Das wohl beliebteste Wearable geht in die siebte Runde: Xiaomis Mi Band 7 setzt genau wie in den Vorjahren auf ein noch größeres Display und eine handvoll neuer Funktionen. Als Fan von Xiaomis Fitnesstracker-Reihe habe ich mir das Band 7 pünktlich zum Marktstart angeschafft und auf Herz und Nieren geprüft.
Display und Gehäuse: Klares Komfort-Plus und ungeminderte OLED-Pracht
Das OLED-Display wächst im Vergleich zum Mi Band 6 um rund 25 % an, was bei einem Blick ins Datenblatt erstmal nicht erheblich wirkt, aber in der Praxis allerhand ausmacht. Das breitere Bildseitenverhältnis und das neu gestaltete Interface machen viele Bandanzeigen übersichtlicher und leichter lesbar. Mails und Benachrichtigungen von WhatsApp und Co. lassen sich erheblich besser lesen als beim ziemlich schmal geratenen Mi Band 6. Auch die Musiksteuerung ist dank größerer Schaltflächen etwas einfacher geworden. Die Leuchtkraft ist hoch, lässt sich aber immer noch nicht automatisch regeln, was inzwischen eigentlich ein Standardfeature bei smarten Fitnesstrackern sein sollte. Bei einer Helligkeitseinstellung von 70 bis 80 % war das Ablesen des Bildschirms selbst im direkten Sonnenlicht problemlos möglich. Die Empfindlichkeit des Touchscreens lässt sich nun in zwei Stufen regulieren. Die ab Werk eingestellte hohe Empfindlichkeit war mir persönlich zu sensibel.Das Gehäuse ist trotz größerer Abmessungen und stärkerem Akku federleicht und im Alltag keine spürbare Last. Das Band 7 ist minimal dicker geworden, trägt aber selbst bei schmalen Handgelenken nicht zu stark auf.
Mit der Always-On-Funktion kann das Display neuerdings dauerhaft aktiv bleiben. Das Watchface wird dabei nach wenigen Sekunden Bildschirmaktivität vereinfacht und nur mit weißer Schrift dargestellt. Ab Werk ist die Always-On-Funktion deaktiviert. Wenn man die Option zum ersten Mal aktiviert, warnt das Armband mit einer Textmeldung, dass die Akkulaufzeit sich dadurch stark verringert, was sich in der Praxis auch bewahrheitet hat. Ab Werk stehen Dutzende Watchfaces über die Begleit-App Mi Fitness zur Verfügung. Auch eigene Fotos sind als Hintergründe einstellbar, aber leider lässt sich die Farbe der Uhrzeit im Gegensatz zur Vorgänger-App Zepp Life nicht ändern.
Software und Funktionen: Die Leiden des Early Adopters
Nach dem ersten Einschalten präsentierte mir das Mi Band ein ziemlich ruckeliges Interface, das aber mit dem ersten (langsamen) Firmware-Update seine gewohnte Schwuppdizität zurückerhielt.Für Erstaunen sorgte auch der Umstand, dass Xiaomi mal wieder die Installation einer neuen Begleit-App für das neue Mi Band fordert. Nach Mi Fit und Zepp Life ist die neue App "Mi Fitness" inzwischen die dritte Neuerfindung des Rades. Rein funktional hat sich kaum etwas verändert, aber ein langwieriger Transfer der alten Daten von Zepp Life sowie die Neuanmeldung bei Xiaomi Fitness und die erneute Erteilung von einer Menge Berechtigungen über einen Umweg in die App-Einstellungen des Betriebssystems zehrten am Nervenkostüm und machten den Einrichtungsprozess zum bisher umständlichsten in der Mi-Band-Welt.
Bei den ersten Ausflügen in die App und das verschachtelte und doch übersichtliche Menü des Bands selber fielen mir einige störende Rückschritte auf. Zum einen werden in Benachrichtigungen von WhatsApp und Co. deutlich weniger Emojis angezeigt als zuvor. Zum anderen kam es zu nervigen Verzögerungen bei der Musiksteuerung sowie kurzen Bedenkzeiten beim Aktivieren des Displays. Auch das App-Symbol für WhatsApp wirkte wie durch einen Quirl gejagt.
Beim Mi Band 6 wurden die Kinderkrankheiten durch häufige Firmware-Updates nach und nach behoben. Ich gehe davon aus, dass das auch beim Mi Band 7 der Fall sein wird.
Lobenswert: Direkt am Armband lässt sich viel mehr einstellen als zuvor. Der Griff zum Smartphone und der zugehörigen Mi-Fitness-App ist also seltener notwendig.
NFC kann das normale Mi Band 7 nicht. Eventuell kommt die in China erhältliche NFC-Version aber noch nachträglich nach Deutschland. GPS ist ebenfalls nicht mit von der Partie, was in dieser Preisklasse aber auch nicht verwunderlich ist.
Training und Tracking: Für Gelegenheitssport gut
Mit der siebten Mi-Band-Generation können Trainings zum ersten Mal automatisch erkannt werden. Diese Funktion muss einmalig aktiviert werden. Automatische Erkennung steht für die Disziplinen Laufen, Gehen, Rudergerät und Crosstrainer zur Verfügung. Ich hätte mir hier noch Fahrrad und Ergometer gewünscht.Im Trainingsmenü findet man eine Vielzahl an unterstützten Sportarten, übersichtlich gruppiert in grobe Bereiche wie Radsport, Kampftraining oder Laufen. Die zuletzt durchgeführte Sportart landet automatisch oben in der Liste. Beim Gehen und Laufen führen kurze Pausen, zum Beispiel beim Warten an einer Ampel, nicht mehr zu einer Pausierung des Trackings. Die Auswertung des Lauftrainings wirkte auf mich übersichtlich und die Werte nachvollziehbar.
Während des Trainingsprogramms werden auf dem Display alle relevanten Daten permanent dargestellt, mit einem Swipe nach links kommt man zur Musiksteuerung, mit einem Swipe nach rechts in die Verwaltung des Trainings (Pause, Beenden, Abbrechen). Abseits des Trainings sorgen tägliche Ziele und der personalisierte PAI-Score für Motivation. Beim Mi Band 7 lässt sich nun auch die Blutsauerstoffsättigung permanent überwachen. Beim Vorgänger ging das nur manuell. Das Band kann auch eine Warn-Benachrichtigung senden, wenn der SpO2-Wert im bedenklichen Bereich liegt.
Akkulaufzeit: Energieschlucker Always-On-Display
Beim Thema Akku hat mich vor allem interessiert, wie lange das Mi Band 7 mit der neuen Always-On-Funktion durchhält. Zu diesem Zwecke habe ich einen Stresstest gestartet:- Display zwischen 7 und 22 Uhr immer aktiv
- Display-Helligkeit ca. 80 %
- permanente Pulsüberwachung (automatische Intervall-Auswahl)
- ganztägige Überwachung der Blutsauerstoffsättigung (SpO2)
- Benachrichtigungen von allen erdenklichen Apps
- eine einstündige Trainings-Session (Laufen)
Fazit:
Wer mit einem kleineren Display leben kann und keine permanente SpO2-Überwachung braucht, kann auch zum aktuell noch günstigeren Mi Smart Band 6 oder dem Honor Band 6 greifen, die beide softwareseitig ausgereifter wirken und ebenfalls gute OLED-Displays bieten. Wenn sich der Preis angleicht, kann man aber getrost zum Mi Band 7 greifen und den zusätzlichen Komfort genießen – auch weil bis dahin die kleinen Firmware-Kinderkrankheiten beseitigt sein dürften.