Über seine Verbandstochter MVB bietet der Börsenverein des deutschen Buchhandels ab sofort einen günstigen E-Book Reader an. Der von Trekstor gefertigte Liro Color soll über den Buchhandel verkauft werden, wobei der jeweilige Händler anschließend an den über den Reader bezogenen Büchern verdient. Das Gerät selbst wiederum ist, wie das unmittelbare, ebenfalls von Trekstor stammende Konkurrenzprodukt von Weltbild, kein „echter“ E-Book-Reader, sondern besitzt ein LC-Display und kokettiert mit dem Aussehen eines Tablet-PCs.
Wie der eBook Reader 3.0 von Trekstor, den die Buchhandelkette Weltbild ab sofort für 59 Euro vertreibt, stellt das Pendant des Börsenvereins einen Mix aus Tablet-PC und Multimediaplayer dar. Der Reader ist mit einem LC-Display ausgestattet, bei dem es sich jedoch, im Unterschied zum Weltbild-Modell, um einen Touchscreen handelt – auf dem entsprechend mit der Zeit die Spuren der Finger zu sehen sein werden. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist das WLAN-Modul, sodass die digitalen Inhalte ohne Umweg über den PC bezogen werden können. Letzteres kann über Libreka, den E-Book-Store des Börsenvereins, abgewickelt werden, sowie über einen vom Buchhändler personalisierbaren Web-Shop, sodass die Buchhändlern, die als Zwischenhändler für den eBook Reader fungieren, vom Verkauf des Gerätes auch in der Folge indirekt profitieren: Bei jedem über den Web-Shop bezogenen Titel erhalten sie eine prozentuale Beteiligung, die Gewinnmarge bei dem über MVB beziehbaren Readers hingegen ist für die Buchhändler eher gering.
Der Reader selbst ist multimediafähig, das heißt, er spielt auch Musik und Videos ab. Das aufgespielte Android-Betriebssystem erlaubt außerdem das Surfen im Netz. Ferner werden die gängigen eBook-Formate angezeigt, inklusive mittels DRM kopiergeschütze Dateien. Das Display misst sieben Zoll und besitzt wie das Weltbild-Modell eine Auflösung von 800 x 480 Pixeln – nicht viel, wie erste Tests des Weltbild-Readers gezeigt haben, denn bei Bildern (etwa Comics) oder beim Zoomen stößt der Bildschirm schnell an seine Grenzen und wird pixelig. Dazu kommt als weiterer Nachteil die kurze Akkulaufzeit – ein LC-Display frisst im Gegensatz zu einem eInk-Display eines „echten“ eBook Readers immens viel Strom – sowie ein schlechterer Lesekomfort. Wer stundenlang beschwerdefrei in einem Buch schmökern will, sollte lieber zu einem E-Ink-Modell greifen.
Die Offerte des Börsenvereins zielt nicht allein darauf ab, eine Konkurrenz zum 99-Euro-Reader von Amazon zu sein, den der Internethändler kürzlich in sein Programm aufgenommen hat. Er stellt auch eine hausinterne Konkurrenz, etwa zu dem von Libri demnächst vertriebenen Sony PRS-T1 (149 Euro) oder dem iRiver Story HD (bei Amazon für 145 Euro erhältlich) dar, der über den Grossisten KNV angeboten wird – beides waschechte E-Book Reader mit einem E-Ink-Display, für die sich Vielleser eher interessieren sollten als für das neue LCD-Modell, auch wenn es mit 99 Euro sowie einem Farbdisplay auf den ersten Blick attraktiver zu sein scheint.
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- Erschienen: 04.02.2012
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ohne Endnote
„Es spricht leider - außer dem Preis - wenig für den Liro Color. Und selbst beim Preis gibt es ja noch Konkurrenz. Wer seinen lokalen Buchhändler unterstützen will, kauft deshalb lieber ein paar echte Bücher bei ihm ...“