Der Neotec von Shoei orientiert sich vor allem bei der Passform an der Helm-Oberklasse. In den Prüfpunkten Bedienung, Aerodynamik und Akustik finden sich zahlreiche Parallelen in der Bestnotenvergabe durch die Fachmagazine. Auch das Verarbeitungsniveau wird als herausragend beurteilt: Kinnteil, Visier und Sonnenblende rücken den Klapphelm an die Spitze seiner Gattung. Doch offenbar leistet er sich auch kleinere Schwächen.
Beim Verschluss des Neotec setzt Shoei auf Ratsche, die beim traditionell sportlich ausgerichteten Japaner aus Sicht der Fachwelt ausgesprochen überraschend ist - immerhin kam lange nichts anderes als ein Doppel-D-Verschluss in Frage. Dasselbe Bild ergibt sich bei der Sonnenblende – bei Shoei innovativ und für die Fachmagazine zugleich Anlass für Lob dank ihrer sehr soliden Mechanik. Als optimal darf die rote Kennzeichnung der Kinnteil-Öffnungstaste gelten, die im Rettungsfall unnötige Zeitverluste vermeiden hilft.
Ein klares Ergebnis liefert Shoei bei den Prüfpunkten Aerodynamik, Trageverhalten und Belüftung ab. Der Helm liegt nach Ansicht der Fachmagazine gut ausbalanciert im Fahrtwind, er trage sich ähnlich wie ein „Lieblingsturnschuh“, auch die Belüftung arbeite einwandfrei und sei fein justierbar (Motorrad Heft 8/2012). Weniger brilliant, wenngleich noch immer mit einem guten Teilergebnis, schneidet der Japaner im Helmgewicht ab. Etwa 1.600 Gramm meldet die Waage hier, das ist mehr als etwa beim Schuberth C3 oder dem HJC R-Pha Max, die in dieser Helmdisziplin mit Bestnoten aufwarten.
Nur die Beschleunigungs- und HIC-Werte (Head Injury Criterion als das Maß für die zu erwartenden Schädel-Hirn-Verletzungen) der Schlagprüfungen liegen auf unterem Niveau. Hier enttäuschte der Japaner als Schlusslicht im Motorrad-Testumfeld (Motorrad Heft 8/2012), während etwa der BMW Systemhelm 6 oder der Caberg Duke in der Schlagdämpfungs-Skala brillierten. Ein klares Qualitätsurteil, welches das Magazin Motorrad & Reisen (Heft 5/2012) zum Appell an die Helmingenieure bewegte, das Entwicklungspotenzial in Sachen passive Sicherheit zu nutzen.
Die Visierbelüftungsstellung ist manchen etwas zu zugig, der Sonnenblendenhebel etwas zu klein (Motorrad, Heft 8/2012), die geöffnete Kinnbelüftung und der obere Visierrand lassen Wassereintritt zu (Motorrad & Reisen, Heft 5/2012). Die Motorrad-Redakteure empfehlen den Neotec trotzdem als sicher und komfortabel. Wer sich angesichts solcher Leistungsdaten jetzt die Hände reibt, sollte nur einen Blick auf den Kurs werfen: 639 EUR (etwa 540 bei Amazon) sind schon eine beeindruckende Marke für einen Klapphelm.
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- Erschienen: 11.06.2015 | Ausgabe: 7/2015
- Details zum Test
ohne Endnote
„Insgesamt flutschen alle unsere Testbrillen recht flott in den Neotec. Einzig bei breiten Bügeln muss ab und an ein wenig nachgewackelt werden. Einmal drin, sitzen alle Gläser jedoch sicher und bequem auf der Nase. Das Aufsetzen bei geöffneter Klappe benötigt wegen der starren Helmschale etwas mehr Kraft als bei anderen Klapphüten.“