Vielen Motorrad- und Autoschraubern sowie Heimwerkern ist WD-40 ein fester Begriff. Die blau-gelbe Spraydose mit roter Plastikkappe gehört zur häufigsten Grundausstattung von Werkstätten und Hobbykellern. Denn der flüssige Inhaltsstoff dient als „Allzweckwaffe“ gegen festsitzende Schrauben, Quietschen, Rost und verschmutzte Metalloberflächen.
„Wenn man nicht wusste, mit welchem Werkzeug man einen Job erledigen sollte, so gab es immer noch den Hammer und WD-40“, witzelte die Washington Post, als sie der Historie des Multifunktionsöls einen eigenen Artikel widmete. Auch ein deutscher Wikipedia-Eintrag existiert. Und der Fanclub des Mittels umfasst 120.000 Mitglieder, behauptet zumindest der Hersteller. Viel mehr für das Image eines eigentlich eher unspektakulären Produkts könnten wohl auch die besten Werbestrategen nicht bewirken. Die kryptische Kombination aus zwei Zahlen und zwei Buchstaben steht für „Water Displacement – 40th Attempt“. Denn der Erfinder wollte vor allem einen wasserverdrängenden, rostschützenden Effekt erzielen, was ihm der Legende nach schließlich im 40sten Versuch gelang. Zuerst erfuhr das Mittel eine militärische Nutzung, es wurde als Schutzfilm auf die Außenhaut der Atlas-Interkontinentalraketen gesprüht. Im Jahr 1958 stand das Produkt dann erstmals in den Verkaufsregalen, damals noch auf die Region San Diego in Kalifornien beschränkt. Dort hat die WD-40 Company auch heute noch ihren Sitz. Inzwischen ist das Öl in etlichen Ländern erhältlich, von Schweden bis Vietnam. Die genaue Zusammensetzung des Spraydoseninhalts ist zwar Firmengeheimnis, doch Petroleum und Waschbenzin sind als zwei der wichtigsten Ingredienzien bekannt.
Der andauernde Erfolg ist auch deshalb erstaunlich, weil inzwischen zahlreiche bessere Alternativen auf dem Markt sind. Zum Korrosionsschutz taugt das Mittel aus San Diego nur bedingt, denn die dünnflüssige Substanz wird bei starkem Regen innerhalb weniger Tage abgewaschen. Als Schmieröl hat es ebenfalls keine Langzeitwirkung. Festsitzende Schrauben lassen sich nach hinreichender Einwirkzeit, am besten über Nacht, dank der guten Kriechwirkung lösen. Aber auch hier gibt es Lösungen, die diese Aufgabe schneller erledigen. Als Reinigungsmittel für ölig-verschmutzte oder leicht korrodierte Oberflächen hat WD-40 durchaus seine Stärken. Markentreue und ein Schuss Nostalgie müssen aber eine Rolle spielen, wenn Käufer weltweit sich immer wieder für das Produkt entscheiden. In Deutschland gibt es zwei Öle, denen seit Jahrzehnten eine vergleichbare Bedeutung zukommt: Caramba und Ballistol. Alle drei werden nicht nur in Treibgas-Spraydosen, sondern auch in Flaschen oder kleinen Kanistern verkauft. Bei den Standard-Aerosoldosen des US-Produktes wird ein dünnes rotes Röhrchen mitgeliefert, das man in die Ventilöffnung steckt, um gezielter zu sprühen. Hinzugekommen sind etwas teurere Dosen mit drehbarem Smart-Straw-Sprühkopf; das Röhrchen ist bei diesen fest mit dem Ventil verbunden und kann nicht verloren gehen. Sollen Flächen besprüht werden, so wird das Röhrchen nach unten weggeklappt.
Das leicht bräunliche Kriechöl aus Kalifornien hat sich seit Jahren für verschiedene Zwecke bewährt. Es kann zwar einem Vergleich mit den jeweiligen modernen Spezialprodukten nicht standhalten, doch der Versuch, es zunächst einmal mit WD-40 zu probieren, führt in vielen Fällen zum Erfolg. Erhältlich bei Amazon: 5,88 EUR für 450 Milliliter mit Smart-Straw, 25 EUR für 5 Liter und 105 EUR für 25 Liter.
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- Erschienen: 11.12.2015 | Ausgabe: 26/2015
- Details zum Test
„gut“ (75 von 100 Punkten)
„... Zum Test-Überflieger fehlt ... noch mehr Kunststoffverträglichkeit. Zum Trost gibt's u. a. volle Punkte beim Korrosionsschutz. Und einen guten dritten Platz.“