Obwohl S-Pedelecs nur einen geringen Teil des Gesamtumsatzes im E-Bike-Segment ausmachen und dementsprechend überschaubar in den Herstellerportfolios gestreut sind, fällt die Wahl nicht leicht. Denn kaum ein Hersteller lässt es sich nehmen, seine Trümpfe in eindrucksvolle Grafiken, verlockende Hochglanz-Aufnahmen und einleuchtende Argumente zu verwandeln. Nüchtern betrachtet unterteilt sich der Markt der Express-Pedelecs recht gleichmäßig in Allround-Modelle, Tour-Varianten und Sportskanonen, hier und da finden sich auch einige Designbetonte. Alle machen ihre Sache in der Summe ganz ordentlich und überzeugen mit Kraft, Reichweite und mehr oder weniger ausbalanciertem Fahrverhalten. Eine Randnotiz vorweg: Der Geschwindigkeitsrausch bei der ersten Probefahrt im Hof des Händlers übertüncht schnell kleine Schwächen. Gut beraten ist, wer das Bike der Wahl auch in der vorgesehenen Zielumgebung ausgiebig testen kann. Diesem Anspruch trägt derzeit nur ein Anbieter in vollem Umfang Rechnung: Flitzbike liefert das Testbike zur Probefahrt direkt an den Wohnort – gegen „Miete“. Ein Ausflugswochenende in Zweisamkeit liegt derzeit bei 119 Euro.
Die Ausrichtungen der Anbieter im Überblick
Umsatteln ist teuer. Kalkhoff repräsentiert preislich derzeit die untere Kante und schickt S-Pedelecs um die 3.000 Euro ins Rennen. Nach oben hin eröffnet sich ein breites Spektrum, in dem sich Stevens, BH Bikes und Kreidler das Mittelfeld teilen. Innerhalb dieser Triade findet sich bei BH Bikes in der Nitro-Modellreihe das größte Angebot – vertreten ist alles vom MTB bis zum Cityrad – Kostenpunkt: etwa 3.500 Euro für die erschwinglichsten S-Pedelecs. Die Innovation hingegen bündelt sich bei Flitzbike, in dessen Sortiment der Kettenantrieb durch wartungsarme Riemen ersetzt wurde. Allerdings sind dafür auch 4.000 – 5.000 Euro fällig. Es geht noch teurer, bei Stromer. Mit einer Akkukapazität von etwa 1.000 Wattstunden liegt das „ST2“ (derzeit etwa 6.000 Euro) unter dem Reichweitenaspekt an der Spitze. Das ist doppelt so viel wie bei den derzeitigen Platzhirschen. Erste Hausummer für ausgemachte Bergspezialisten ist Haibike – dessen Räder aber noch aufgerüstet werden müssen, um hierzulande auch im Straßenverkehr eingesetzt werden zu dürfen. Gegenwind gibt es von Konkurrent KTM aus der Macina-Reihe, die hat ein Fully, Hardtail und ein Tourenrad, Kosten 4500 aufwärts, bis fast 6000 Euro.S-Pedelec-Motoren: Bosch und Kalkhoffs „Impulse“ dominierend
Panasonic und Yamaha spielen auf dem Markt der „45er“ keine Rolle, dominiert wird das Feld von Boschs Speed-Variante der Performance-Modellfamilie und Kalkhoff. Die Hersteller setzen sehr unterschiedliche Prioritäten: Beim Impulse-Aggregat wird mit einer optionalen Rücktrittbremsfunktion und flüssigem Schalten auch unter hohem Pedaldruck geworben (bei Ketten- und Nabenschaltungen gleichermaßen), während Hersteller wie BH Bikes oder Go Swiss mit unauffälligen Heckantriebseinheiten und Energierückgewinnung beim Bergab-Fahren um die Käufergunst buhlen. Letzteres „Feature“ kann Ihnen, abhängig vom Modell und Akku, immerhin einen Reichweitenvorsprung von satten 10 – 15% einfahren.Fahrerlaubnis für S-Pedelecs?
Eine wirklich eindeutige Rechtsprechung in Bezug auf die Fahrerlaubnis für S-Pedelecs besteht noch nicht, die verfügbaren Informationen stehen nicht selten im Widerspruch zueinander. Das Bundesverkehrsministerium sieht es so:„Verkehrsrechtlich Fahrrädern gleichgestellt sind nur solche Elektrofahrräder, die mit einem elektromotorischen Hilfsantrieb mit einer maximalen Nenndauerleistung von 0,25 kW ausgestattet sind (...) und beim Erreichen einer Geschwindigkeit von 25 km/h oder wenn der Fahrer im Treten einhält, unterbrochen wird. (…) Zum Betrieb dieser Fahrzeuge ist (…) keine Fahrerlaubnis oder Mofa-Prüfbescheinigung erforderlich. (…) Elektrofahrräder, die nicht den vorgenannten Bedingungen entsprechen (zum Beispiel höhere Nenndauerleistung oder höhere Geschwindigkeiten), fallen in den Anwendungsbereich der harmonisierten Vorschriften zur Typgenehmigung von zweirädrigen oder dreirädrigen Kraftfahrzeugen (...) und sind als Krafträder bzw. Kleinkrafträder einzustufen.“ (Quelle: Webseite des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur)
Demnach sind S-Pedelecs fahrerlaubnispflichtig. Erforderlich ist damit ein Führerschein der Klasse AM und ein Mindestalter von 16 Jahren. Dabei handelt es sich jedoch lediglich um eine Rechtsauslegung. Andere Quellen wie der Allgemeine Deutsche Fahrradclub e.V. sprechen lediglich von einer Mofa-Prüfbescheinigung. Übrigens: Wer eine PKW-Fahrerlaubnis (Klasse B) besitzt oder vor dem 01.04.1965 geboren wurde, muss sich darüber keine Gedanken machen.