Motorradnavi für Motorradtouren ungeeignet
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Nachteile:
mangelhafte Routenplanung am Gerät, erzeugt keine schönen Motorradrouten, um von A nach B zu kommen viel zu teuer
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Geeignet für:
Windows- und Mac-Benutzer
Meine Erfahrungen mit dem Motorrad-Navi Zûmo 340 LM von GARMIN nach:
- 4 Tagetouren ins Münster- und Sauerland am PC geplant
- 5-Tagestour in den Harz - 4 Routen am PC geplant
Pro:
Das Gerät lässt sich mit einem Handgriff in die fest montierte Halterung mit Stromversorgung einhängen.
Allseitige Gummierung macht das Gerät unempfindlich und verleit ihm eine hochwertige Erscheinung.
Der Bildschirm ist auch bei Sonnenschein gut ablesbar.
Das touchscreen lässt sich auch mit Handschuhen gut bedienen.
Der Satellitenaufbau erfolgt sehr schnell.
Die Menüs sind übersichtlich gestaltet.
Die Suchfunktion zum Auffinden umliegender Tankstellen oder Restaurants hat sich als nützlich erwiesen, sollten aber bei der Nachfrage des Programms in die Route integriert werden und der Neuberechnungsmodus sollte auf „AUS“ stehen, da man ansonsten ein Problem hat, nach dem Tanken die Route an dem verlassenen Punkt fortzusetzen oder es wird eine weniger attraktive Route neu berechnet.
Das Planen von Routen ist mit der software „BaseCamp“ von Garmin nach etwas Einarbeitungszeit sehr komfortabel und schnell möglich. Beschreibungen wie man dabei vorgeht kann man sich in entsprechenden Foren zusammensuchen, denn im so genannten Benutzerhandbuch sucht man danach vergebens.
Gute Streckenverfolgung mit eingestelltem Autozoom und der Anzeige in Fahrtrichtung.
Das Gerät gibt immer die Informationen wieder die auch gebraucht werden – visuell und akustisch.
Eine Micro-SD-Speicherkarte kann optional eingeschoben werden, macht jedoch erst Sinn wenn wirklich große Datenmengen mitgeschleppt werden müssen. Auf der Karte gespeicherte Routen werden zur Nutzung vom Gerät sowieso in den Hauptspeicher kopiert – und da passt auch einiges rein.
Contra:
Das Gerät braucht nach dem Einschalten relativ lange bis es bereit ist.
Die Gerätehalterung mit der integrierten Stromversorgung ist am Motorrad fest montiert und lässt sich, zum Schutz vor Wandalen und Dieben nicht mal eben demontieren - es sei denn man ist kreativ, kennt sich mit der Elektrik seine Motorrades aus und kann das GARMIN- Montagekit um eine gut zugängliche Steckverbindung ergänzen.
Das Benutzerhandbuch muss als pdf von der Garminseite heruntergeladen werden – ist aber mehr eine Auflistung der Funktionen und weniger eine Anleitung was man mit den Funktionen anfangen kann oder wie man sie anwendet.
Routenplanung am PC ist mit der Garminsoftware „BaseCamp“ nur mit angeschlossenem Gerät sinnvoll möglich, weil nur so auf die vom Gerät verwendete Karte zugegriffen werden kann. Dann überlagern sich allerdings die in der software integrierte globale Karte mit der detaillierten Karte vom Navi – die Folge gleiche Straßen liegen oft nebeneinander und sind schlecht zu unterscheiden. Die globale Karte lässt sich nicht ausblenden – wohl aber die detaillierte Version – anders herum hätte es einen Sinn!! Der Kartenaufbau ist ermüdend langsam.
Geräte der Zûmoreihe werden unter dem Betriebssystem Windows 7 von der älteren GARMIN- Planungssoftware "MapSource" nicht erkannt. Erst durch eine, von GARMIN undokumtierte Einstellung am Gerät, dieich in einem Forum gefunden habe lässt sich das ändern.
Die Routenplanung am Gerät (unterwegs) erweist sich als völlig unpraktikabel – Vorgehensweise nicht dokumentiert. Die Möglichkeit schöne Motorradstrecken berechnen zu lassen fehlen vollständig – am Gerät und unter BaseCamp. „Kürzere Zeit“, „Kürzere Strecke“, „Luftlinie“ und das vermeiden von Autobahnen sind die einzigen, jedoch für Motorradfahrer nicht ausreichenden Kriterien eine schöne Strecke berechnen zu lassen. Mein etwa zehn Jahre altes Navi von Aldi verfügt bereits über einen speziellen Motorradmodus, indem es richtig tolle Straßen auswählt.
Die Wegrichtung der geplanten Routen lässt sich nur unter BaseCamp aber nicht unterwegs am Gerät umkehren (ob kurvenreiche Passagen bergab oder bergauf führen lässt sich meist nur in freier Wildbahn erkennen).
Nicht angefahrene Wegpunkte (weil durch Straßensperrung nicht erreichbar) müssen durch ein umständliches Prozedere aus der Route entfernt werden, da ansonsten keine weitere Routenführung stattfindet. Ein einfaches, als gefahren abhaken wie bei Mitbewerbern gibt es nicht. Am praktikabelsten erachte ich die Routenführung abzubrechen, neu zu starten und aus der dann und nur dann angezeigten Liste der Wegpunkte den nächst folgenden als Startpunkt zu wählen. Hierzu ist es erforderlich vorab ersteinmal den Wegpunkt herauszufinden. Ein Anklicken in der Übersichtskarten, in der ich auch sehe wo ich bin wäre zu einfach, ist daher nicht möglich. Auch die Benennung der Wegpunkte wird in der Übersichtskarte nicht angezeigt – also hilft nur Abzählen - auf der Karte und dann in der Liste die beim Routen- Neustart erscheint.
Enthält eine Route mehr als 29 Wegpunkte (keine Zwischenziele mit Fähnchen), wird sie vom Navi in entsprechend viele Routen geteilt. Vorbeschriebene Situationen in freier Wildbahn gestalten sich damit noch komplizierter.
Die einschaltbare Funktion der Trackaufzeichnung ist eine schöne Sache zur Routen- Nachbearbeitung, wenn sie zuverlässig funktioniert und nicht wie beim Zumo 340 LM manchmal nur Teilstücke aufgezeichnet werden. Die Aufzeichnung geschieht in einer Endlosschleife – das Älteste wird überschrieben. Etwa 1000 km werden aufgezeichnet - berichten erfahrene Nutzer – bei sehr kurvenreichen Strecken, aufgrund der größeren Datenmenge auch deutlich weniger. Die aufgezeichneten Strecken lassen sich auch am PC nicht in Routen umwandeln um sie erneut zu fahren oder an Interessierte weiterzugeben.
Der interne Speicher des Zumo 340 LM lässt sich zwar von BaseCamp aus mit Routen bestücken jedoch können diese, wie auch aufgezeichnete Strecken, Wegpunkte die als Favoriten verwaltet werden und POIs nicht geändert oder gelöscht werden. Das geht nur in der Gerätesoftware.
Die Herrschaften von GARMIN antworten auf Problemanfragen nur mit der automatischen Eingangsbestätigung, den enthaltenen links auf verschiedene Forenseiten und der Info, dass man schnellstmöglich eine Antwort erhalten würde – die aber auch nach 4 Wochen noch aussteht. Die Ansage "Die Anlaufstelle für Ihre Fragen - hier bekommen Sie die Antworten", auf der GARMIN- Internetseite ist somit eine glatte Lüge und soll nur das Vertrauen potentieller Kunden wecken. Lerning by doing ist angesagt und viel Ausdauer bei der Hilfesuche übers Internet. GARMIN liegt weniger mit seinem Zûmo 340 LM, als viel mehr der Einstellung zu seinen Kunden im Trend. Ein ordentliches Benutzerhandbuch, welches die Bezeichnung auch verdient und eine stattfindende Unterstützung, auch nachdem der Kunde die Kasse passiert hat, wurden offensichtlich auch bei GARMIN abgeschafft.
Fazit:
Um möglichst schnell von A nach B zu kommen brauche ich kein Motorradnavi für rund 400 €. Klassifizierende Merkmal für ein spezielles Motorradnavi sind Funktionen die das Tourenfahren unterstützen. Hierzu gehört im wesentlichen das planen von Routen, als Vorbereitung am heimischen PC, so wie unterwegs mit dem Gerät. Wer von der stationär geplanten Route abweicht, unterwegs die geplante Route ändern möchte oder gar eine neue Route schnell planen möchte ist mit dem Zumo 340LM aufgeschmissen – es sei denn man hat einen Laptop mit installiertem BaseCamp dabei. Die Vorgängersoftware MapSource ist unbrauchbar da es Zumo- Navis nicht erkennt. Auch das Ausdrucken der Routen ist mit BaseCamp und dem mitgelieferten Kartenmaterial nicht möglich. Zwar beinhaltet das Kartenmaterial ein lifetime update (was immer das für die nächsten 100 Jahre heißen mag), die Lizenz zum Drucken fehlt jedoch. Empfehlenswert ist, die Ausrüstung um ein bluetooth- interkom mit headset zu erweitern. Der Blick bleibt, gerade bei zügiger Fahrt auf die Straße gerichtet und alle nötigen Infos werden akustisch übertragen.
Um am heimischen PC Routen auszuarbeiten ist das Zumo 340 LM, abgesehen vom Kaufpreis ein nettes Spielzeug. Ist man aber erst einmal unterwegs, sind die Möglichkeiten sehr eingeschränkt. Auch die zahlreichen Gimmicks mit fragwürdigem Nutzen helfen dann nichts. Schnell und flexibel auf neue Situationen zu reagieren ist mit dem Zumo 340 LM eine Sisyphusaufgabe. Mit einer guten Karte und der handgeschrieben roadmap im Zweifel einfacher und weniger nervend zu realisieren.
Einsatztauglichkeit als Motorradnavi: Mangelhaft.
Der Kaufpreis von 400 €: Unangemessen.
Das Verhalten der Fa. GARMIN seinen Kunden gegenüber: Eine Unverschämtheit, aber zeitgemäß.
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