. Schieben Sie den gleichen Akku in die Aufnahme Ihres Gardena-Rasentrimmers und stutzen abschließend überstehende Grashalme – fertig: Ihre Terrasse erstrahlt in neuem Glanz. Mit nur einem Akku. Das geht.
Im Juli 2020 stellte Bosch die neue „Power for All Alliance“ bzw. „Power for All“ (kurz „P4A“) vor: eine markenübergreifende Kooperation für ein 18-Volt-Lithium-Ionen-Akkusystem, die bereits mehrere Unternehmen aus verschiedenen Anwendungs- und Lebensbereichen vereint. Das heißt, dass Sie Garten- und Haushaltsgeräte von Bosch Power Tools und Bosch Home Appliances sowie eine Vielzahl an Produkten von Gardena, Gloria, Wagner und Co. mit ein und demselben 18-Volt-Akku von Bosch betreiben können. Inzwischen sind es 11 Marken und 100 Geräte, die von der übergreifenden Akkuplattform profitieren.
„AmpShare“ für den Profibereich
Übrigens: Auch im Profisegment übt Bosch den Akku-Schulterschluss. Handwerker:innen, die mit den Partner-Werkzeugen arbeiten, brauchen damit nur noch einen Akku und ein Ladegerät aus dem „Professional 18V System“ in ihrem Werkzeugkoffer zu verstauen. Zusammen mit den Gründungsunternehmen Fein* und Rothenberger* hat Bosch eine neue herstellerübergreifende Akku-Allianz ins Leben gerufen: AmpShare. Damit haben Industrie und Handwerk mehr als 200 Werkzeuge von 25 Marken zur Verfügung, die auf dem 18-Volt-System von Bosch Professional beruhen. Das AmpShare-System ist gewissermaßen ein neuer Name für das bereits bestehende, herstellerübergreifende Professional 18V System von Bosch, das sich mit neuen Partnern nun breiter aufstellt.
Alle seit 2008 erworbenen Professional-Akkus sind mit der neuen Akkuplattform kompatibel. Bis Ende 2023 will Bosch die Vielfalt auf über 300 kompatible Werkzeuge ausbauen. Damit gibt es dann ein weiteres, großes Akkusystem für den Profibereich neben dem bereits existierenden und ebenfalls markenübergreifenden CAS-System von Metabo.
*Beide Gründungsunternehmen waren vor dem Zusammenschluss mit Bosch Partner der Akku-Allianz von Metabo.
Metabo als Pionier: Eine Idee setzt sich durch
Der Vorstoß indes ist nicht neu. Mit nicht ganz so viel Tamtam ging bereits 2018 die weltweit erste Akkuplattform an den Start: das „Cordless Alliance System“ (CAS). Damals stellte Metabo seine Akku-Technologie auch anderen Herstellern zur Verfügung. Zu dem Verbund schlossen sich anfangs neun Elektrowerkzeughersteller zusammen, darunter Firmen wie Haaga (bekannt für seine Kehrmaschinen) und Sägen- und Fräsenhersteller Mafell. Weitere Unternehmen folgten dem Ruf. Inzwischen sind 32 Unternehmen mit im Boot und die Anzahl wächst. Dadurch haben Sie Zugriff auf mehr als 300 Akkugeräte. Das bedeutet für Industrie und Handwerk mehr Komfort, wenn verschiedene Gewerke Hand in Hand arbeiten können.
Ähnlich wie bei Bosch liegt auch für dieses Akku-Ökosystem ein Produkt des federführenden Herstellers zugrunde, in diesem Fall ein LiHD-Akkupack von Metabo. Das Konzept verspricht, dass dieser Akku mit über 160 Maschinen der 18-Volt-Klasse kompatibel ist, sodass Sie Geräte, Akkus und Ladegeräte der beteiligten Hersteller ohne Probleme miteinander kombinieren können. Diese Kooperation geht in der Tat noch einen Schritt weiter als die Bosch-Initiative.
Herstellerübergreifende Akkusysteme: Bosch und Metabo als Trendsetter
Cordless Alliance System 18V: Für Profis (Handwerk & Industrie)
Hersteller / Marken | Gerätevielfalt |
---|---|
Metabo, Mafell, Rothenberger, Collomix, Eibenstock, Eisenblätter, Haaga, Starmix, Steinel, Rokamat, Birchmeier, Edding, Fischer, Prebena, Cembre, Pressfit, Jöst, Trumpf, Gesipa, Montipower, Scangrip, Baier Elektrowerkzeuge, ITH, Cemo, Spewe, Lamello, Promotech, Virax, Rico, Strauss, Hellermann Tyton, Jepson, Holmatro | über 300 |
Power for All Alliance 18V: Für Heimwerker:innen & Hobbygärtner:innen
Hersteller / Marken | Gerätevielfalt |
---|---|
Bosch, Gardena, Gloria, Wagner, Rapid, Steinel, Flymo, Husqvarna, Kübler Workwear, PerfectPro | 100* |
AmpShare (Professional 18V System): Für Profis (Handwerk & Industrie)
Hersteller / Marken | Gerätevielfalt |
---|---|
Aircraft, Bosch Professional, AAT, Cleancraft, Fein, Fischer, Brennenstuhl, Cox, Honsel, Klauke, BePo, Förch, Kolektor, Kummert, Leister, Ledlenser, Lena Lighting, Mato, Orgapack, PerfectPro, Ramset, Rexroth, Rothenberger, Signode, Sonlux, Steinel, Strapex, Wagner | über 200 |
*Bosch will ab Ende 2022 die Produktpalette auf über 100 Geräte erweitert haben.
Die Vorteile von Akkufamilien
Vorbei ist endlich das Durcheinander der Ladegeräte und Akkus in Ihrem Hobbykeller! Fortan benötigen Sie nur noch ein Ladegerät und einen Akku bzw. Akkus mit verschiedenen Kapazitäten für unterschiedlich lange Arbeitseinsätze. Außerdem können Sie als Anwender:innen mit der Nutzung von Systemfamilien auch von einer zum Teil beträchtlichen Ersparnis profitieren. Denn mit dem Erwerb von Sologeräten (ohne Akku und Ladegerät), egal ob markenübergreifende und herstellereigene Akkusysteme, sind Werkzeuge wesentlich preiswerter.
Sie können die Vorzüge des kabelfreien Arbeitens genießen – und dabei trotzdem zwischen verschiedenen Herstellern wählen, ohne deswegen eine Vielzahl unterschiedlicher Akkupacks und Ladegeräte mit sich herumschleppen zu müssen. (Quelle: www.metabo.com)
Möchten Sie Geräte mit einem höheren Leistungsbedarf in der 36-Volt-Klasse wie eine Heckenschere, einen Rasenmäher, einen Rasentrimmer oder einen Laubsauger verwenden, können Sie häufig auch zwei 18-Volt-Akkus anstelle eines 36-Volt-Akkupacks verwenden. Viele Hersteller nutzen dieses Konzept, um noch mehr Flexibilität in der Praxis zu erreichen und von sich zu überzeugen.
So lebt Ihr Akku länger
- Vermeiden Sie eine Tiefentladung!
- Vermeiden Sie direktes Sonnenlicht, damit der Akku sich nicht unnötig erwärmt.
- Vermeiden Sie zu viel Kälte bzw. laden Sie Ihren Akku nicht bei unter 0 Grad.
- Achten Sie auf saubere Kontakte!
- Verriegeln Sie den Ein/Aus-Schalter, wenn Sie das Gerät nicht benutzen!
- Verwenden Sie bei Geräten mit zwei Akkus die Batterien im Wechsel!
- Lagern Sie Akkus immer separat, kühl und trocken! Optimal sind 15 bis 20 Grad.
- Nutzen Sie Schnellladegeräte nicht ständig! Denn je höher der Ladestrom und schneller das Ladegerät den Akku auflädt, desto schneller altert der Akku!
- Für Li-Ionen-Akkus ist ein Ladezustand von 30 bis 60 Prozent am besten.
Was haben die Hersteller davon?
Es ist kein Geheimnis: Die Unternehmen versprechen sich mit den Akkusystemen in erster Linie Kundenbindung und Markentreue. So hat in den letzten Jahren fast jeder Hersteller im Garten- und Heimwerkerbereich, aber auch im professionellen Segment sein eigenes Ökosystem auf den Markt gebracht (vgl. Tabelle). Sie heißen zum Beispiel One+ (Ryobi), SystemKIT (Makita) oder Power X-Change (Einhell). Zielgruppe sind Hobbybastler:innen, Amateure und Profis gleichermaßen. Innerhalb der herstellerübergreifenden Plattformen kommt man sich nicht in die Quere, da die beteiligten Marken jeweils verschiedene Produktkategorien und Zielgruppen bedienen.
Fazit
Trotz des erfreulichen Engagements vieler Unternehmen, die sich um die Einführung von Akkunormen verdient gemacht haben, scheint sicher: Eine gewisse Diversität und der Wettbewerb werden bestehen bleiben, was auch ein Test der Stiftung Warentest (11/2020) beweist. Sicher ist aber auch: Von dieser Entwicklung profitieren Hersteller und Sie als Verbraucher:innen gleichermaßen. Unternehmen können sich auf Sie verlassen, weil Sie einer bestimmten Marke treu bleiben - und Sie können eine Menge Geld sparen, wenn Sie nicht zu jedem neuen Akkugerät auch neue Akkus und ein neues Ladegerät kaufen müssen. Zumal ein eingesparter Akku auch Ressourcen schont.
Herstellereigene Akkusysteme
Die folgende Übersicht hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie soll Ihnen einen groben Überblick über die bekanntesten Marken und Hersteller geben.
Hersteller | Akkusystem | Akkuleistung |
---|---|---|
Al-Ko | Easy Flex | 20 Volt* |
Al-Ko | Energy Flex | 40 Volt |
Black + Decker | Powerconnect | 18 Volt |
Bosch | Power4All | 12 / 18 Volt |
DeWalt | XR Flexvolt | 18 / 54 Volt |
Einhell | Power X-Change | 18 Volt |
Gardena | Power System | 18 / 40 Volt |
Kärcher | Battery Power | 18 / 36 Volt |
Makita | SystemKit | 18 Volt |
Ryobi | One+ | 18 Volt |
solo by Al-Ko | Power Flex | 42 Volt |
Stiga | keine spezielle Bezeichnung | 24 / 48 / 60 Volt |
Stihl | AS-System | 10,8 Volt |
Stihl | AK-System | 36 Volt |
Stihl | AP-System | 36 Volt |
Wolf Garten | 18V Li-Ion Power Akku-System | 18 Volt |
Wolf Garten | Lycos 40V Akku-System | 40 Volt |
Wolf Garten | 72 V Li-Ion Power | 72 Volt |
Worx | PowerShare | 20 Volt* |
* 18 Volt und 20 Volt sind eigentlich das Gleiche. Es kommt nur auf die Rechnung an. Die Nennspannung von Akkuzellen liegt bei 3,6 Volt. Die maximale Spannung kann aber auch bis zu 4,0 Volt betragen. Bei mehreren in Reihe geschalteten Akkus ergibt das dann 18 Volt (5 x 3,6 V) oder 20 Volt (5 x 4,0 V).
Gleiches gilt entsprechend für 10,8 und 12 Volt sowie 36 und 40 Volt.
Hier die Akkugeräte aller Hersteller
Wie entsorge ich Akkus richtig?
Akkus können Sie in Deutschland direkt beim Händler oder im Baumarkt zurückgeben, bei dem Sie sie auch gekauft haben. Sie sind zur Rücknahme gesetzlich verpflichtet. Weitere Informationen finden Sie auch in unserem Ratgeber „Wie entsorge ich Elektroschrott richtig?“