Michelin zählt neben Goodyear und Continental zu den bekanntesten Anbietern von Sommerreifen im Premium-Segment. In Europa sind sie Marktführer, rund jeder dritte verkaufte Reifen auf dem alten Kontinent stammt von Michelin. Häufig gute Testergebnisse rechtfertigen die Position der Franzosen. Wenn es Schwächen bei dieser Marke gibt, dann am ehesten bei Nässe.
Energy Saver+
Zu den interessantesten Produkten in der Sommerreifen-Sparte gehört der Energy Saver+. Wie der Name ahnen lässt, handelt es sich um einen Energiesparreifen, der den Kraftstoffverbrauch senken soll. Der 2012er-Energy Saver mit dem Plus-Zeichen kann dabei nach Angabe der Reifenpresse den Rollwiderstand gegenüber seinem Vorgänger um 18 Prozent verringern. Er geht aus Vergleichstests überwiegend als vorbildlich, empfehlenswert oder gut hervor. Lediglich die gemeinsame Redaktion von „auto, motor und sport“ und „Auto Straßenverkehr“ sah den Energy Saver+ in der Größe 205/55 R16 91V im Frühjahr 2013 auf dem vorletzten Platz eine Testfeldes, das aus 13 Sommerreifen bestand. Grund für die „Bedingt empfehlenswert“-Einstufung war die relativ schlechte Performance auf nassem Untergrund.
Die „Auto Bild“ attestierte dem Energy Saver+ jedoch – bei gleicher Größe und ebenfalls auf einem VW Golf als Testwagen – gute Nässeeigenschaften. Die schlechtesten Noten hierbei waren eine 2- für das Bremsen bei Regen sowie für das Kurven-Aquaplaning, insgesamt lief es bei der Nass- und Trocken-Gesamtnote aber jeweils auf eine glatte 2 in der „Auto Bild“ hinaus. Die unterschiedlichen Urteile der beiden Fachzeitschriften beruhen auf abweichenden Messwerten. Während die „Auto Bild“ den Test-Golf aus 100 Stundenkilometern auf regennasser Fahrbahn schon nach 50,6 Metern zum Stillstand brachte, registrierte die „auto, motor und sport“ für die gleiche Übung 53,3 Meter. Über die Gründe, die zu der knappen Differenz von 2,7 Metern und damit zu einer sehr unterschiedlichen Bewertung führten, kann nur spekuliert werden. Bei 100 Stundenkilometern legt man knapp drei Meter in rund einer Zehntelsekunde zurück, so dass schon ein geringfügig späterer oder schwächerer Tritt auf das Bremspedal oder eine kleinere Messungenauigkeit die Ergebnisse verzerren kann. In der „ADAC Motorwelt“ (Ausgabe 3/2013), die den Energy Saver+ in der Größe 185/60 R15 zum Testsieger kürte, heißt es, er sei „gut auch auf Nässe“. Michelin empfiehlt den Reifen für Fahrzeuge der Kompakt- und Mittelklasse sowie Vans. Er ist in der Breite von 165 - 215 Millimetern und bis zum Geschwindigkeitsindex V (bis 240 Stundenkilometer) erhältlich.
Primacy 3
Primacy-Serie
Auf Oberklasse-Fahrzeuge sind der Primacy 3 und der Primacy HP zugeschnitten. In der „Auto Zeitung“ (Ausgabe 6/2013) landete der Primacy 3 in der Größe 215/55 R 16 V im Mittelfeld. Knackpunkt waren „verhältnismäßig lange Bremswege und wenig Seitenführung“ bei Regen, während der Pneu auf trockener Piste „schnell und sicher“ zugleich ist. Für sein Vorbeifahrgeräusch und den mäßigen Rollwiderstand erntet er aber Kritik. Die „Auto Bild“ (Ausgabe 9/2012) sieht den Primacy 3 in der Größe 225/45 R17 W (bis bis 270 Stundenkilometer) als empfehlenswert an, obwohl sie ein leichtes Untersteuern bei Nässe bemängelt. Die verfügbare Breite liegt zwischen 205 und 275 Millimetern, der Primacy ist auch für schnelle Fahrzeuge bis 300 Stundenkilometer (Geschwindigkeitsindex Y) erhältlich. Bei seinem älteren Bruder, dem Primacy HP, hat die „auto, motor und sport“ nur „mäßige Nässe-Eigenschaften“ festgestellt, ansonsten aber „hervorragende Fahreigenschaften“ sowie den Komfort und geringen Rollwiderstand gelobt. Die letzten Tests für den Primacy HP liegen mehrere Jahre zurück. Er ist zwar 2013 weiterhin auf der Michelin-Website und auch im Handel zu finden, wird aber nach Angaben des Herstellers nach und nach durch den Primacy 3 ersetzt.
Pilot-Sport-Serie
Für Fahrer mit sportlichen Ansprüchen bietet Michelin derzeit gleich vier Reifen: Den Pilot Super Sport, den Pilot Sport Cup, den Pilot Sport 3 und den Pilot Sport. Dabei geht die Spanne von sportlichen Alltagsreifen bis hin zu Pneus, die vornehmlich für den Einsatz auf der Rennstrecke konzipiert sind, aber auch eine Straßenzulassung besitzen. Letztere, etwa der Pilot Sport Cup, sind vorwiegend für Hobby-Motorsportler interessant, funktionieren aber nur optimal in einem eng definierten Bereich, zu dem eine bestimmte Betriebstemperatur oder möglichst trockenes Wetter gehören. Normale Straßenreifen halten länger, kommen aufgrund ihres Profils besser mit Regen zurecht und sind daher außerhalb des Motorsports die bessere Wahl. In Betracht kommt etwa der Michelin Pilot Sport 3, den die ADAC Motorwelt (Ausgabe 3/2013) in der Größe 225/45 R17 als „sehr ausgewogen“ bezeichnet und mit der Gesamtnote 2,2 bedacht hat. Und obwohl die Performance auf regennasser Fahrbahn sonst bei Michelin eine Schwäche sein kann, ist der Pilot 3 „besonders gut auf Nässe“, so der ADAC.
Latitude Cross
Latitude-Serie
Michelin deckt den SUV- und Geländewagenbereich mit der Latitude-Reihe ab, die sich aufspaltet in die Einzelserien Tour HP (Straßeneinsatz), Sport und Diamaris (PS-starke SUVs) sowie Cross (Geländeeinsatz). Den Latitude Sport in der Dimension 235/65 R17 104V beurteilt die „Auto Bild Allrad“ (Ausgabe 4/2013) als empfehlenswert. Weniger überzeugen konnte in der derselben Zeitschrift der Latitude Cross in Vergleichstests aus den Jahren 2010 und 2011. In beiden Fällen wurde die „mäßige Haftung bei Nässe“ bemängelt.
Energy E-V
Mit dem Energy E-V bedient Michelin den noch kleinen, aber wachsenden Markt der Elektrofahrzeuge. Der Reifen reduziert nach Herstellerangaben den Rollwiderstand um 20 Prozent und soll damit die Reichweite des Fahrzeuges um 6 Prozent vergrößern. Der Energy E-V wurde bisher nicht getestet, er steht gegenwärtig in zwei Breiten – 185 Millimeter und 195 Millimeter – für Geschwindigkeiten bis 160 Stundenkilometer (Index Q) zur Verfügung.