Das Geheimnis ist ein Periskop
Das Smartphone ersetzt immer häufiger den extra Fotoapparat, mitgenommen wird letzterer auf Reisen dann doch meistens. Das liegt daran, dass Smartphone-Kameras bei aller durchaus verblüffenden Bildqualität zwei Schwächen haben: Zum einen nimmt diese Qualität bei Dämmerung und erst Recht bei Nacht dramatisch ab, zum anderen können Sie mit einem Smartphone-Objektiv nicht wirklich zoomen. Zwar versprechen einige Hersteller Zoom-Stufen bis 10x, dabei handelt es sich aber stets um elektronische Tricks wie etwa Bildausschnitte aus einem viel größeren Gesamtfoto. So nehmen einige Smartphones Fotos mit bis zu 40 Megapixeln auf, damit bei der Ausschnittsvergrößerung noch akzeptable 5 bis 10 Megapixel übrig bleiben. Ein Qualitätsverlust gegenüber dem Originalmotiv geht trotzdem damit einher.
Das Huawei P30 Pro löst dieses Problem mit einem Periskop-Zoom, bei dem das Licht auf dem Weg zum Sensor quasi auf eine Umleitung geschickt werden kann, was den effektiven Abstand zwischen Sensor und Optik vergrößert. So erreicht das P30 Pro einen echten optischen 5-fach-Zoom ohne jede Software-Pfuscherei. Auf die verzichtet natürlich auch Huawei nicht, gegebenenfalls können Sie dadurch den Zoom sogar auf den Faktor 10x vergrößern. Und weil diese enorme Vergrößerung eine ebenso enorme Gefahr des Verwackelns mit sich bringt, hat Huawei eine optische Bildstabilisation verbaut, welche von einer künstlichen Intelligenz unterstützt wird. In ersten Tests funktioniert das erstaunlich zuverlässig.
Was rauscht da noch in der Dunkelheit?
Am zweiten Problem arbeiten in der Tat auch viele andere Hersteller bereits seit Längerem. Und schon beim Mate 20 Pro hatte Huawei vergangenes Jahr eine neue Funktion für Nachtaufnahmen eingeführt. So richtig befriedigend ist und bleibt das Ergebnis bislang aber noch nicht. Vor allem die Fähigkeit, sonst im Smartphone-Objektiv komplett dunkel erscheinende Objekte noch sichtbar abzubilden, wurde verbessert. Und zwar weitgehend ohne das grässliche elektronische Rauschen, das sich sonst dabei unweigerlich einschleicht. Das gilt sogar für das Filmen, wo dies durch die schnelle Verschiebung zwischen dunklen und halb-dunklen Bildabschnitten bei der Bewegung ungleich schwerer ist.
Auch dies ist unter anderem der hervorragenden Bildstabilisation zu verdanken, die unsichere Hände weitgehend zu kompensieren vermag. So berichten Tester, dass die Kamera in der Lage sei, selbst dann noch Farben von Objekten abzubilden, wo selbst das menschliche Auge nur noch vage Schemen wahrzunehmen vermag. Möglich wird dies aber auch durch gleich vier Optiken auf der Rückseite: eine Ultraweitwinkel-, eine Weitwinkel-, eine Tele- und eine Tiefensensor-Optik. Im Zusammenspiel mit der Software wählt die Kamera automatisch die beste Optik, sorgt für die Bildstabilisation und den richtigen Belichtungsfaktor. Zumindest einfache Kompaktkameras werden hierbei qualitativ mittlerweile eingeholt.
Vorn beeindruckt es nicht ganz so
Als echtes Kamera-Handy bietet das Huawei P30 Pro auch eine hervorragende Frontkamera. Sie löst mit hohen 32 Megapixeln auf und kann wirklich schöne Bilder schießen. Ihr fehlen allerdings die Low-Light-Fähigkeiten der Hauptkamera, zudem wurde auf Sensoren für die 3D-Gesichtserkennung (Wärmebild) verzichtet, um eine möglichst kleine Notch zu haben. Das führt jedoch dazu, dass das Entsperren des Handys via Gesichtserkennung eine unsichere Sache ist: Bei Dunkelheit fehlen diese 3D-Informationen einfach, weshalb Sie dann in der Regel doch zum Fingerabdruck oder der PIN-Eingabe greifen müssen. Dem Fingerabdrucksensor immerhin wird von Testprofis eine angenehm zackige Reaktion zugebilligt.
Eine weitere Schwäche liegt ausgerechnet in einer Stärke verborgen. So kann das Huawei P30 Pro zwar in extrem hoher 4K-Auflösung filmen, erstaunlicherweise aber nicht mit 60 Bildern pro Sekunde. Nur halb so viele Bilder werden hier aufgenommen, was bei der Nachbearbeitung durchaus seine Nachteile hat und auch für empfindliche Augen weniger flüssig wirkt. Noch erstaunlicher: Die Selfie-Kamera filmt gar nur mit Full HD, 4K ist hier gar nicht möglich. Das sind natürlich nur Kleinigkeiten und dürften die meisten Nutzer gar nicht weiter jucken, es sind bei einem 1.000-Euro-Smartphone aber schlicht unnötige Schwächen.