Faltboote bieten das Beste aus zwei Kanu-Welten: Sie besitzen einerseits die Stabilität und damit die guten Fahreigenschaften eines Kanus mit festem Rumpf. Andererseits brauchen sie im abgebauten Zustand kaum mehr Platz als ein Schlauchboot. Zum Transport lassen sie sich im Kofferraum eines Pkws unterbringen, und im Winter können sie zerlegt in Packsäcken auf die nächste Saison warten. Ihre Domäne sind Wandertouren aller Art, Wildwasser hingegen kommt nur eingeschränkt in Frage.
Bewährte Konstruktion, auch zur Atlantiküberquerung
Das Konstruktionsprinzip von Faltbooten ist im Grunde simpel: Eine wasserdichte, robuste Hülle wird über ein Gerüst gezogen, das dem Kanu seine Form und Festigkeit gibt. Neu ist diese Erfindung nicht, Eskimo-Kajaks werden seit jeher auf diese Weise aus Robbenhaut und Walknochen gebaut. In modernen Faltbooten besteht das Gerüst aus Holz, Leichtmetall oder Verbundwerkstoffen, die Bootshaut ist aus speziellem Kautschukmaterial oder Kunststoff gefertigt. Doch auch bei den modernen Nachfahren der Eskimo-Kajaks gibt es eine lange Tradition. Als Pionier der Branche stellt die Firma Klepper seit rund 100 Jahren Faltboote her. Das wohl berühmteste Kanu dieser Art überhaupt, der Klepper Aerius, wird seit 1950 in verschiedenen Versionen produziert. 1956 überquerte der Arzt Hannes Lindemann in einem Aerius II den Atlantik, sein Boot ist im Deutschen Museum in München ausgestellt. Der Aerius diente Mitbewerbern als Vorlage für ähnliche Modelle. Das Gerippe besteht aus tauchlackiertem und seewasserfestem Sperrholz, dessen Lebenserwartung der Hersteller mit mindestens 30 Jahre angibt. Als Material für die Bootshaut dient u. a. Hypalon, ein wasserdichter, alterungsbeständiger und reißfester Werkstoff, dem UV-Licht wenig anhaben kann. Auch Hypalon sollte mehrere Jahrzehnte überstehen. PVC findet ebenfalls Verwendung, ist aber eher kostenoptimiert.
Schnell seeklar, hohe Traglast
Gut durchdachte Faltboote sind ohne Werkzeug schnell aufgebaut, bei Einsitzern kommen geübte Kanuten mit ungefähr einer Viertelstunde aus. Für die notwendige Sicherheit sorgen innen umlaufende Luftschläuche, die ein Kentern wesentlich erschweren und das Kanu auch dann schwimmfähig halten, wenn es voll Wasser gelaufen ist. Die Tragekapazität mancher Faltboote ist enorm. Dem Einsitzer Aerius I SL 490 Classic darf man 300 Kilogramm zumuten, bei einem Eigengewicht von 28 Kilogramm.
Hersteller weltweit
Klepper ist zwar der älteste Hersteller von Faltbooten, aber längst nicht der einzige. Feathercraft aus Kanada hat sich einen Namen für besonders hochwertige Faltkajaks aus modernen Werkstoffen gemacht, die allerdings entsprechend teuer sind; das Feathercraft K1 Expedition kostet mehr als 5000 EUR. Ein weiterer deutscher Anbieter ist Poucher aus Sachsen-Anhalt; in Polen stellt Wayland seit 1996 Faltkajaks her, Folbot stammt aus den USA. Für kleines Geld sind Faltboote generell nicht zu haben, man muss sich auf einen vierstelligen Betrag einstellen. Eine der erschwinglichsten Möglichkeiten, ein Faltboot zu erstehen, ist das Nortik Scubi, das trotz seiner Alustangen aber eher ein Schlauchboot ist. Das teurere Puffin von Pakboats kommt ebenfalls in Betracht. Während die anderen Hersteller vornehmlich Kajaks produzieren, hat Pakboats auch Kanadier im Programm. Der norwegische Outdoor-Spezialist Bergans hat sich unter dem Markennamen Ally allein dem Faltboot-Kanadier verschrieben. Die offenen Kanus bestehen aus Aluminium-Verstrebungen und einer glasfaserverstärkten Außenhaut, die mit PVC beschichtet ist.
Reichhaltiges Zubehör
Gegenüber einem festen Kunststoff-Rumpf haben Faltboote den Nachteil, dass wasserdichte Abteilungen und Luken nur schwer zu realisieren sind. Eine große wasserdichte Tasche („Seasock“) soll die fehlende starre Abschottung ersetzen. Decksluken, die ein leichtes Be- und Entladen ermöglichen, sind bei Faltbooten aber immer noch die Ausnahme. Das Zubehör-Angebot ist indes reichhaltig: Steueranlagen mit Fußpedalen sind für etliche Faltboote erhältlich, einige Modelle lassen sich sogar mit Segeln oder Solarantrieb ausstatten.