Ab sofort bietet auch Amazon einen E-Book-Reader ohne physische Tasten an. Das zunächst lediglich in den Staaten lieferbare Modell Kindle Touch kommt in einer WiFi sowie in WiFi/3G-Version heraus und wird über einen berührungsempfindlichen Touchscreen bedient. Technische Innvotationen jedoch bietet das Gerät nicht, wartet dafür aber mit einem Kampfpreis auf.
Touchscreens sind zwar nichts Neues auf dem E-Reader-Markt, aber bislang waren sämtliche Modelle des Kindle ausschließlich mit Tasten zu bedienen. In der vierten Generation führt nun auch der Internethändler dieses Feature ein, wobei eine Infrarottechnologie eingesetzt wird, die sich nicht negativ auf die Qualität der Displaydarstellung auswirkt – wie dies zum Beispiel der Sony Reader Touch Edition PRS-650 schön belegt, der bei Sonnenlicht noch gut ablesbar bleibt. Nicht verhindern lassen sich allerdings die Fett- und Schweißabdrücke der Finger, weswegen sich berührungsempfindliche Displays nicht unbedingt bei allen E-Book-Readerfans einer großen Beliebtheit erfreuen. Im Umfeld des anhaltenden Smartphone- und Tablet-PC-Hypes allerdings hat sich vermutlich Amazon dazu gezwungen gesehen, ebenfalls endlich ein Gerät für Fingerfertige auf den Markt zu bringen – genau genommen ist der Touchscreen also keine sonderlich große Überraschung.
Dies trifft allerdings auch auf die restliche technische Ausstattung zu. Veränderungen oder gar Verbesserungen sind nur in Details zu erkennen. Wie erste Praxistests schon berichten, geht das Umblättern und Navigieren dank stärkerer Hardware tatsächlich schneller von der Hand, außerdem fällt das Gerät handlicher aus, da es mit 172 x 120 x 10,1 Millimetern und 213 Gramm kleiner und leichter ist als die Tastatur-Modelle. An Bord ist ein WLAN-Modul, über das der digitale Lesestoff bezogen werden kann, wobei Amazon dem Gerät nicht den schnellen n-Standard spendiert hat. Der interne Speicher fällt mit 4 GB angenehm groß aus, kann aber nicht erweitert werden, und als Akkulaufzeit nennt Amazon bis zu zwei Monate – länger als die Vorgänger und daher ein Quentchen mehr an Komfort.
Das Menü wurde überarbeitet und auf die Touchfunktion zugeschnitten, wie es sich anfühlt, muss abgewartet werden, bis erste Erfahrungsberichte vorliegen. Und zumindest bei der Software wartet der Touch mit einer neuen Funktion auf. Sie nennt sich X-Ray und beinhaltet diverse Hintergrundinfos zum Text /und oder Autoren aus den bekannten Internetquellen à la Wikipedia, die unmittelbar aufgerufen werden können, ohne dafür den Umweg übers Internet nehmen zu müssen – nett und praktisch, aber nicht revolutionär.
Aber, so jedenfalls der erste Gesamteindruck des neuen E-Readers, hat es Amazon auch nicht darauf angelegt, mit seinem neuen E-Book-Reader das Rad neu zu erfinden. Stattdessen kredenzt das Unternehmen rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft einen Strauß aus trendigen Features wie dem Touchscreen, kombiniert mit einem verbesserten Handling und garniert mit einem Schuss Innovation sowie, als Krönung, einem Kampfpreis: 99 Dollar soll der Reader in den Staaten nämlich kosten, weswegen sich Konkurrenten wie Sony oder, um nur ein Beispiel zu nennen, der attraktive Kobo eReader Touch Edition auf einen eisigen Gegenwind im Winter 2011/12 einrichten müssen. Wann das Gerät hierzulande seine Mission starten wird, ist jedoch noch unklar. Bislang bietet Amazon nur das Basismodell der 4. Generation, den Kindle Wi-Fi (2011), zum Kauf an, und zwar ebenfalls zu einem Kampfpreis: 99 Euro (Amazon)
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- Erschienen: 25.05.2012 | Ausgabe: 2/2012 (Juni-August)
- Details zum Test
1,3; Oberklasse
Preis/Leistung: „sehr gut“, „Preistipp“
„Der Kindle kann wohl auf die längste Erfahrung zurückblicken, ist dann auch ein Gerät mit schnörkelloser, einfacher Bedienung und hervorragendem Display. Einziger Wermutstropfen ist die konsequente Bindung des Readers an Bücher von Amazon.“