Das Wichtigste auf einen Blick:
- viele der von Stiftung Warentest untersuchten Modelle mit schlechter Schadstoff-Bilanz
- am häufigsten PAK, Phthalat-Weichmacher und Flammschutzmittel unter den Schadstoff-Funden
- auch teure Kinderwagen erhalten mangelhafte Beurteilungen
- vollkommen schadstofffreies Modell Kombikinderwagen Naturkind Vario Plus
- Stiftung Warentest: im Zweifel Griffe überkleben und Regencover nicht verwenden
Wie ermitteln Testmagazine den Schadstoffgehalt bei Kinderwagen und wie reagieren die Hersteller?
Als frischgebackene Eltern wünschen Sie sich schadstofffreie Kinderwagen, mit Blick auf die Testberichte liegen Wunsch und Wirklichkeit aber weit auseinander. Fragt man Hersteller nach dem Grund von krebsverdächtigen Chorparaffinen, Weichmachern und Flammschutzmitteln in ihren Kinderwagen, antwortet meist nicht der Elternteil, sondern der Kaufmann: Die Materialen entsprächen den derzeitigen europäischen Vorschriften; es gebe keinen Grund, beispielsweise hinsichtlich von TCPP (Tris(2-chloriso-propyl)phosphat) die Grenzwerte für Kinderspielzeug anzuwenden, wie sie die Stiftung Warentest bei ihren Tests festlegt. Zudem wisse man nicht, was der Zulieferer in Sitzbezügen, Griffen oder Regenschutzfolien so alles verarbeite (so etwa Bugaboo, Teutonia oder Bergsteiger in test 3/2017). Seltener, etwa bei Hauck im Fall des Rapid 4, stehen Hersteller zu den Schadstoff-Funden der Testinstitute und bieten reklamierenden Eltern Ersatz an. Bemerkenswerterweise geraten gerade Kultmarken wie Bugaboo (so Runner oder Buffalo) unter die Testverlierer mit mangelhafter Schadstoffnote und einer entsprechend mangelhaften Gesamtwertung, während weit günstigere Modelle wie Nuna Pepp Luxx, TFK Dot oder Joie Litetrax in der Schadstoffprüfung gute Noten abliefern. Obwohl die Hersteller wissen, dass Eltern im Punkt Schadstoffe sehr empfindlich reagieren, hat sich mit Blick auf die Testhistorie zu Kinderwagen nur wenig getan.Drei Argumente sprechen aus unserer Sicht klar für die anspruchsvollere Schadstoffprüfung nach dem Maßstab von Kleinkindspielzeug:
Grund eins: Ihre Kinder haben Kontakt mit Textilien, Regencovern und Schutzbügeln, im schlimmsten Fall nuckeln sich die Kleinen daran fest, ohne dass Sie es als Eltern mitbekommen. Grund zwei: Meist lassen Materialwahl und hochwertige Stoffe den Preis für einen Kinderwagen ansteigen und damit auch das Vertrauen, mit einem teuren auch ein schadstoffarmes Modell zu erwischen. Dass die Realität oft anders aussieht, zeigen erst die Labortests der Prüfinstitute – und Sie haben im Normalfall keine Möglichkeit, selbst etwas über den Schadstoffgehalt herauszufinden. Grund drei: Schadstoffe reichern sich im Laufe des Lebens im Körper an. Daher sollten die Schadstoffgehalte in Kinderwagen so niedrig wie nur möglich sein. Der erste Schritt, die Spreu vom Weizen zu trennen, führt Sie über unsere Sortierung nach schadstoffarmen Kinderwagen. Dort listen wir ausschließlich Modelle mit mindestens befriedigendem Schadstoffurteil bei Stiftung Warentest oder Öko-Test.
Top 3 der Kinderwagen mit waschbarem Bezug
Unser Fazit | Stärken | Schwächen | Bewertung | Angebote | |
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ab 449,99 € Gut 2,0 |
Bordgepäcktauglicher Reisebuggy mit Trageriemen Weiterlesen |
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512 Meinungen 2 Tests |
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ab 249,47 € Gut 2,0 |
Geländegängig und bequem auch für größere Kinder Weiterlesen |
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3 Meinungen 2 Tests |
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ab 699,00 € Gut 2,1 |
Gut zu manövrieren, aber wenig Liegekomfort Weiterlesen |
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58 Meinungen 3 Tests |
Schadstoffe innerhalb von Grenzwerten heißt nicht schadstofffrei. Was kann ich tun, um mein Kind zu schützen?
Bezeichnungen wie „ECO-Leder“ in Griffen oder Farbvarianten wie "ECO Stone" sind oftmals nur Öko-Feigenblätter der Hersteller und keine Garantie für ökologisch einwandfreie Materialien. Die Stiftung Warentest rät, Ihr Kind durch Entfernen oder Überkleben der Griffe zu schützen und die Regenhaube im Zweifel nicht zu verwenden. Griffe aus Hartplastik waren im Buggy-Test (4/2016) sicherer als solche aus Schaumstoff, und bei abnehmbaren Textilien hilft Waschen, um so zumindest einen Teil der Schadstoffe loszuwerden. Eltern, die einen wegen Schadstoffen als mangelhaft getesteten Kinderwagens erwischt haben, können innerhalb der Gewährleistungsfrist – zwei Jahre ab Lieferung – ihren Händler auffordern, den Mangel zu beheben.Eine umfassende Einschätzung, ob und wie gut sich PAK und Chlorparaffine wegwaschen lassen, will die Stiftung Warentest nicht abgeben – auch nicht, wie lange Schadstoffe benötigen, um sich vollständig zu verflüchtigen. Wenn Sie nicht wissen, wie schadstoffbelastet Ihr Kinderwagen ist, sollten Sie Ihr Kind nach Möglichkeit daran hindern, erreichbare Teile wie Frontbügel, Folien oder Bezüge mit dem Mund zu berühren. Auf der sicheren Seite sind Sie aber nur, wenn Sie eine auf den Testergebnissen der unabhängigen Prüfinstitute gestützte Kaufentscheidung treffen. Denn so genau wie die Prüfinstitute nehmen es bislang nur die wenigsten Hersteller. Weil sie nur die schwächeren Grenzwerte der zuständigen EU-Richtlinie beachten müssen, machen viele es ja im Prinzip richtig; und so bleibt es ihnen überlassen, wie sie auf die Verbraucherschutz-Urteile reagieren. Tipp: Vollkommen ohne Schadstoffe kommt etwa der Naturkind Varius Pro aus. Damit wäre zugleich der Beweis geführt, dass Schadstoffe in Kinderwagen technisch nicht notwendig sind – sonst kämen sie in allen untersuchten Testmustern gleichermaßen vor.
Die bestgetesteten Kinderwagen mit Regencover in der Übersicht
Unser Fazit | Stärken | Schwächen | Bewertung | Angebote | |
---|---|---|---|---|---|
ab 449,99 € Gut 2,0 |
Bordgepäcktauglicher Reisebuggy mit Trageriemen Weiterlesen |
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512 Meinungen 2 Tests |
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ab 699,00 € Gut 2,1 |
Gut zu manövrieren, aber wenig Liegekomfort Weiterlesen |
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58 Meinungen 3 Tests |
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ab 310,95 € Gut 2,2 |
Tritt mit viel Zubehör an und bietet viel Platz Weiterlesen |
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8.467 Meinungen 2 Tests |
Welche Schadstoffe finden die Tester am häufigsten und an welchen Grenzwerten orientieren sie sich?
Im Vergleich zur EU-Norm legt die Stiftung Warentest in ihrer Überprüfung deutlich strengere Maßstäbe an. Sie straft Modelle insgesamt radikal ab, die in der Schadstoffprüfung mit einem Mangelhaft durchfallen. Die Prüfung ist durchaus vielseitig und anspruchsvoll, untersucht werden Schiebegriffe auf polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Phthalate und Chlorparaffine. In Textilien oder anderen Materialien im Kontaktbereich des Kindes wird nach Phthalat-Weichmachern und weiteren Schadstoffen gefahndet, darunter Chlorparaffine, Flammschutzmittel, Organozinn-Verbindungen und verbotene Azofarbstoffe. Frontbügel, an denen die Kleinen sich festhalten sollen, werden auf PAK getestet.- Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) sind die am häufigsten in Kinderwagen gefundenen Schadstoffe – eine Gruppe von mehreren Hundert Einzelsubstanzen. Viele von ihnen können in hoher Konzentration Krebs erregen, das Erbgut verändern oder zu Unfruchtbarkeit führen. Besonders präsent ist das krebsverdächtige Naphthalin, noch dazu ausgerechnet bei beliebten Marken wie Bergsteiger, Teutonia, Knorr-Baby oder Joie.
- Auch bei den Weichmachern entwickeln die Hersteller wenig Geiz, vor allem in Regenhauben oder Kunststoffen, die schön weich sein sollen. Weichmacher in der gefundenen Dosis stellen zwar keine unmittelbare Gesundheitsgefahr dar, bedrohen die Gesundheit der Kleinen aber durch längerfristige Belastung. Phthalat-Weichmacher können ausdünsten und im Kontakt mit Schweiß und Speichel über die Haut vom Körper der Kleinen aufgenommen werden und sich dort anreichern. Vor allem im Hinblick auf DEHP, das die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und das ungeborene Kind schädigen kann, weisen viele Modelle noch klare Reserven auf.
- Darüber hinaus können auch Flammschutzmittel schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Kleinen haben. Vor allem Chlorparaffine können dem Baby auch über die Muttermilch gefährlich werden. Die eigentlich zum Schutz vor der Ausbreitung von Bränden verwendeten Substanzen werden auch als Weichmacher eingesetzt – etwa TDCCP in Griffen von Bugaboo oder TCPP in Textilien des Knorr-Baby. Für TDCCP ist in Tests teilweise sogar ein Vielfaches des von der EU gezogenen Grenzwertes gemessen worden. Alle betroffenen Kinderwagen (Bugaboo, Teutonia, Knorr-Baby und Bergsteiger) wurden mit einem Mangelhaft bewertet.
- Auch Formaldehyd, eine beispielsweise für die Herstellung von Klebern oder verleimten Werkstoffen verwendete organische Verbindung, befand sich unter den Schadstoff-Funden der Testlabore. Der Stoff kann über Atmung, Haut und Magen in den Organismus aufgenommen werden und beispielsweise Augen und Haut reizen oder Husten, Kopf- und Kreislaufbeschwerden verursachen.