Abgespeckter Bruder des Mate 20 Pro – und trotzdem besser
Zugegeben, diese Überschrift ist provokant. Denn auf dem Papier reicht das "normale" Huawei Mate 20 natürlich nicht an sein Pro-Schwestermodell heran. So kommt statt eines OLEDs mit 3.120 x 1.440 Pixeln ein einfacheres LCD-Display mit 2.244 x 1.080 Pixeln zum Einsatz, es gibt weniger Arbeitsspeicher und die Kameras lösen niedriger auf. Das Schöne daran ist: Das meiste davon wirkt sich im Alltag kaum aus, im Gegenteil kann das normale Mate 20 dadurch an anderer Stelle punkten und sein Schwestermodell sogar geradezu deklassieren.Die Rede ist hierbei insbesondere von der Ausdauer, die ja eigentlich schon beim Mate 20 Pro ausdrücklich gelobt wurde. Doch die hohe Bildauflösung fordert dort noch ihren Tribut. 10 bis 12 Stunden Dauer-Videowiedergabe sind zwar für diese Ausstattungsklasse ein eindrucksvolles Ergebnis, das Standardmodell kann diesen Wert aber noch einmal deutlich übertreffen. Obwohl der Akku mit 4.000 zu 4.200 mAh Nennladung sogar etwas kleiner ausfällt, werden im Dauertest 16 Stunden erreicht. Das Magazin CHIP war davon dermaßen irritiert, dass es den Test nach eigenen Angaben sechs Mal wiederholt hat – und jedes Mal lag die Ausdauer stabil bei diesem enormen Wert!
So mancher kleiner Vorteil und nur wenige echte Nachteile
Aber nicht nur die Ausdauer sollte das Augenmerk verstärkt aufs Mate 20 lenken. An vielen kleinen Punkten zeigt das Smartphone Ansätze, die man sich auch für die Pro-Version gewünscht hätte. So hat Huawei hier beispielsweise die beliebte 3,5mm-Klinke belassen, die dem Pro-Modell (wie vielen anderen Topmodellen aktuell) just genommen wurde. Wenn Sie also noch Zubehör früherer Smartphones haben, können Sie das hier auch weiter nutzen. Ferner wurde auch der Fingerabdrucksensor auf der Rückseite belassen, eine Bedienlogik, an die sich viele Nutzer gewöhnt haben. Beim Pro ist er hingegen im Display versteckt. Das ist zwar innovativ, aber zumindest anfangs nicht unbedingt intuitiv. Nicht zuletzt lockt das normale Mate 20 mit einer wirklich kleinen, unauffälligen Notch am oberen Bildschirmrand – wenn schon Notch, dann bitte so!
Auf der anderen Seite sind die offenkundigen Schwächen des Mate 20 gar nicht so groß wie es auf dem Papier erscheint. Die geringere Auflösung des Displays dürfte im Alltag kaum auffallen, da eben Full-HD+ auch schon sehr scharf wirkt. Die Verwendung von IPS anstelle des normalerweise kontraststärkeren OLEDs wird durch modernes HDR10 zum Teil kompensiert, auch hier sieht das Bild also farbstark aus. Der geringere Arbeitsspeicher hat auf die Alltagsperformance auch keine Auswirkung. Und die nominell deutlich niedriger auflösenden Kameras bieten bei Tage fast die gleiche Bildqualität. Lediglich im sehr starken Zoom oder bei Nachtaufnahmen fällt die Qualität doch sichtbar ab. Je nach Nutzungsverhalten dürften das auch eher selten ins Gewicht fallen.
Was ärgert denn dann überhaupt am Mate 20?
Um ehrlich zu sein: nur wenig. Das Mate 20 akzeptiert wie der Verwandte keine microSD-Speicherkarten mehr. Stattdessen will Huawei die Kunden auf das bislang noch nicht ansatzweise verbreitete nanoSD-Format zwingen, die Speicherkarte entspricht also nur noch der Größe einer Nano-SIM. Das wird wohl kaum jemand tun, weshalb die potenzielle Speichererweiterung reine Makulatur ist. Darüber hinaus handelt es sich zwar um ein Dual-SIM-Smartphone, bei Einlegen einer zweiten SIM fällt aber der Speicherkartensteckplatz ganz weg. Nur dank des großen internen Speichers wird das nicht zum echten Ärgernis. Anmerken muss man zudem, dass das kabellose Aufladen hier gestrichen wurde. Und wasserdicht ist das Handy auch nicht, nur wasserabweisend. Beides sind aber selbst im Highend längst noch keine Standards.Am Ende muss natürlich wieder jeder für sich entscheiden, was ihm wichtig ist. Wenn Sie Fotoaufnahmen bei Dämmerlicht oder eine Outdoor-Nutzung am Strand wichtig finden, ist das Mate 20 Pro die bessere Wahl. Wenn aber vor allem eine hohe Ausdauer, ein dezenteres Notch-Design und das Hören von Musik unter Nutzung klassischer Kopfhörer mit Klinke im Mittelpunkt Ihres Interesses stehen, sollten Sie dem Mate 20 den Vorzug geben. Mit 800 Euro ist es zudem satte 20% günstiger als das große Schwestermodell.