Stroh, Torf- und Flachswolle statt PUR-Schaum und Stahlfedern
Auf den ersten Blick sonderbares Öko-Material wie Torfwolle, Flachswolle und Roggenstroh in der Kernmitte – damit und mit seinem Naturkautschukkern setzt nun offenbar auch der traditionelle Matratzenhändler Schlaraffia die Segel auf zu neuen Ufern: Mit den teils futuristischen
Gelschaum- und
Federkernmatratzen des Anbieters hat die Nature-Serie nichts mehr gemein. Statt synthetischer Polyurethan-Schaumquader ("PUR"), Metallfedern und "Bultex"-Einlagen bauen die Bochumer nun Naturmatratzen aus ökozertifizierten Materialien und mit der Blauspecht 200 SW eine wettbewerbsfähige Naturkautschukmatratze
mit Winter- und Sommerseite. Wer über 2.000 Euro (in Größe 180 x 200 cm) für seine Matratze ausgibt, will sich nicht mit Bedenken zu Schadstoffen, Haltbarkeit oder Belüftung aufhalten. Doch gerade das Bettklima ist nach Angabe des Anbieters besonders angenehm, da
Schurwolle feuchtigkeitsregulierend,
Flachswolle klimatisierend und
Torfwolle wärmend wirke. Suchen Sie für das gute Gefühl, für die Umwelt und die eigene Gesundheit mehr Geld auszugeben, im Gegenzug Zertifizierendes in der Matratze, werden Sie unter anderem mit KbA für kontrolliert biologischen Anbau, KbT für artgerechte Tierhaltung und dem QUL-Siegel fündig. Mit Letzterem garantiert Schlaraffia, ausschließlich Naturkautschuk und kein synthetisches Latex auf Rohölbasis zu verwenden. Auch Pestizide, Formaldehyd oder andere kritische Inhaltsstoffe seien nicht enthalten.
Die Naturlatexmatratze Blauspecht aus der Schlaraffia-Nature-Serie. Unter 2.000 Euro im Online-Handel geht in der klassischen Paarschläfergröße (180 x 200 cm) allerdings gar nichts. (Bildquelle: amazon.de)
Die Frage der Alltagstauglichkeit etwa beim Tragen, Drehen und Wenden stellt sich bei einer Latexmatratze von 20 cm Höhe und 180 cm Breite noch etwas mehr als ohnehin schon bei diesem Matratzentyp – meist sind es schwere, unhandliche Teile, die allenfalls durch ihre Haltbarkeit an Attraktivität gewinnen und mit Trageschlaufen einigermaßen handhabbar sind. Wer bei Schlaraffia ein gesundes Schlafklima sucht, muss das enorme Gewicht von bis zu 65 kg berücksichtigen, bekommt im Gegenzug aber
vier robuste Griffschlaufen zum Wenden von Sommer- auf Winterseite geboten. Bei Liegeflächen ab 160 cm können Sie zudem wählen, ob Sie eine
ein- oder zweiteilige Ausführung Ihrer Blauspecht-Matratze und welche Härtegrad-Kombination Sie haben wollen; Matratzenbreiten bis 140 cm hingegen werden grundsätzlich mit einem durchgehenden Matratzenkern geliefert. Auch gut: Wo bei PUR-Schäumen sonst durch Bohrungen oder Einschnitte aufgelockerte Strukturen für Durchlüftung sorgen, leiten hier vor allem Organic-Cotton-Bezüge aus Velour und Halbleinen das Schwitzwasser an die Raumluft weiter. Und mit
umlaufenden Bodenreißverschlüssen wäre sie in einem professionellen Warentest unserer Einschätzung nach einer guten Bewertung in den Testkapiteln
Bezugseigenschaften und
Handhabung würdig.
Lohnt sich der Griff für Allergiker?
Obwohl der Blauspecht die Qualitätsstufe „Premium“ im Online-Handel anhaftet sowie natürliche Materialien und Herstellungsverfahren garantiert werden, müssen sich gerade Hausstaub-Allergiker Gedanken machen:
Der Bezug ist nicht maschinenwaschbar. Andererseits können auch Matratzen aus konventioneller Herstellung keine plausibleren Gesundheitsversprechen für Allergiker einlösen als die Blauspecht-Matratze. So betonen beispielsweise die Fachbeiräte der Stiftung Warentest in schöner Regelmäßigkeit, dass kein Hersteller die Besiedelung seiner Matratzen von Milben verhindern könne. Allergikergeeignet sind demnach ausschließlich mit sogenannten
Encasings geschützte Matratzen. Diese Spezialbezüge für Allergiker verhindern, dass Milben das menschliche Schlafrevier erobern und mit ihrem Kot die typischen Symptome einer Hausstauballergie verursachen – etwa Hautreizungen, geschwollene Augen oder eine laufende Nase. Doch im Unterschied zu anderen Herstellern, die mit ihren Naturmatratzen zur Bettsanierung raten, versucht Schlaraffia erst gar nicht, die Nöte Betroffener aufzugreifen und sich mit ihnen die Kasse zu füllen.