Stärken
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vielseitig nutzbar
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höhere Sitzposition und Bodenfreiheit
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meist großer Stauraum
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viele Modelle mit Allradantrieb
Schwächen
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Unübersichtlichkeit, insbesondere beim Einparken
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höhere Versicherungs- und Unterhaltskosten
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brauchen häufig größere Stellflächen
VW Tiguan
Die Sport Utility Vehicle, kurz SUVs genannt, sind aus Sicht der Hersteller eine Erfolgsgeschichte. Von 2008 bis 2012 hat sich ihr Bestand fast verdoppelt, mehr als zwei Millionen SUVs rollen auf deutschen Straßen. Keine Fahrzeugklasse konnte in den vergangenen Jahren vergleichbare Wachstumszahlen erreichen, und wenn derzeit generell weniger Fahrzeuge abgesetzt werden, so trifft der Einbruch die SUVs in geringerem Maße. Bei den Neuwagenkäufen in Deutschland machen sie gegenwärtig etwa 15 Prozent aus, und von 2012 auf 2013 konnte der Anteil der SUV am Gesamt-Pkw-Bestand um 22 Prozent wachsen. Kaufargumente sind Vielseitigkeit und eine gute Übersicht aufgrund der hohen Sitzposition. Kritiker sehen allerdings in den Pseudo-Offroadern die Antwort auf eine Frage, die niemand gestellt hat.
Geländewagen oder nicht?
Welches Auto noch in die SUV-Kategorie fällt und welches bereits ein
Geländewagen ist, darüber scheiden sich die Geister. Umstritten ist zudem, ob die Sport Utility Vehicle überhaupt für sich selbst stehen oder lediglich eine Geländewagen-Unterklasse sind. Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) bietet keine taugliche Orientierung. Es trennt seit Anfang 2013 die beiden Segmente, trifft aber seltsame Zuordnungen. Es klassifiziert etwa den beinharten Lada Niva als SUV und reiht den VW Tiguan bei den Geländewagen ein, obwohl der Volkswagen gemeinhin als SUV betrachtet wird und die typischen Merkmale eines „echten“ Geländewagens vermissen lässt. Der Tiguan hat statt eines stabilen Leiterrahmens eine selbsttragende Karosserie und muss sich beim Basismodell mit Frontantrieb bescheiden – vor allem letzteres ist eigentlich ein Geländewagen-Ausschlusskriterium. Im Juni 2013 konnte der Tiguan bei allen privaten Pkw-Neuzulassungen mit Platz 4 glänzen, hinter der B-Klasse von Mercedes und vor dem Skoda Fabia. Er ist damit im landläufigen Sinne der beliebteste SUV in Deutschland, rund 208.000 Tiguan sind hierzulande unterwegs.
Nissan Qashqai
Überwiegend privat genutzt
Der Nissan Qashqai ist dagegen laut KBA-Sichtweise mit 127.000 Exemplaren die Nummer eins unter den SUVs. Ihm folgt mit 112.000 Fahrzeugen der Toyota RAV4, der als einer der frühesten Vertreter unter den Pkw-Geländewagen-Mischungen gilt; seine Premiere erlebte er 1994. Die Bronzemedaille geht mit einem Bestand von rund 82.000 Autos an den BMW X1. Ebenfalls weit vorne ist ein Verwandter des Tiguan aus dem Volkswagen-Konzern, der Skoda Yeti. Als Discount-SUV empfiehlt sich der Dacia Duster, den man schon für 10.500 EUR erstehen kann. Wer jedoch die erschwinglichste Allrad-Variante des Duster bevorzugt, zahlt gleich 5000 EUR mehr. In der Zulassungsstatistik von 2011 nimmt der Dacia einen besonderen Spitzenplatz ein, denn der Anteil der privaten Zulassungen ist mit 86 Prozent der höchste von allen Pkw. Beim Skoda Yeti liegt Wert immerhin noch bei rund 70 Prozent. Während außerhalb des SUV-Bereiches die gewerbliche Nutzung oft dominiert – neun von zehn VW Passat werden als Dienstwagen zugelassen – spielen Tiguan und Co. als Außendienst-Kilometerfresser kaum eine Rolle.
Opel Mokka
Lifestyle-Fahrzeug für die Stadt
Innerhalb des Segmentes geht der Trend weiter zu den kompakten Fahrzeugen, wie sich am Erfolg des Opel Mokka zeigt. Für ihn gelten wegen der großen Nachfrage längere Wartezeiten, und im April 2013 war er der Top-Seller unter den SUVs. Volkswagen wird den Minimalismus fortsetzen und spätestens 2016 den Taigun herausbringen, der auf dem Kleinstwagen Up basiert. Imposante SUVs wie die GL-Klasse von Mercedes oder der VW Touareg und seine engen Verwandten, der Audi Q7 und der Porsche Cayenne, finden dagegen nur wenige Abnehmer. Bei Anschaffungskosten jenseits der 50.000 EUR sind sie eher ein Nischenprodukt, das einerseits mit hohem Prestige-Faktor verbunden ist, andererseits aber als kaum noch zeitgemäß angesehen wird. 4x4-Antrieb ist in diesem Preissegment der Normalfall. Dennoch sind SUVs insgesamt mindestens ebenso auf den Straßen- wie auf den Geländeeinsatz ausgelegt und bleiben häufig auf eine Nutzung reduziert, die sich mit einem normalen Pkw ebenso bewältigen ließe. „Raus in die Stadt“ lautet ein VW-Werbeslogan für den Tiguan. Bewohner abgelegener Dörfer, die besonders im Winter ein allradgetriebenes höhergelegtes Auto noch am ehesten brauchen könnten, spielen hingegen im SUV-Marketing keine Rolle. Mit dem Boom des Fahrzeugtyps kamen auch neue Zubehör-Produkte heraus: In England konnte man jahrelang dünnflüssigen Schlamm aus der Dose zum Aufsprühen kaufen, um den Nachbarn einen wilden Ausritt ins Gelände vorzugaukeln. Die Sprayonmud-Website ist mittlerweile jedoch verwaist.