Sinnvolle Evolution anstelle von Revolution
Samsung bleibt seiner zuletzt bei Produktupdates vollzogenen Wende zu maßvoller Evolution anstelle von radikaler Revolution treu: Auch das Galaxy Note9 wird niemanden irgendwie in Erstaunen versetzen oder bahnbrechende Neuerungen mit sich bringen. Trotzdem dürften selbst Kritiker, die Samsung zu wenig Innovationsfreude unterstellen, diesmal überzeugt werden können. Denn die Änderungen sind zwar nicht beeindruckend, aber doch auf breiter Front vorhanden.So gibt es diesmal schlicht mehr von allem. Es gibt viel mehr Speicher für den Anwender und Apps, der Akku hat sich bei gleichbleibender Größe gleich um 20 Prozent vergrößert, die Kameras wurden auf den Standard des Galaxy S9+ aufgewertet. Darüber hinaus gibt es auch den Chipsatz der 9er-Generation und der Fingerabdrucksensor wurde wieder mehr mittig unter die Kameras verfrachtet – Fehlbedienungen werden also wieder seltener auftreten. Und dann ist da noch der neue S Pen, der nun auch funken kann.
Die wahre Neuerung: Der S Pen kann jetzt auch ... mehr
Angebunden wird der neue S Pen per Bluetooth – wie etwa ein Headset. Dadurch werden faszinierende neue Funktionen möglich. So dient der S Pen als Fernauslöser für die Kamera des Galaxy Note9, zudem kann der Stift mittels Taste drei verschiedene Inputs aus der Ferne ans Handy weitergeben, ohne das Display überhaupt berühren zu müssen. Dazu gehören nun kurze, lange und schnelle Doppeltipper auf die Taste. Selbst eine Handschrifterkennung beim simplen Schreiben oder Zeichnen auf einem normalen Blatt Papier ist denkbar, denn Samsung möchte ein Software-Developer-Kit veröffentlichen, damit Dritte beliebige Funktionen in ihre Apps integrieren oder gar spezielle Apps für den Stift veröffentlichen können.
Trotzdem klingt die Funkanbindung für manchen Nutzer sicher eher nach einem Nachteil: Wenn der S Pen nun via Bluetooth mit dem Smartphone verbunden ist, dann braucht er auch eine Batterie und kann eben seinen Dienst versagen, wenn diese leer ist. Samsung ist diesen Bedenken aber clever entgegengetreten. Zum einen funktioniert die normale Bildschirmbedienung des Note9 auch wie bisher gänzlich ohne aufgeladenen Stift. Man gewinnt via Bluetooth einfach nur eine gewisse Freiheit und weitere Funktionen hinzu. Zum anderen wird der Stift ins Gehäuse gesteckt und dabei in nur 40 Sekunden (!) komplett aufgeladen. Anschließend ist wieder genug Energie für 200 Klicks oder 30 Minuten Standby-Betrieb vorhanden.
Was sind die beiden wichtigsten Änderungen abseits des S Pen?
Sicherlich werden sich die Freunde von Samsungs wirklich guten Smartphone-Kameras auch wieder über die Verbesserungen in diesem Bereich freuen, sie sind aber eher dezent gehalten. Für die breite Masse viel wesentlicher sind vor allem zwei Änderungen. Zum einen bietet das neue Note9 Speicher satt. Und zwar so viel, dass man vermutlich innerhalb der Lebenszeit dieses Smartphones nie wieder auf den Gedanken kommen wird, dass man mehr brauchen könnte: Die große Variante (im Handel dann aber auch um 1.250 Euro teuer) bietet 512 GB intern, die auch noch erweitert werden können. Und selbst die Grundversion kommt schon mit 128 GB.Und dann wäre da der wirklich spürbar größere Akku – ohne dass dieser physisch größer würde. Hier hat Samsung alles richtig gemacht: Akkusorgen sind das Thema Nummer eins in allen Umfragen zu modernen Smartphones, und der zusätzliche Zeitgewinn durch 4.000 anstelle von bislang 3.300 mAh dürfte erheblich sein. Denn das Smartphone besitzt kein wesentlich größeres und auch nicht schärferes Display als zuvor, zudem arbeitet der Chipsatz vor allem stromsparender als ältere Modelle. Samsung ist vorsichtig geworden mit Aussagen zur Ausdauer, von einem Tag wirklich intensiver Nutzung darf nun aber ausgegangen werden. Und bei der normalen Alltagsnutzung sind sicher anderthalb bis zwei Tage drin. So sieht sinnvolle Evolution aus.