Das Wichtigste auf einen Blick:
- farbige E-Ink-Technik kaum am Markt vertreten
- TFT-Modelle als E-Ink-Alternative
- etwas teurer als schwarzweiße E-Ink-Displays
Wie werden E-Book-Reader mit Farbdisplay getestet?
Zwar kündigen Hersteller schon seit 2010 immer wieder Modelle mit Farbdisplay an, einige wenige Exemplare gab und gibt es auch bereits. Doch ob die Technik im großen Stil sich durchsetzt, war mehr als fraglich. Die aktuell bevorzugte Farb-E-Ink-Technik wies nämlich einige Nachteile auf. Die wenigen bereits erhältlichen Modelle werden auch von Testmagazinen eher als Exoten angesehen und daher höchst selten getestet. Dem Hersteller PocketBook ist es jedoch mittlerweile gelungen, ein massentaugliches Farb-E-Ink-Display in einem E-Book-Reader zu verbauen. Der PocketBook Color ist damit der erste massentaugliche Farb-E-Book-Reader am Markt. Viele Testberichte haben sich natürlich speziell auf den Bildschirm gestürzt und sind erstaunlicherweise zu dem Ergebnis gekommen, dass es keine nennenswerten Mängel im Vergleich zu regulären S/W-Displays aufweist. Der Bildaufbau ist, wie für E-Ink typisch, ziemlich träge und die Farbdarstellung kann nicht mit LCD oder OLED-Technik mithalten. Das ist bautechnisch bedingt erwartbar. Damit dürften E-Book-Reader nun auch für Comic-Fans interessant werden.
Welche Typen von Farbdisplays gibt es?
Triton-E-Ink-Displays: Bei der sogenannten „Triton“-Technik des Marktführers E Ink handelt es sich um ein normales E-Papier, das mit zusätzlichen Faltfiltern ausgestattet wird. Diese ermöglichen die Darstellung von 4.096 Farben sowie 16 Graustufen, verschwindend wenig also im Vergleich zu einem LCD-Bildschirm. Die ersten mit dieser Technik ausgestatteten Reader mussten entsprechend Kritik einstecken. Die Farben wirkten „ausgewaschen“, die Darstellung erinnerte an ein nachkoloriertes Bild. Zeitweilig behalfen sich neuere Geräte außerdem mit „Tricks“ zur Steigerung der Farbwiedergabe, etwa einer Frontbeleuchtung oder einem nicht entspiegelnden Display. Stand 2016 wird daran gearbeitet, weitere Grundfarben in die Schalttechnik zu integrieren, was aufgrund der eigentlich nur zwei Schaltzustände (positiv und negativ) recht knifflig ist. Man behilft sich mit einem Trick, indem die Farbelemente unterschiedlich schnell auf Spannung reagieren und somit mehrere schnelle Schaltvorgänge verschiedene Farben "hochholen".Die entsprechenden E-Reader richten sich vor allem an Kunden, die Comics, Zeitschriften sowie Texte (vor allem PDFs) mit farbigen Grafiken/Tabellen lesen möchten. Die Triton-Technik selbst ist wie herkömmliche E-Ink-Displays aufgrund der papierähnlichen Darstellung angenehm für die Augen und benötigt zudem nur beim Umblättern Strom – Akkulaufzeiten von ein paar Tausend Seiten sind also gewährleistet. Die geringe Farbtiefe jedoch setzt dem Lesegenuss weiterhin Grenzen – Kunstbücher in Hochglanz oder Magazine etwa werden auch mit diesen Readern kaum angenehm zu lesen/betrachten sein. Außerdem verhindern langsame Schaltzeiten die Wiedergabe bewegter Bilder und schränken das Surfen im Internet ein.
Mirasol-Displays:
Unter den alternativen Techniken zur Farbwiedergabe auf E-Book-Reader ist die von Qualcomm entwickelte Mirasol-Technik am bekanntesten geworden, da sie auch für Smartphones, Notebooks oder Tablet-PCs angedacht war. Die Technik ist ähnlich aufgebaut – zum Einsatz kommen über den passiven E-Ink-Kügelchen allerdings eine Glas- und eine Reflexionschicht, die das Licht absorbieren oder seine Farbe reflektieren –, weswegen Mirasol-Displays ebenfalls nur beim Umblättern Strom benötigen. Außerdem ist die Farbwiedergabe plastischer, kräftiger und die Reaktionszeit so schnell, dass Videos wiedergegeben werden könnten. Nachteile entstehen aus der größeren Blickwinkelabhängigkeit sowie den Spiegelungen der Displays – so jedenfalls lauteten die Kritikpunkte an den ersten Modellen.Mirasol-Displays verbanden Vorteile des eInk-Papiers und eines LCD-Bildschirms, die Technik galt als zukunftsträchtig, wurde jedoch vom Hersteller leider auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt, weswegen mittelfristig nur die Triton-Technik zum Zuge kommen dürfte. Wer sich ein farbiges Display wünscht, wird daher auch in den nächsten Jahren aller Wahrscheinlichkeit nach in der Regel eher zu einem Modell mit LCD-Bildschirm greifen, die darüber hinaus den Vorteil haben, bewegte Bilder darstellen zu können, und einen barrierefreien Zugang zum Internet bieten – das Triton-eInk-Display ist dafür zu langsam. Außerdem sind die Triton-Modelle deutlich teurer als ihre Kollegen mit einem S/W-Display – eine weitere Hürde, die ihren Erfolg im Weg stehen wird. Der wesentlich höhere Stromverbrauch der LCD-Modelle und damit kürzere Akkulaufzeiten, also eine eingeschränkte Mobilität, müssen dafür allerdings in Kauf genommen werden.