Der Chicco Neptun gehört gleich zwei heiklen Kategorien von Kindersitzen an. Zum einen ist er ein mitwachsender Sitz für eine große Alterspanne von 1 bis 12 Jahren – und daher schon generell den Kompromissen mit Einschränkungen in allen Gewichtsklassen (so der ADAC im Testjahr 2012) zuzuordnen. Zum anderen lassen sich Sitz- und Rückenteil trennen und das Unterteil als eine der schlichten Sitzerhöhungen nutzen, wie sie zwar amtlich zugelassen sind, wegen fehlendem Seitenschutz aber von den Warentestern konsequent abgestraft werden. Seine Wiederauflage als „Neptune“ sorgt bei den Nutzern für Verwirrung – doch die markanten Merkmale sind (leider) geblieben.
Mitwachsend vom Beginn bis zum Ende der Kindersitzpflicht
Denn auch der Neptune ist ein mitwachsender Kindersitz, der die Gewichtsgruppen I, II und III bündelt und als Folgesitz gleich nach der Babyschale bis zum Ende der Kindersitzpflicht genutzt werden kann. Sicherlich – obwohl sie kaum denselben Schutz und Komfort mitbringen können wie ein altersbezogener Sitz für eine ganz bestimmte Gewichtsgruppe, ist dies noch kein Mängelkriterium. Solange ein solcher Sitz in den untersten Gewichtsklassen ausreichend auf die Bedürfnisse des Kindes eingestellt werden kann, spricht nichts gegen solche Generationensitze.Teilbar in den höheren Gewichtsklassen
Das Problem des Neptun(e) ist jedoch ein anderes. Denn wie es scheint, kann er ab einer Gewichtsklasse III, mithin bei größeren Kindern, auch ohne Rückenteil genutzt werden. Dann legt man nur das Unterteil lose auf die Rückbank und schnallt ihn samt Kind im Sitz mit dem Dreipunktgurt des Fahrzeugs an. Die amtliche Zulassung hierfür besitzt er wie fast alle Sitze dieser Bauart – doch ebenso notorisch folgt die Abmahnung der Tester: Weil ihm Kopf- und Rückenteil fehlen, fehlt es auch am so überaus wichtigen Seitenschutz. Solche Sitze kassieren im besten Fall durchschnittliche Testresultate, viele erhalten ein „mangelhaft“.
Verstellbare Schultergurte und Kopfstütze
Doch statt die Handhabungsvorteile des teilbaren Sitzes hervorzuheben, spricht Chicco vom Neptune lieber als Sitz mit viel Ergonomie. Die Rückenlehne ist tatsächlich groß und wirkt bequem, die weiche Kopfstütze und das Gurtpolster schlucken Unfallkräfte und sollten weder drücken noch einengen; beides ist verstellbar und mitwachsend, allerdings ist vom wichtigsten Aspekt eines Generationensitzes nirgendwo im Datenblatt die Rede: Eine ausreichend neigungsverstellbare Rückenlehne, die den ganz Kleinen eine bequeme Schlafposition ermöglicht. Wer den Sitz als vollwertigen Sitz auch in den oberen Gewichtsklassen verwendet, dürfte für 150 EUR (Amazon) aber einen befriedigenden Unfallschutz erhalten.