Die im Grund genommen frohe Kunde, dass Amazons E-Book Reader Kindle in einer U.S. & International-Wireless-Version ab dem 19. Oktober in Deutschland über den Umweg USA erhältlich ist, hat einige Haken und Ösen, die die Freude etwas vergällen könnten. So hat Spiegel-Online bereits ausgerechnet, dass der tatsächliche Kaufpreis von 190 Euro für das Gerät auf rund 300 Euro klettert, da auf den Geräte-Preis noch Versandkosten und Steuern aufgeschlagen werden müssen.
Zum zweiten besteht das Angebot an E-Books und Zeitschriften zur Zeit noch ausschließlich aus englischsprachigen Büchern. Wer allein nach deutschen Titeln sucht, kann lediglich ein Abo der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sowie des Handelblattes bestellen – und dies im Fall der FAZ sogar nur zum einem Aufpreis von fast 100 Prozent im Vergleich zu den amerikanischen Abonnenten, wie Lesen.net berichtet. Das Internetportal hat auch gleich noch auf eine weitere Schwachstelle hingewiesen. Denn wer darauf gehofft hat, über den Kindle U.S. & International an die als E-Books vertriebenen Bestseller heranzukommen, wird ebenfalls enttäuscht. Viele aktuelle Verkaufserfolge werden nur auf dem US-Markt vertrieben.
Der Download-Service über die Roaming-Partner von AT&T, über den kostenlos E-Books & Co auf den Kindle herunter gezogen werden können, ist auf Deutschland begrenzt. Wer den Service im Ausland beansprucht, zahlt knapp 2 Dollar Roaming-Gebühren pro Artikel. Dem steht die erfreuliche Nachricht gegenüber, dass die Bücher insgesamt billiger werden, da sie in Dollar angegeben und durch den starken Euro gesenkt werden.
Und zum Schluss: Als Manko des Kindle darf nach wie vor auch die umständliche PDF- und die fehlende ePUB-Unterstützung gelten, die die Konkurrenzprodukte gleich um einiges attraktiver macht – werden doch hierzulande viele (deutschsprachige) Titel in diesen beiden Formaten angeboten. Wohin also die Reise geht, ob der Kindle U.S. & International trotz aller Einschränkungen bereits zum Weihnachtsgeschäft ein Erfolg wird, lässt sich kaum abschätzen. Erst wenn die Ankündigung Jeff Bezos von Amazon, „irgendwann“ jedes Buche in jeder Sprache liefern zu können, Realität geworden sein wird, werden wir auch wissen, wie der Kampf um die Zukunft des E-Books ausgegangen sein wird – vorausgesetzt, die digitalen Lesegeräte erfüllen in den kommenden Jahren überhaupt die hohen Erwartungen, die in sie gesetzt werden.
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- Erschienen: 03.12.2010 | Ausgabe: 1/2011
- Details zum Test
4 von 5 Sternen
Ausstattung: 4 von 5 Sternen;
Handhabung: 4 von 5 Sternen.