Gleich vier Buchhändler, nämlich Thalia, Club Bertelsmann, Hugendubel sowie Weltbild, haben mit einem neuen eBook-Reader namens Tolino Shine frischen Wind in den eReader-Markt und nebenbei zum konzertierten Angriff vor allem auf Amazon geblasen. In Kooperation mit der Deutschen Telekom, die eine Anbindung des eBook-Readers an den Cloud-Speicher des Mobilfunkunternehmens sowie dessen Hotspots beiträgt, ist seit Anfang März der Tolino Shine erhältlich – und zwar für 99 EUR. In technischer Hinsicht gleicht er den härtesten Konkurrenten, nämlich außer dem Amazon Kindle Paperwhite dem Kobo Glo sowie Bookeens Cybook Odyssey HD-Frontlight. Die niedrigeren Anschaffungskosten und vor allem die Cloud-Anbindung locken jedoch zurecht viele interessierte Kunden an.
Ausstattung
Der eBook-Reader begegnet seiner Konkurrenz, wie die ersten Tests auch schon gezeigt haben, in technischer Hinsicht auf Augenhöhe. Das Display ist mit 1.024 x 758 Pixeln hochauflösend und stellt 16 Graustufen dar. Es stammt von Pearl und wartet daher mit einem hohen Kontrast für eine sehr gute Lesefreundlichkeit auf. Bedient wird der Reader über einen Touchscreen, die Technik dahinter besteht aus einem Infrarot-Gitter, die sich bei eBook-Readern bewährt hat. Der interne Speicher wiederum ist 4 GB groß und kann mittels micro-SD-Card auf 32 GB erweitert werden. Der Reader ist zudem leicht (183 Gramm) und misst schnuffige 175 x 116 x 9,7 Millimeter. Wie beim Glo, HD-Frontlight sowie Kindle kann außerdem eine Displaybeleuchtung zugeschaltet werden, damit bei schlechten Lichtverhältnissen der Lesegenuss nicht getrübt oder sogar unterbunden wird. Das Betriebssystem basiert auf Android, ein Webbrowser sowie die Möglichkeit, Schriftgrößen und Schriftarten auszuwählen sowie in PDFs zu zoomen stellen auf der Softwareseite die auffälligsten Funktionen dar.
Leichter Zugang zum Lesestoff
Der Clou, mit dem sich der Reader von der Konkurrenz absetzen kann, ist jedoch der leichte Zugang zum Lesestoff. Das Gerät verfügt über WLAN und kann – und hier greift die Kooperation mit der Telekom – über einen der 11.000 Hotspots ins Netz gehen. Darüber hinaus werden alle gekauften Bücher in der Cloud der Telekom gespeichert und lassen sich daher jederzeit und überall aus dem Internetspeicher abrufen – und zwar nicht nur mit dem Reader, sondern auch mit Smartphones oder Tablet-PCs, für die eine App bereitsteht, und zwar für alle gängigen Betriebssysteme. Beim Abruf wird der Lesestoff gleichzeitig synchronisiert – die Lektüre kann also zum Beispiel an der Stelle fortgesetzt werden, an der sie zuletzt unterbrochen wurde.
Echo und Fazit
Der eBook-Reader hat ein großes Echo hervorgerufen, denn das Angebot klingt äußerst verlockend. Zum einen spielen dabei die Anschaffungskosten natürlich eine große Rolle. Mit 99 EUR hebelt der Reader sowohl den Kindle Paperwhite (129 EUR für die WLAN-Version,
Amazon), den Glo von Kobo (135 EUR,
Amazon) als auch den Bookeen Cybook Odyssey HD Frontlight (ab rund 130 EUR) aus, also seine drei in technischer Hinsicht Hauptkonkurrenten, ohne dass nennenswerte Abstriche hingenommen werden müssen. Zweitens soll der eReader mit der Zeit wachsen, das heißt, der momentan noch spartanische Funktionsumfang regelmäßig erweitert werden, damit sich das Gerät wie die Konkurrenz auf Notizen und ähnliche Komfortfunktionen versteht – in der aktuellen Version handelt es sich noch um ein reines Lesegerät. Dritten schließlich elektrisiert natürlich die Cloud-Anbindung sowie das offene Format, das heißt, für den Reader bestehen keine Restriktionen wie etwa für den Kindle, der nach wie vor auf ein eigenes eBook-Format setzt und daher eng an den hauseigenen Shop gebunden ist. Für den Tolino dagegen haben die Verlage einen Online-Shop mit 300.000 Bücher eröffnet, außerdem können aus jeder anderen Quelle eBooks in ePub-, TXT- und PDF-Format geladen werden, mit und ohne Kopierschutz DRM. Kurzum: Die Rechnung der vier Buchhändler, mit dem eBook-Reader eine fast konkurrenzlos attraktive Offerte gestartet zu haben, könnte und sollte aufgehen. Fachleute haben den Reader nämlich bereits ausführlich getestet und ihm eine sehr gute Performance und Qualität bescheinigt – auch wenn fleißig über das etwas biedere Design sowie die Gehäusefarbe diskutiert wird.