Im stagnierenden Smartphone-Markt gehört Googles Pixel-Baureihe zu den wenigen Gewinnern, die immer noch deutliche Zuwächse verzeichnen. Dies liegt nicht nur am umfangreichen Marketing, sondern auch an einer inzwischen klaren Linie: Man will sich als bessere Alternative zu Samsung und Apple präsentieren und setzt dafür vor allem auf Software-Innovationen und Kamera-Exzellenz. Beim Pixel 8 Pro schließt Google auch erstmals preislich zu den beiden größten Konkurrenten auf. Ist der Sprung auf 1.099 Euro als Einstiegspreis gerechtfertigt?
Design und Gehäuse: Runder, griffig und stabil
Auf den ersten Blick ähneln das Google Pixel 8 Pro und auch das kompaktere Schwestermodell Pixel 8 der Vorgängergeneration. Die Designästhetik mit dem sehr weit abstehenden Kamera-Balken ist natürlich Geschmackssache, aber ein Vorteil ist eindeutig, dass das Gerät nicht kippelt, wenn man es liegend bedient, während die Kamera-Flatschen von iPhone 15 und Co. für ein gewisses Ungleichgewicht sorgen. Die Ecken wurden abgerundet, was für ein handschmeichelndes Gefühl sorgt. Zudem ist das Display nicht mehr zum Rand hin gekrümmt und stattdessen flach, was ein Segen für die Bedienbarkeit ist.Das Pixel 8 Pro setzt auf eine mattierte Glasrückseite, die sich sehr gut anfässt, aber weniger griffig ist als man denkt. Das Kameramodul und die Ränder sind aus Hochglanz-Aluminium, das etwas anfällig für Kratzer zu sein scheint. Neben der von mir erwählten Farbe Obsidian Black gibt es dieses Jahr auch noch elegantes Porzellan und den knallig-hellblauen Farbton Bay.
Wie es sich für ein Gerät der 1.000-Euro-Klasse gehört, ist das Pixel 8 Pro wasser- und staubdicht und mit dem neuesten Gorilla Glass Victus sind auch Stürze auf festen Untergrund kein Garant für Displayschäden.
Display: Leuchtkraft ohne Ende
Google verbaut ein brandneues OLED-Panel aus dem Hause Samsung, das nicht nur sehr hoch auflöst (2992 x 1344 maximal, ab Werk auf energieschonende 2244 x 1008 eingestellt), sondern auch ein LTPO-Display ist. Das heißt: Die Bildwiederholrate passt sich dynamisch an und kann beliebige Werte zwischen 1 Hz und 120 Hz ausspielen, je nachdem, was gerade auf dem Display passiert. Das schont den Akku, insbesondere, wenn man die Always-On-Funktion nutzt.Referenzverdächtig ist das 6,7-Zoll-Display bei der Leuchtkraft: 2.400 nits in der Spitze reichen sogar, um an grellsten Sonnentagen noch alles problemlos auf dem Display ablesen zu können. Das ist aber nichts Neues, denn auch Konkurrenten wie das Samsung Galaxy S23 Ultra oder auch der direkte Vorgänger Pixel 7 Pro waren hell genug für grelle Tage. Die automatische Anpassung der Helligkeit gefällt mir gut. Sie regelt nicht zu weit runter und reagiert nicht so nervös wie bei meinem vorherigen Smartphone.
Performance: Neuartiger Chipsatz, unterdurchschnittliche Leistung
Wie schon in den Vorgängergenerationen setzt Google auf ihre eigens konzipierten Tensor-Chipsätze, die von Samsung gefertigt werden und eine recht hohe Ähnlichkeit zu den Exynos-Prozessoren haben, die in vielen Samsung-Galaxy-Geräten für den europäischen Markt verbaut werden. Der Tensor G3 getaufte Prozessor setzt auf eine neuartige Architektur mit neun Prozessorkernen und 4-nm-Bauweise. Hinzu kommen die namensgebenden Tensor-Einheiten, die für die Beschleunigung von KI-Funktionen wichtig sind.Im Vergleich zum Highend-Prozessor Snapdragon 8 Gen2, der zum Beispiel im Samsung Galaxy S23 Ultra zum Einsatz kommt, ist der Tensor G3 deutlich schwächer und trotz 4-nm-Architektur auch lange nicht so energieeffizient. Bei Alltagsanwendungen bekommt man davon allerdings nichts mit. Android läuft absolut ruckelfrei, Apps starten schnell und die Kamera löst ebenfalls flott aus. Die Nachteile sind primär beim Gaming sichtbar, zumindest wenn es aufwendige 3D-Games sind. Für leidenschaftliche Gaming-Fans ist das Pixel 8 Pro dementsprechend keine gute Wahl.
Sorgenkind Mobilfunkmodem: Wie steht es um die Empfangsqualität?
Beim Pixel 7 Pro gab es viele Beschwerden über den Mobilfunk- und WLAN-Empfang. Beim Pixel 8 Pro scheint der Empfang auf einem guten Niveau zu sein. Auch in Innenräumen blieb das 5G-Signal stets erhalten – auch an Stellen, wo mein vorheriges Smartphone Empfangsprobleme hatte.System und Software: Android-Exzellenz mit AI-Sahnehäubchen
Mit der Pixel-8-Reihe startet auch Android 14, das ab Werk vorinstalliert ist. Das aktualisierte System ist optisch ansprechend und bietet viele Individualisierungsmöglichkeiten. So lässt sich zum Beispiel auch die Farbgebung der App-Icons anpassen und Hintergrundbilder lassen sich nun per KI dynamisch generieren.Für Benachrichtigungen per WhatsApp, SMS und Co. werden automatisch Antworten im Benachrichtigungszentrum generiert, die auf Fingertipp verschickt werden, ohne dass man in die App gehen muss. Nebenher gibt es neue Barrierefreiheits-Optionen und der Speicherbedarf wurde auch reduziert.
Eine weitere praktische KI-Funktion ist das automatische Entfernen von Hintergrundgeräuschen bei Videos und bei Telefonaten sowie die automatische Aufbesserung von Stimmen. Dadurch ist das Pixel 8 Pro in Sachen Telefonie den meisten Android-Konkurrenten klar überlegen.
Gute Aussichten für die Langlebigkeit: 7 Jahre Updateversprechen
Google verspricht für das Pixel 8 Pro satte sieben Jahre Funktionsupdates. Damit endet der Support erst offiziell im Jahr 2030. Für den Fall der Fälle sollen auch Ersatzteile bis dahin vorrätig gehalten werden. Nur das Fairphone 5 bietet aktuell noch ein längeres Software-Update-Versprechen.Kameras: Immer noch auf Topniveau und jetzt mit etwas Magie
Drei Kameras hinten, eine vorne: Am grundlegenden Setup ändert sich im Vergleich zum Google Pixel 7 Pro nichts. Muss es auch nicht, denn die Pixel-Reihe gilt bis heute als Vorreiter im Android-Kosmos, was die Kameraqualität angeht. Das 8 Pro legt in allen technischen Eckdaten noch eine Schippe drauf, ergänzt Profi-Einstellungen in der Kamera-App und bleibt so mindestens gleichauf mit dem ewigen Kamera-Primus iPhone.Nachtaufnahmen gelingen jetzt noch besser, was aber primär mit der weiter verbesserten Software-gestützten Verarbeitung zusammenhängt. Die Ultrawide-Kameras kann auch Makro-Bilder aufnehmen, wenn man mal ganz nah an Details herangehen will und die Telephoto-Kamera mit 5x-Zoom holt entfernte Details ansehnlich aufs Display.
Ein echter Clou ist der Magic Editor, mit dem sich Objekte, Personen und Tiere nachträglich aus dem Bild entfernen, verschieben oder skalieren lassen. Mit der Best-Take-Funktion können Sie zudem bei Gruppenbildern für jede einzelne Person auf dem Foto den besten Gesichtsausdruck auswählen. Wie gut der Magic Editor funktioniert, zeigt folgendes Beispiel:
Akku: Unter Konkurrenzniveau, aber alltagstauglich
Der Akku ist ein klarer Schwachpunkt am Pixel 8 Pro, auch wenn die Akkulaufzeiten nicht gerade kurz sind. Im Vergleich zu meinem alten Xiaomi Mi 10 sind am Ende des Tages sogar 15-25 % mehr Restkapazität übrig. Die Schwäche zeigt sich aber im Vergleich zu den Konkurrenten in der Preisklasse: Andere "Pro"-Modelle wie das iPhone 15 Pro oder Xiaomis 13T Pro halten schlicht merklich länger durch und kommen auch bei intensiver Nutzung zwei Tage problemlos ohne Netzteil-Besuch zurecht. Rund 8 Stunden Displayaktivität sind vom Pixel 8 Pro zu erwarten, was bei normaler bis intensiver Smartphone-Nutzung für rund 1,5 bis 2 Tage reicht, aber mehr auch nicht.Das Aufladen des Akkus mit höchstens 30 W Ladegeschwindigkeit ist im Vergleich zu Realme und Xiaomi ziemlich langsam, aber auch die beiden Hauptkonkurrenten Samsung und Apple sind in dieser Disziplin nicht besser.
Fazit: Top für Puristen und Foto-Fans, aber nicht für jeden Nutzertyp auf Flaggschiffniveau
Das Pixel 8 Pro hebt sich vor allem auf Softwareseite von der Konkurrenz ab und für mich als Android-Puristen ist die lange und schnelle Update-Versorgung ein echter Segen. Die neuen KI-Funktionen gehen endlich über bloße Spielerei hinaus und bieten teilweise echten Mehrwert. Die Fotoqualität ist über jeden Zweifel erhaben und dürfte auch in den nächsten sieben Jahren meine Ansprüche erfüllen.Wenn Sie allerdings maximale (Gaming-)Leistung von ihrem Smartphone erwarten und eine lange Akkulaufzeit für Sie das wichtigste Kaufkriterium ist, dann ist das Pixel 8 Pro keine gute Wahl. Hier wird "nur" Oberklasse-Niveau geboten. In diesen beiden Disziplinen wäre angesichts der preislichen Verortung in der Highend-Klasse sicher mehr drin gewesen.