Die Entwicklung im Heimkinomarkt bringt immer wieder neue Geräte wie den Onkyo TX-RZ900 hervor. Diese Neuvorstellung überrascht nicht nur optisch, sondern auch mit technischen Finessen. Ob dies am Zusammenschluss des Herstellers mit der Firma Pioneer liegt?
Klotzen statt kleckern
Natürlich sticht zunächst das Design des Geräts ins Auge, das wenig an frühere Onkyo-Komponenten erinnert. Vor allem der große Drehknopf zur Lautstärkeeinstellung ist unübersehbar. Außerdem befinden sich an der Front zahlreiche Tasten zur Auswahl der Quellen. Leider sind diese etwas klein geraten. Weitere Bedienelemente sind hinter einer großen Aluminiumklappe versteckt. Erhältlich ist das Gerät wahlweise in schwarz oder in silber, wobei die Silbervariante eleganter und weniger „klotzig“ aussieht. Insgesamt wirkt der Receiver etwas beliebig und sehr technisch; hier hätte der Hersteller mehr Geld für ein ansprechenderes Äußeres in die Hand nehmen können.Weniger für Augenmenschen
Auf den zweiten Blick zeigt sich, dass der TX-RZ900 insbesondere durch den Klang punkten will. Schade, dass dafür manche Video-Features unter den Tisch fallen, die bei Konkurrenzprodukten zur Selbstverständlichkeit gehören. Am schmerzlichsten dürften Heimkino-Fans die interne Videosignalverarbeitung vermissen, die das Bild hochskaliert. Die HDMI-Anschlüsse für Ultra-HD-Video, das 60 Bilder pro Sekunde und einen 4:4:4-Farbraum liefert, versöhnen etwas. Für den Sound bietet der Heimkinoreceiver hingegen mehr, zum Beispiel THX Select 2 sowie Dolby Atmos, und unterstützt sogar dts:X. Man kann sich zwischen unterschiedlichen Hörmodi entscheiden – von Film über Musik bis Gaming. Die Einrichtung der Lautsprecher erfolgt über ein mitgeliefertes Messmikrofon und das hauseigene Einmesssystem, „AccuEQ“ genannt. Auffällig ist hierbei, dass der Subwoofer zu laut eingestellt wird.High-End-Klang
Für den fast schon als High-End zu bezeichnenden Klang sorgen ein Ringkerntrafo und sieben diskret aufgebauter Endstufen mit ausreichend Power, die Bassfrequenzen bis 5 Hertz erreichen. Das Gerät sorgt so für eine sehr authentische Musikwiedergabe mit Dynamik, aber auch für kraftvolle Bässe. Bei Filmen mit viel „Wumms“ kommt Vector Linear Shaping Circuitry, kurz: das VLSC-System, zum Einsatz. Damit gehören Verzerrungen der Vergangenheit an. Und dank der 384 kHz/32-Bit D/A-Wandler sind auch die Weichen für HiRes-Dateien (FLAC, DSD) gestellt. Der AV-Receiver verfügt über sieben HDMI-2.0-Eingänge (zwei davon parallel verwendbar) und zwei HDMI-Ausgänge. Die Lautsprecher werden über Schraubanschlüsse an der Rückseite verbunden. Zwar sollen an der Rückseite sogar unterschiedliche Farben helfen, den Überblick zu bewahren. Allerdings wirkt das Layout etwas unübersichtlich. Selbstredend verfügt das Gerät über WLAN und Bluetooth, unterstützt AirPlay, Streaming via DLNA, hat tunein, Deezer und Spotify sowie Pandora integriert. Nörgler könnten an dieser Stelle bemängeln, dass das Gerät kein MHL – Mobile High-Definition Link – aufweist.
Nicht preiswert, aber seinen Preis wert
Wer mit einem etwas veralteten OSD, einer etwas eingeschränkten Ausstattung und nur sieben Endstufen leben kann, dabei verstärkt Wert auf die Audio-Sektion legt, ist mit dem Boliden von Onkyo gut bedient. Für den Heimkinoreceiver muss allerdings auch ein vierstelliger Betrag hingeblättert werden, bei Amazon zum Beispiel um die 1.500 Euro. Doch insbesondere die Klangqualität ist dies auch wert.