Leider nur Mittelklasse
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Vorteile:
bassgewaltig
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Nachteile:
etwas dumpf, bei maximaler Lautstärke nicht mehr so ganz sauberer Klang
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Geeignet für:
zu Hause, Partys, Party-Räume, DJ
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Ich bin:
audiophil
Die Canton Smart GLE 3 in weiß habe ich erworben, um den Klang meines Fernsehers aufzuwerten.
Zunächst einmal ist erstaunlicherweise die Klangqualität über Bluetooth und Analogeingang kaum zu unterscheiden, was für die Güte der A/D-Wandler spricht. Die digitalen Eingänge mit Zuspielung hochauflösenden Materials klingen aber doch noch etwas besser, sind also unbedingt zu empfehlen.
Die Verarbeitung der Boxen ist recht schlicht, in der Preisklasse hätte man etwas mehr erwartet. Note 3.
Die Anschlussterminals sind aber von sehr guter Qualität, es wird ein komplettes Zubehör mit Anschlusskabeln mitgeliefert. Note 1.
Die Smartfunktionen sind ein absolutes Highlight, klappen problemlos wie selten bei einem Hersteller. Großes Lob an Canton. Bluetooth funktioniert ohne Aussetzer mit schneller Koppelung. Note 1.
Die Fernbedienung ist wertig, hat eine sehr gute Haptik und gute Reichweite, ist leider nicht beleuchtet. Note 1-2.
Die Displays an den Boxen sind zwar grobauflösend, aber gut ablesbar und schalten sich selbst ab nach einigen Sekunden, wenn keine Remote-Befehle erscheinen. Note 1-2.
Die Soundeinstellungen funktionieren auch gut. Die speziellen Pseudo-Surround Effekte für Film und Music sind aber kaum zu gebrauchen. Das Klangbild wirkt dann deutlich verwaschen, Dialoge sind kaum noch zu verstehen, vielleicht für irgendwelche Lounge-Musik geeignet, aber nicht für Film oder anspruchsvolle Musik zu gebrauchen. Gesamtnote 2.
Die Grundabstimmung der Boxen ist neutral, Stimmen klingen klar, gut verständlich, aber etwas schmaler, weniger körperhaft als in Wirklichkeit. Insgesamt klingt das System aber leider in allen Einstellungen etwas topfig, irgend wie hohl und eher mit wenig Wärme. Note 2-3.
Mit einer speziellen Voice-Funktion lassen sich die Mitten etwas betonen, wirken dann aber zu harsch, nur für Nachrichtensendungen zu gebrauchen. Aber für die Funktion gibt es eine 1.
Die Höhen sind leider nicht sehr feinauflösend, Mittelklasseniveau. Note 2-3
Der Bass ist jedoch das größte Problem. Wie soll man es beschreiben, er ist einfach nur unharmonisch. Er reicht recht tief für diese kleinen Boxen, aber ist mit keiner Einstellung zu linearisieren. Das heißt, mit rosa Rauschen wird man vielleicht eine linearen Frequenzverlauf einstellen können oder wenn die Musik keine Dynamiksprünge hat, kann man noch eine leidlich passende Einstellung finden. Sobald aber die Musik lauter wird, wird der Bass egal in welcher der 3 EQ-Stellungen einfach überproportional, also exponentiell lauter. Dies ist sehr unangenehm. Alle Mithörer kamen hier immer wieder zu dem gleichen Ergebnis, auch nach verschiedenen Aufstellungen (Entfernung zur Wand etc.) ändert sich dieses Phänomen nicht. Wenn man den Bass komplett runterregelt, fehlt er dann bei leiser oder normaler Lautstärke.
Man merkt, dass die Boxen einfach kaum Bass von ihrer Physik her erzeugen können und nur über den Digitalverstärker künstlich tiefe Frequenzen abgeben, für die sie eigentlich nicht gebaut sind. Der Verstärker betont dann leider konstant diese tiefen Frequenzen, auch bei lauteren Einstellungen. Hier sollte Canton dringend eine lautstärkeabhängige Bassverstärkung per Update nachreichen, so dies überhaupt möglich ist.
Im Prinzip benötigt man eine negativ dynamische Loudnessfunktion in Abhängigkeit der eingestellten Lautstärke, dann könnten die Boxen eine ganze Klasse besser klingen!
Im zugegeben unfairen direkten Vergleich mit High-End-Boxen (ALR Nummer 7 an Accuphase-Verstärker) sind die Unterschiede so gravierend, dass man beim Klangniveau hier maximal von Mittelklasse sprechen kann. Klangqualität der Oberklasse und erst recht der Spitzenklasse und von High End sind meilenweit entfernt.
Wenn man die Boxen fälschlich primär nur mit kleinen Besetzungen wie z. B. einem Jazz Trio testet, findet man anfangs den körperhaften dominanten Kontrabass noch beeindruckend, der Stimme und Jazzgitarre oder Klavier so in den Hintergrund stellt, so wie man es noch nie gehört hatte. Bei Orchestermusik oder anderer komplexerer Musik fehlt es aber eklatat an Harmonie, Auflösungsvermögen, Glanz in den Höhen, Tiefenstaffelung, Bühnenaufbau, konturiertem Bassfundament, Grobdynamik und Räumlichkeit. Für den Bass kann ich daher nur eine 3-4 in Schulnoten vergeben. Laut, aber unkontrolliert.
Fazit für die Preisklasse inklusive Verstärker ist das Preis-Leistungsverhältnis des Gesamtsystems sicherlich noch gut (2-). Man erhält ja einen Digitalverstärker, einen Equalizer, ein Bluetooth-Modus, eine Anschlusssektion mit Fernbedienung wie ein Vorverstärker und zwei Mittelklasseboxen in einem Paket und die Bedienung ist problemlos!
Aber wenn man die ganzen Tests liest, erwartet man doch etwas Besseres, aber es ist halt nur Mittelklasse mit dem genannten Bass-Problem. Für jugendliche Hörer, die dominanten Bass bei Rock- und Pop-Musik mögen sicher ein attraktives Paket. Man sollte aber, was Canton ab Werk auch anbietet, eine kostenlose Probehörmöglichkeit zu Hause nutzen und dann vielleicht dann doch etwas Sparen und doch etwas höherwertiges erwerben für jahrelangen Musikgenuss. Hier hat Canton ja einiges im Portfolio.
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