Angriffslust mit Noblesse könnte ein Stichwort lauten, mit dem man den neuen Jaguar XJ, der ab Januar 2010 zum Sprung ansetzt, am besten beschreibt. Und als zweites könnte man den Begriff „Dual View“ verwenden. Er bezeichnet den technisch-optischen Trick, dass sich je nach Perspektive auf einem Monitor ein unterschiedliches Bild zeigt. Beide Stichworte hängen unterschwellig zusammen. Denn der Jaguar XJ sitzt auf der einen Seite zwar gefestigt im Sattel, der sich Tradition nennt, orientiert sich aber gleichzeitig stark in Richtung Zukunft.
Doch der Reihe nach. Zuerst zum Stichwort „Angriffslust mit Noblesse“, das passenderweise die Zeitschrift „Auto Bild“ über den neuen XJ geprägt hat. Der Grund dafür liegt darin, dass der XJ das beinah ängstliche Schielen auf die eigene Marken-Vergangenheit wie geblasen habe. „Selbstbewusst“, mit einem „spektakulären Profil“, richte der XJ den Blick – und man ist versucht, dies wortwörtlich zu nehmen – streng nach vorn. Trotzdem finden sich im Design etliche Hinweise auf die Geschichte der Marke, etwa in den traditionell schmalen C-Säule. Ein weiterer Blickfang soll beim Neuen, der nur 1,5 Zentimeter kleiner als der Alte und bewusst kein viertüriges Coupé sein will, das Dach werden, das zu drei Viertel aus einem stark getönten Glas besteht. Das Auto wirke dadurch flacher – und im Innenraum geht es heller zu.
Aus dem Innenraum stammt das zweite Stichwort, „Dual View“. Gemeint ist damit der acht Zoll-Monitor des Festeinbau-Navis, auf dem sich gleichzeitig zwei unterschiedliche Programme darstellen lassen – etwa Navigation für den Fahrer und eine DVD oder TV für den Beifahrer – nur Mercedes-Benz habe in der S-Klasse ähnliches zu bieten. Auf die Perspektive kommt es also an, und auch der Innenraum lässt eine solche Blickaufspaltung zu. Da sind auf der einen Seite die gewohnten Luxus-Elemente bis hin zum Edelholz. Auf der anderen Seite blicke der Fahrer direkt in die Zukunft, sprich auf eine digitale Instrumententafel, die auf einem 12,3 Zoll großen Monitor drei klassische Rundinstrumente einblendet. Und ach ja: Auf die 1.200 Watt Spitzenleistung der 15-kanaligen, mit 20 Lautsprecher ausgestatteten Audioanlage sei man bei Jaguar ebenfalls besonders stolz.
Platzangebot sowie Kofferraumvolumen hingegen haben sich im Vergleich zum Vorgänger nicht merklich verändert, da die Karosseriestruktur nahezu gleich geblieben sei, inklusive des niedrigen, „vorbildlichen“ Kampfgewichts von rund 1,8 Tonnen. Bleibt zum Schluss also nur die Qual der Wahl bei der Motorisierung des XJ-Gefährts, damit man sich nicht nur stilsicher, sondern auch schnell in der Zukunft bewegen kann. Zur Auswahl stehen zwei Fünfliter-V8-Benziner (mit/ohne Kompressor) und ein Dreiliter-V6-Diesel in der S-Version. Allen drei gemeinsam ist die Sechstufenautomatik von ZF. Die Leistung steigert sich von 275 PS (Diesel) über 385 PS (V8) bis zu 510 PS des V8 Kompressors. Der Ausgangspunkt der Preisspirale liegt bei unter 80.000 Euro für den Diesel. Auf der IAA in Frankfurt wird der 2010er-XJ zu bewundern sein.
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- Erschienen: 19.03.2014 | Ausgabe: 12/2014
- Details zum Test
ohne Endnote
„Plus: Kraftentfaltung, Motorensound; Fahrleistungen; AR-Normverbrauch; Fahrverhalten.
Minus: Reifendruckkontrolle nur Option; Traktion bei Nässe (kein AWD).“