Zuverlässigkeit als Leitmotiv
Als Modell der „CLASSIC line“ wirkt der Pro-Ject 2Xperience SB S-Shape konservativ - im Vergleich zu anderen Plattenspielern der Österreicher. Etliche Details der Konstruktion vermitteln dem Betrachter gezielt Robustheit und Verlässlichkeit. Schon das Chassis aus MDF kommt sehr solide rüber, darüber hinaus erweckt der exakt gewuchtete Plattenteller in Sandwich-Bauweise spontan Vertrauen. Konzipiert ist das Laufwerk für anspruchsvolle Vinyl-Praktiker und solche, die nach einer Abstinenz-Phase zur Schallplatte zurückfinden wollen. Aber auch Anfänger können den Umgang mit der teilweise empfindlichen Mechanik genießen, die elektronische Umschaltung der Abspielgeschwindigkeiten macht es ihnen leichter - bei simpleren Produkten der Marke hat diese durch händisches Riemen-Umlegen zu erfolgen. Zwar lässt sich der Apparat mit einem fähigen Oberklasse-Tonabnehmer ordern. Jedoch bevorzugen Connaisseure oft die Variante mit freier Headshell, um von vornherein ein selbst selektiertes MM- oder MC-System einzusetzen.
Mittelschwerer Dreher mit S-förmigem Aluminium-Tonarm
Herausragendes Merkmal dieser speziellen Konfiguration ist der S-förmige Aluminium-Tonarm im 9-Zoll-Format. Resonanzarm und nicht magnetisch, mit einer ebenfalls aus Aluminium gefertigten Headshell, eignet er sich für ein breites Spektrum an Tonabnehmer-Systemen mit unterschiedlichen Technologien und Massen. Die invertierten Tonarm-Lager haben ABEC-7-Niveau. Ausgangspunkt allen Wohlklangs bleibt der „2Xperience“-Riemenantrieb, dem eine präzise Motorsteuerung assistiert und zu fantastischem Gleichmut beim Drehen von Schallplatten mit 33 oder 45 RPM verhilft. Abweichungen vom Wiedergabe-Ideal sind gering und im Prinzip nicht wahrnehmbar. Einen A/D-Wandler plus USB-Anschluss gibt es bei solch puristischen Modellen mit High-End-Anmutung regelmäßig nicht, entsprechend benötigt der Erwerber fürs Digitalisieren kostbarer Analog-Rundlinge hier eine externe Lösung. Selbstverständlich ist auch kein Vorverstärker integriert, die abgetasteten Signale brauchen zur Hörbarwerdung einen Verstärker mit Phono-Eingang oder separaten Vorverstärker.
Hohe Maßstäbe, hoher Preis
Im Segment der Luxus-Plattenspieler sind europäische Fertigungsstandorte ein Verkaufsargument - Pro-ject lässt in einem tschechischen Werk zusammenbauen. Entscheidende Komponenten stammen aber trotzdem ausschließlich aus Asien. Wichtiger deshalb die faktische Vinyl-Kompetenz und potentiell erreichbare Audioqualität, zu welcher bei diesem Modell der edle S-Shape-Tonarm beiträgt. Und fürs Auge stehen sechs Gehäuse-Finishs zur Wahl. Sind Preise ab ungefähr 1600 Euro nun übertrieben? Nicht zwingend, immerhin ginge es noch viel teurer. Doch auch billiger: In Sachen Klang-Output wäre der Pioneer PLX-1000 für rund 730 Euro eine ebenbürtige Basis, sein kraftvoller Direktantrieb ist für sich genommen eine Delikatesse.