Beißender Geruch, geringe Dynamikkompression
-
Vorteile:
individuelle Einstellmöglichkeiten, Speicherung je Eingang
-
Nachteile:
in den Augen brennender, beißender Gestank, zu geringe Dynamik-Kompression
-
Ich bin:
Audiophil
Ich hatte den Marantz Cinema 40 in 2023 bei einem Online-Händler gekauft und getestet. Die Ergebnisse sind ernüchternd.
Positiv:
• Guter Klang
• Viele individuelle Einstellmöglichkeiten
• Speicherung der Einstellungen je Eingang, zweit Lautsprecher-Setups
Negativ:
Ich hatte mir das Gerät insbesondere deshalb gekauft, weil das ständige Laut- und Leiseregeln der Lautstärke bei Filmen einfach lästig ist. Mal sind die Dialoge zu leise und man stellt lauter, dann knallt es wieder aus den Boxen, dass einem die Ohren wegfliegen, und man regelt runter. Gerade bei den neuen BluRays mit DTS-HD ist das wirklich extrem. Nun hat der Marantz dafür eine Dynamik-Kompression. Aber die ist selbst in der höchsten Einstellung (Heavy) nicht ausreichend. Der Unterschied zwischen leisen Dialogen und lauten Ballerszenen betrug immer noch ca. 20 dB (laut Anzeige meines Schallpegel-Messgerätes). In lauten Passagen muss man also immer noch zur Fernbedienung greifen und die Lautstärke drosseln.
Um die Dialoge lauter zu machen, gibt es einen „Dialog Enhancer“, aber auch der ist nicht ausreichend. Wenn man die Dialoge einigermaßen vernünftig verstehen will, ohne dass einem die Ohren wehtun, muss man den Centerlautsprecher lauter einstellen. Hier gibt es die Möglichkeit, in der Lautsprecherkonfiguration den Pegel der Lautsprecher zu ändern. Wenn man nach der Audyssey-Einmessung den Center um ca. 10 dB lauter stellt, dann sind die Ballerszenen leise genug. Aber man hat dann kaum noch Surround-Effekt. Oder man geht über die Optionen und stellt dort den Center lauter. In dem Fall „vergisst“ der Receiver aber die Einstellungen unter Audyssey: „MultiEQ“ steht plötzlich auf AUS, „Dynamic Volume“ ebenso. Hier scheint noch ein Bug im Programm zu sein.
Auch mit der Erhöhung des Referenzpegel-Offset war es mir nicht möglich, ein ausgewogenes Verhältnis von leise und laut zu schaffen. Dies war ein Grund, das Gerät zurückzugeben.
Darüber hinaus stinkt der Receiver extrem. Das mag in einem Heimkino-Studio mit 100 m2 Fläche und einem großen Raumvolumen nicht auffallen, in unserem Wohnzimmer mit 30 m2 war es jedoch so schlimm, dass nach 10 Minuten die Augen brannten. Und wenn schon die Augen brennen, dann kann das Ganze nicht gesund sein. Innerhalb von 2 Stunden zog der beißende, chemische Geruch durch das ganze Haus. Man konnte nur noch Fenster und Türen aufreißen und lüften, anders war es nicht auszuhalten. Meine Frau hat geschimpft wie ein Rohrspatz. Man sagt zwar, dass der Geruch mit der Zeit weniger wird. Mag sein, aber wann ist das? Ich hatte den Receiver später in einem separaten Raum aufgestellt und mit einer Lautstärke von 60 betrieben, bei der er gut warm wurde. Nach 12 Tagen Testbetrieb stank er immer noch genauso extrem. Dies war ein weiterer Grund, das Gerät zurückzugeben. Da glaubt man, ein qualitativ hochwertiges Produkt zu kaufen, das in keinem Billiglohnland, sondern in Japan produziert wird, und dann sowas…
Weitere Punkte, die mir nicht gefallen haben:
• Wenn man an der Lautsprecherkonfiguration manuell die Abstände ändert, sind die Parameter aus der automatischen Einmessung nicht mehr verfügbar. Man muss also nach der Änderung die Audyssey-Einmessung erneut durchführen.
• Hat man im „LS-Konfig.-Preset 1“ die Audyssey-Einmessung vorgenommen und möchte diese im „LS-Konfig.-Preset 2“ leicht anpassen, wäre es hilfreich, die vollständige Einmessung auf „LS-Konfig.-Preset 2“ zu kopieren. Das funktioniert leider nicht. Offensichtlich muss man „LS-Konfig.-Preset 2“ einstellen und noch einmal eine vollständige Einmessung durchführen.
• Wenn Audyssey deaktiviert ist: Bei einem Eingangssignal DTS-HD wird „Loudness-Manager“ und „Dynamikkompression“ nicht im Set-Up-Menü angeboten. Auch dann nicht, wenn die BD läuft und der Ton hörbar ist. Unter Audio – Surroundparameter kann man nur „Cinema Equalizer“, „LFE-Pegel“ und IMAX“ einstellen. Eine „Dynamikkompression“ auch ohne aktives Audyssey wäre wünschenswert.
• Beim Ausschalten des Fernsehers wird auch der Ton im AVR abgeschaltet, obwohl „Ausschaltkontrolle“ auf AUS steht. Das passiert sowohl bei HDMI-Steuerung EIN und AUS. Wenn man z. B. MTV ohne Fernseher hören will, ist der Ton weg.
• Die Umschaltung auf Internet-Radio dauert relativ lange. Startet man den Receiver aus dem Stand-Bye, braucht er 1:09 Minuten zum Hochfahren bzw. zur Musikwiedergabe des Internet-Radios.
• Zum Speichern von Favoriten benötigt man ein HEOS-Konto. Es besteht der Verdacht, dass HEOS eine Datenerfassungs-Krake ist, denn es ist äußerst fragwürdig, was mit den Daten alles gemacht wird. Man braucht nur einmal „HEOS“ und „Datenschutz“ zu googeln und sich die „HEOS Privacy Policy“ durchzulesen, das Ergebnis ist erschreckend. Wem das Thema der persönlichen Datensicherheit egal ist, der braucht sich keine Gedanken machen. Wem das nicht egal ist, sollte sich kein HEOS-Konto zulegen. Dass man bei diesem Gerät schon zum Speichern von Podcasts und Internetradio-Sendern ein HEOS-Konto benötigt, geht einfach zu weit.
In anderen Medien wurde u. a. ein Trafobrummen reklamiert. Das war bei meinem Gerät nicht der Fall. Ich hatte jedoch in einem anderen Fall ein massives Trafobrummen erlebt. Hier war der Grund, dass der Trafo ursprünglich für den amerikanischen Markt konzipiert worden war, und in den USA beträgt die Netzfrequenz 60 Hertz. Bei der europäischen Netzfrequenz von 50 Hz kam es dann zum Brummen. Ob dies bei dem betroffenen Endkunden auch der Grund war, ist jedoch Spekulation.
Nachtrag Ende 2023: Ich hatte die o. g. Kundenbewertung direkt auf der Seite von Marantz gepostet. Sie erhielt – im Vergleich zu den anderen zwei Bewertungen - innerhalb kurzer Zeit die höchste Anzahl von Zustimmungen anderer User. Nach einigen Monaten war aber der Zugriff auf meine Bewertung nicht mehr möglich. Nachdem ich dies reklamierte, wurden wenig später alle drei Kundenbewertungen gelöscht. So geht man also bei Marantz mit Kritik um…
Antworten