OnePlus ist vor allem für seine Oberklasse- und Premiumgeräte bekannt. Die Geräte des Herstellers gelten als Liebling der Testredaktionen, da sie technisch oftmals eine Vorreiterrolle einnehmen. Nach über 5 Jahren in der Premiumklasse kehrt der Hersteller nun mit dem OnePlus Nord in den Mittelpreisbereich zurück und will in Sachen Preis-Leistung auch starke Konkurrenten wie Samsung mit ihren Galaxy-Smartphones oder Xiaomi in die Schranken weisen.
Gibts hier wirklich Highend-Technik für 399 Euro?
Teilweise schon, ja! Zwei Highlights aus dem deutlich teureren OnePlus 8 findet man auch im Nord: Die hochwertige Kamera und das 90-Hz-OLED-Display.Die gute Hauptkamera wurde vom Schwestergerät übernommen. Außerdem gibt es gleich drei Zusatzlinsen, darunter Ultraweitwinkel, eine Unterstützerlinse für Tiefeninformationen und eine etwas unterdimensionierte Makro-Linse mit 2 Megapixeln für extreme Nahaufnahmen. Auf der Vorderseite gibt es gleich zwei Selfie-Kameras. Eine für normale Fotos und eine für Gruppenfotos. Bei Tageslicht schießt die Kamera sehr schöne und farbechte Fotos. Bei wenig Licht leidet die Qualität allerdings stärker als beim Klassenprimus iPhone 11 Pro – dieses kostet aber auch mehr als das doppelte. Der Nightscape-Bildmodus hilft dabei, auch bei Nacht noch schöne Bilder zu schießen, benötigt aber eine ruhige Hand oder ein Stativ und etwas Geduld.
Das AMOLED-Display misst große 6,44 Zoll und löst auf Full-HD-Niveau auf. Das ist soweit typisch für den Preisbereich ab ca. 350 Euro. Untypisch ist jedoch die Bildwiederholrate: Statt der üblichen 60 Hz gibt es hier gleich 90 Hz zu bestaunen, was sich durch besonders geschmeidiges Scrollen und sanfte Animationen bemerkbar macht. In Spielen profitiert man ab Werk allerdings nicht von der Geschmeidigkeit. Denn bei 3D-Anwendungen wird die Bildrate auf 30 Hz beschränkt. Eine versteckte Funktion im Betriebssystem schaltet die 90 Hz aber auch für 3D-Anwendungen frei. Der Grafikchip dürfte aber nicht in jedem Game die 90 Bilder pro Sekunde erreichen.
Das heißt aber nicht, dass der Chipsatz schlecht wäre. Im Gegenteil: Das Performance-Niveau reicht auch für anspruchsvolle Aufgaben. Nur in Grenzfällen wie der Nutzung mehrerer Apps während im Hintergrund eine Navigationssoftware arbeitet, dürften leichte Performance-Einschränkungen zutage fördern. Erwähnenswert ist auch der gewaltige Arbeitsspeicher (12 GB), der die parallele Verwendung vieler Apps locker erträgt.
Wo ist der Haken?
OnePlus verkauft freilich kein 800-Euro-Gerät für die Hälfte. Einige Einschnitte sind durchaus vorhanden, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht auffallen. Das Gehäuse besteht aus Kunststoff mit Glasüberzug. Der Rahmen sieht metallisch aus, ist er aber nicht. Dementsprechend ist es um die Gehäusestabilität nicht ganz so gut bestellt. Wasserfest ist das Gerät auch nicht. Im Betrieb wird das Handy zudem ziemlich warm. Die Leistung wird aber nicht hitzebedingt gedrosselt.
Der Akku ist mit knapp über 4.000 mAh ebenfalls "nur" normalgroß bemessen. Er lässt sich nicht kabellos aufladen, dafür aber sehr schnell per Kabel und dem mitgelieferten Netzteil. Beim WLAN-Modul wurde auch nicht zur aktuellsten Version gegriffen. Hier gibt es nur den AC-WLAN-Standard statt 802.11ax/Wi-Fi 6.