Ausfühlicher Test: Somikon HD-XL-Filmscanner
-
Vorteile:
gute Abmaße, einfache Bedienung, gute Menüführung
-
Nachteile:
Dokumenteneinzug funktioniert nicht, sehr schlechter Bildstand
-
Ich bin:
Privatanwender
Ich filme seit 1966 (8normal, 8super, 16mm) und seit 1990 mit den verschiedenen Video-Formaten entsprechend der technischen Entwicklung. Meine Chemiefilme habe ich mit einem Eigenbau-Gerät selbst digitalisiert und kenne daher die Probleme und Schwierigkeiten, die man auf dem Weg zu bestmöglichen Ergebnissen zu bewältigen hat.
Ein Freund wollte es mit seinen Filmen einmal selbst mit dem SUMIKON versuchen und bat mich, diesen zu testen.
Das kam dabei heraus:
1. Äußerer Eindruck:
Obwohl diese Einschätzung eher von geringer Bedeutung ist (die Hauptsache ist die Funktionalität), ein paar Worte dazu.
Der erste Eindruck weckt Misstrauen. Allein die beigelegte Leerspule ist ein Grund dafür (die dann im Betrieb auch noch am Gehäuse schleift). Eine sogenannte Fangspule wäre angebracht, die das Einlegen des Filmes sehr erleichtern würde.
Die in der Beschreibung als Führungsrollen bezeichneten Umlenkungen sind keine Rollen, sondern feststehende Bolzen. Über diese Bolzen wird der Film nach Verlassen des Filmkanals mit ziemlicher Kraft gezogen. Das kann zur Beschädigung des Filmes führen. An dieser Stelle sind bei Filmgeräten wirkliche Rollen mit einer mittigen Hohlkehle üblich, damit der Film nur auf den Rändern aufliegt.
2. Bedienung der Mechanik:
Bei einem Gerät dieser Preisklasse kann man keine Einspulautomatik, wie sie bei besseren Projektoren üblich ist, verlangen. Da man wahrscheinlich den Scanner nicht so oft wie einen Projektor benutzt, ist die Handhabung beim Einlegen des Filmes vertretbar. Außerdem hat man beim digitalisieren Ruhe, da in der Regel keine Zuschauer vorhanden sind, die einen reibungslosen Ablauf erwarten.
3. Einstellmöglichkeiten:
Die unter dem Tastendruck ´´Menü´´ möglichen Einstellungen sind sehr gut. Sie bieten alles, was zu einem Scan benötigt wird. Die Menüführung ist einfach und übersichtlich.
Die Einstellung der Spulengröße vor Beginn des Scanns ist zwar hilfreich, sollte jedoch nach Ablauf der veranschlagten Zeit nicht nur zur Stilllegung der Mechanik sondern zur kompletten Netzabschaltung des Gerätes führen. Man könnte dann den Scanner teilweise unbeaufsichtigt laufen lassen, was bei dem Zeitbedarf bei größeren Spulen, angebracht wäre. Voraussetzungen wäre dann jedoch ein intakter Film und eine einwandfreie und verlässliche Funktion des Scanners, die in der momentanen Konzeption nicht gegeben ist.
4. Mechanische Funktionen:
Der Greifer hat bei dem Transport jedes Bildes relativ viel Kraft aufzubringen. Lässt man den Film einmal nicht von der Aufwickelspule aufwickeln sondern frei, z.B. in einen Korb laufen, so merkt man, dass die Kraft der Aufwickelfriktion den Greifer beim Transport unterstützt und bei Fehlen dieser Unterstützung oft der Transport aussetzt. Da die Zugkraft der Aufwickelspule, je nach Wickeldurchmesser, unterschiedlich ist, besteht hier ein Störfaktor für den Bildstand.
Hiermit sind wir bei dem Hauptproblem.
Der genaue Transport von Bild zu Bild ist bei diesem Gerät völlig unzureichend.
Wahrscheinlich ist der Druck der Andruckplatte so groß, dass zu viel Kraft vom Greifer aufzubringen ist (abgesehen von der hohen Beanspruchung des zu scannenden Filmes). Außerdem geht die Zugkraft der Aufwickelspule (s.o) mit ein.
Ein sehr guter Bildstand wäre nur zu erreichen, wenn allein der Greifer und die Andruckplatte für den Transport verantwortlich wären. Dazu wären vor und nach der Filmbahn eine Luftschlaufe, wie bei jedem Projektor, notwendig. Der mechanische Aufwand würde dadurch steigen (zuführende und abführende Zahnrolle für beide Formate, synchronisiert mit der Greifergeschwindigkeit). Dies würde wahrscheinlich den Preis anheben, sich jedoch im Scanergebnis und in der Betriebssicherheit sehr positiv niederschlagen.
Eine einfachere Lösung könnte eventuell folgende sein: Bei dem vorhandenen technischen Konzept ist der Filmtransport stark vom Druck der Andruckplatte auf den Film abhängig. Dieser ändert sich auch, da die verschiedenen Filmsorten unterschiedliche Dicken des Schichtträgers haben. Deswegen könnte eine Einstellmöglichkeit des Federdruckes der Andruckplatte hilfreich sein. Mit etwas Erfahrung findet man mit Hilfe des Geräusches beim Filmtransport schnell die optimale Einstellung.
Ein weiterer Mangel ist, dass sich der Film im Filmkanal festklemmt, wenn er als Doppel-8 belichtet und dann nicht exakt in der Mitte geschnitten wurde. Der Filmkanal könnte etwas breiter gestaltet und zur Führung des Filmes eine Blattfeder seitlich angebracht werden (wie es auch bei Projektoren praktiziert wird). Diese drückt den Film mit sehr geringem Druck in Richtung Greifer und gleicht die schwankenden Filmbreiten aus.
Das der schlechte Bildstand nicht nur ein Fehler in dem mir vorliegenden Gerät ist sondern allgemein bemängelt wird, zeigen einschlägige Bewertungen.
Das Umspulen des Filmes nach dem Scan ist reine Nervensache. Man sollte das jedoch nicht überbewerten. Fast alle Besitzer von 8- oder super8-Filmen haben noch einen Laufbildbetrachter oder Projektor, bzw. die Möglichkeit sich ein Gerät für den Digitalisierungs-Marathon zu leihen. Damit geht das Umspulen flott von der Hand. Eine Klebepresse aus alten Zeiten ist ohnehin unerlässlich. Es ist nicht zu vermeiden, dass sich hin und wieder eine Klebstelle öffnet.
5. Ergebnis:
Das Ergebnis eines gescannten Filmes ist eine mp4-Datei mit, für 8mm und super8mm mehr als guter Auflösung. Die gleichmäßige Ausleuchtung ist gut, ein Hotspot-Effekt ist nicht vorhanden. Die Randschärfe im Bild ist ebenfalls gut, soweit sich das bei den Normal8- und Super8-Formaten überhaupt beurteilen lässt.
Völlig unzureichend ist der Bildstand. Er ist so schlecht, dass die erzeugte Datei ohne intensive Nachbearbeitung in einem Schnittprogramm nahezu unbrauchbar ist. Die in erster Linie zu bearbeitende Beruhigung, wird von entsprechender Software, z.B. dem Programm ´´Mercalli´´, auch geschafft. Dabei gehen jedoch, durch die dabei notwendige Zoomfunktion, mindestens 20% des Bildinhaltes verloren.
Unbedingt bearbeitet muss auch die Geschwindigkeit werden. Der Scanner erzeugt eine Datei mit 30 Bildern pro Sekunde (p/s), was bei der Wiedergabe eine deutlich zu hohe Geschwindigkeit ergibt. Die Geschwindigkeit muss also bei 8mm Normalfilm auf 16p/s und bei Super 8mm auf 18p/s geändert werden.
6. Fazit:
Das Einlegen des Filmes ist etwas umständlich, aber für einen Scanner vertretbar.
Die Einstellungsmöglichkeiten unter dem Tastendruck ´´Menü´´ sind überraschend vielfältig und zweckmäßig, werden allerdings durch den schlechten Bildstand zunichte gemacht. Was nutzt z.B. die gute Einstellung von X, Y und W, wenn sich dann der Bildstrich (und damit das ganze Einzelbild) in der Datei undefiniert bewegt.
Der Einsatz einer Software zur Beruhigung des Bildstandes kann da nur teilweise helfen, da hiermit ein erheblicher Verlust an Bildinhalt verbunden ist.
Da eine Bearbeitung der Geschwindigkeit immer noch bleibt, sollte eine einfach zu bedienende aber für diese Bedürfnisse ausreichende Software beigelegt werden.
Sollte das Problem mit dem Bildstand vom Hersteller behoben werden, könnte sich der Scanner vom ´´nur bedingt brauchbar´´ zum ´´Gut´´ bis ´´Sehr-gut´´ qualifizieren.
Antworten