Stärken
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konstruiert für Einsätz auch in unwegigem Gelände
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zumeist mit Allradantrieb
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robust und belastbar
Schwächen
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hohe Anschaffungskosten
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meist recht verbrauchsintensiv
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für den Stadtverkehrsalltag eher überdimensioniert
Geländewagen sind Autos, mit denen man sich ins Gelände wagen kann – im Gegensatz zu SUVs. Das mag für einige SUV-Fans eine bittere Botschaft sein, doch zwischen einem Land Rover Defender oder einer Mercedes G-Klasse einerseits und einem Dacia Duster oder Skoda Yeti andererseits gibt es deutliche Unterschiede, selbst wenn die SUVs mit einem 4x4-Antrieb ausgerüstet sein sollten.
Mercedes G
Mercedes G-Klasse
Mercedes ist konsequent. Die Schwaben deklarieren gegenwärtig nur ein Modell als Geländewagen, und das ist die seit 1979 gebaute G-Klasse. Einige andere Autos mit Stern, etwa die M-Klasse, sind zwar auch mehr oder weniger geländetauglich, fallen aber nach Mercedes-Lesart unter „Offroader“; man könnte sie auch als SUV bezeichnen. Die G-Klasse besitzt keine selbsttragende Karosserie, sondern einen Kastenrahmen aus vier Millimeter dickem Stahl, auf den die Blechkonstruktion aufgesetzt wird. Ein Rahmen ist zwar schwerer, aber auch robuster und verwindungssteifer. Wegen seiner guten Offroad-Eigenschaften ist der Mercedes G unter dem Namen Wolf der Standard-Geländewagen der Bundeswehr, er löste während der 90er Jahre den VW Iltis ab. Zuvor hatte bereits der Bundesgrenzschutz den Mercedes G genutzt.
In der Zivilversion sind für die G-Klasse mindestens 86.000 EUR hinzulegen. Zu ihren Merkmalen gehören eine Geländeuntersetzung, permanenter Allradantrieb, drei Differenzialsperren, eine Steigfähigkeit von 80 Prozent (39 Grad), eine Bodenfreiheit von 21 Zentimetern, ein vorderer Böschungswinkel von 36 Grad und ein maximale Wattiefe von 60 Zentimetern. Die G-Klasse bleibt auch bei Schräglagen von 54 Grad noch fahrstabil. Für Geländewagen-Käufer sind diese Werte relevant, während die meisten SUV-Kunden sich kaum mit Böschungs-, Rampen- und Kippwinkeln oder Verschränkungen und Starrachsen herumschlagen, und falls doch, so sind die Resultate ernüchternd: Im VW Tiguan bekommt man schon bei 20 Zentimetern Wassertiefe nasse Füße, und ohne Extra-Ausstattung (Track & Field-Paket) geht der SUV wegen seines flachen vorderen Böschungswinkels von 18 Grad schon früh auf Tuchfühlung mit dem Untergrund. Eine Geländeuntersetzung oder echte Differenzialsperren an den Achsen sucht man vergebens.
Jeep Wrangler
Jeep Wrangler
Auf den ältesten Stammbaum bei den Geländewagen kann der Jeep Wrangler zurückblicken. Bereits 1944 gab es eine zivile Variante des Willys Jeep der US-Armee. Der CJ wurde mit geringen Änderungen bis 1986 produziert und dann vom Wrangler abgelöst. Ein Lizenz-Nachbau des alten Jeeps ist heute von Mahindra aus Indien erhältlich. Der Allradantrieb des Wrangler ist nicht permanent, sondern wird im Gelände zugeschaltet. Mit einer Bodenfreiheit von 26 Zentimetern, einer Wattiefe von 76 Zentimetern und einem vorderen Böschungswinkel von 38 Grad behauptet sich der Jeep auch in schwierigem Gelände, vor allem in der Version Rubicon, die mit einer 4:1-Geländeuntersetzung und zwei sperrbaren Achsdifferenzialen ausgerüstet ist.
Land Rover Defender
Land Rover Defender
Eine weitere 4x4-Legende ist der Land Rover Defender. Er hat sich seit 1948 kaum verändert, der Wechsel von Blatt- auf Schraubenfedern im Jahr 1983 kam einer Revolution gleich. Im Gegensatz zum Jeep ist der Land Rover nicht für das Militär entwickelt worden, sondern als Vielzweckfahrzeug für das Landleben. Drei Viertel aller je gebauten Land Rover Defender sind nach Angaben des Herstellers immer noch im Einsatz. Das Fahrzeug ist trotz neumodischen Schnickschnacks wie elektrischer Fensterheber und Zentralverriegelung größtenteils ein rollender Anachronismus, und die Produktion wird 2015 eingestellt werden, weil der kantige Defender mit den EU-Bestimmungen zum Fußgängerschutz kollidiert. Doch in puncto Geländegängigkeit gehört der Brite nach wie vor zu den Klassenbesten. Ein Kastenprofil-Leiterrahmen mit aufgesetzter Aluminium-Karosserie, permanenter Allradantrieb und sperrbares Mittendifferenzial, ein vorderer Böschungswinkel von sensationellen 47 Grad, eine maximale Steigfähigkeit von 45 Grad (100 Prozent) und eine Bodenfreiheit von 31 Zentimetern an der Karosserie bzw. 25 Zentimetern an den Achsen sowie eine Wattiefe von 50 Zentimetern machen den Defender zu einem der leistungsfähigsten Fahrzeuge seiner Art. Es gibt ihn mit verschiedenen Radständen und Aufbauten, der Einstieg beginnt bei rund 27.000 EUR für die Basisvariante mit Soft-Top.
Lada Niva / Taiga
Lada Niva
Ähnlich hartnäckig wie der Land Rover Defender hat sich auch der Lada Niva allen Neuerungen über Jahrzehnte verweigert. Eine Modellpflege mit leicht geänderter Optik im Jahr 1995 ist zu nennen, doch im Grunde blieb der Niva seit 1976 so gut wie unverändert – abgesehen davon, dass er sich seit 2013 Taiga nennt. Der Niva/Taiga verzichtet auf einen Leiterrahmen, hat aber sonst an Bord, was einen Geländewagen ausmacht. Eine mittlere Differenzialsperre und Getriebeuntersetzung, eine Bodenfreiheit von 22 Zentimetern, einen vorderen Böschungswinkel von 39 Grad und eine Steigfähigkeit von 58 Prozent (30 Grad) bringen den Niva mit permanentem Allradantrieb dort noch voran, wo SUVs aufgeben müssen; das alles für schmale rund 11.000 EUR zuzüglich Überführungskosten.
Mitsubishi Pajero
Mitsubishi Pajero
Wesentlich zeitgemäßer kommt der Mitsubishi Pajero daher, bei ihm gibt es für Niva-Fahrer fremdartige Dinge wie Bluetooth-Schnittstellen, eine Klimaautomatik oder Xenon-Scheinwerfer mit automatischer Leuchtweiten-Regulierung. Dafür sind aber mindestens 32.000 EUR auf den Tisch zu legen. Beim Pajero lässt sich zwischen Heckantrieb und Allradantrieb mit sperrbarem Mittendifferenzial umschalten. Weitere Offroad-Features sind eine Hinterachs-Differenzialsperre und eine Geländeuntersetzung des Getriebes, außerdem ein vorderer Böschungswinkel von 35 Grad, eine Bodenfreiheit von 21 Zentimetern sowie eine Wattiefe von 70 Zentimetern. Seine zusätzlich versteifte, selbsttragende Karosserie besitzt einen integrierten Hilfsrahmen. Siege bei der Wüstenrallye Paris-Dakar machten den Pajero einem größeren Publikum bekannt.
Toyota Land Cruiser
Toyota Land Cruiser
Der Geländewagen, der weltweit die meiste Verbreitung gefunden hat, ist der Toyota Land Cruiser. Er hatte viel Zeit für seinen Siegeszug, denn er wird bereits seit 1951 produziert und hat zahlreiche Änderungen erfahren. Mit der spartanischen J4-Serie, die von 1960 bis 1984 vom Band rollte, haben die heutigen Land Cruiser nicht mehr viel gemeinsam. Sie setzen eher auf Hi-Tech. Ein computergesteuerte Einrichtung namens Crawl Control erlaubt bei der teuren Ausstattungslinie TEC sogar, sich bei konstantem Schritttempo im Gelände auf das Lenken zu beschränken. Das Gas geben und Verzögern nimmt einem der Wagen ab. Zum Land Cruiser TEC gehört auch ein elektronischer Bremseingriff an der Hinterachse, der ein Sperrdiffenzial ersetzt. Die Land-Cruiser-Basisversion mit permanentem Allradantrieb und einem sperrbaren Mitten-Differenzial ist für rund 38.000 EUR erhältlich. Als eigenständiges Modell führt Toyota den Land Cruiser V8 für mindestens 75.000 EUR. Leiterrahmen und Getriebeuntersetzung weisen ihn neben dem permanenten Allradantrieb von vornherein als waschechten Geländewagen aus. Als Antrieb dient der leistungsstärkste Diesel von Toyota, ein 4,5-Liter-V8 mit 272 PS (200 kW). Mit einer Steigfähigkeit von 45 Grad (100 Prozent), einem vorderen Böschungswinkel von 31 Grad und einer Wattiefe von 70 Zentimetern lässt der große Land Cruiser keinen Zweifel daran, dass er in die Top-Liga der Geländewagen gehört.
Suzuki Jimny
Suzuki Jimny
Von wesentlich kleinerem Kaliber als der Land Cruiser V8 ist der Suzuki Jimny, den man schon für rund 15.000 EUR sein Eigen nennen kann. Mit zuschaltbarem Allradantrieb, einer Geländeuntersetzung und einem vorderen Böschungswinkel von 42 Grad qualifiziert sich der Jimny für den Einsatz abseits fester Wege, lediglich die Bodenfreiheit von 19 Zentimetern fällt etwas knapp aus. Zum Trost ermöglicht der kurze Radstand von 2,25 Metern einen Rampenwinkel von 31 Grad. Ein mittiges Aufsetzen zwischen den Rädern ist damit unwahrscheinlicher als beim Jeep Wrangler, der einen Rampenwinkel von 25 Grad besitzt. Als Lastesel lässt sich der Jimny allerdings kaum einsetzen, den sein Kofferraumvolumen fällt bei hochgeklappter Rücksitzbank mit 113 Litern äußerst bescheiden aus.