Der Osann Befix SP ist ein Kindersitz mit zwei Gesichtern. Zum einen ist er den einfachen Sitzerhöhern aus derselben ECE-Gruppe (II/III für 15 bis 36 Kilogramm Körpergewicht) überlegen, da er vorbildlich mit Kopf- und Rückenlehne ausgestattet und im Unterschied zu diesen ein vollwertiger Kindersitz ist; auf der anderen Seite gehört er zu den mitwachsenden Sitzen, für die man generell gewisse Einschränkungen in allen Gewichtsklassen formulieren muss, da sie für viele Kinder entwickelt werden.
Fünffach verstellbare Kopfstütze
Man kann ihn also einordnen, wie man möchte: Als achtenswertes Schutzkonzept für eine weit gefasste Gewichtsgruppe und eine lange Nutzungszeit, angefangen vom etwa Dreijährigen bis zum Ende der Kindersitzpflicht; oder als Kompromiss gegenüber den gruppenspezifischen Sitzen, die auf eine eng gefasste Gewichtsklasse abgestimmt sind und sich mit verstellbaren Funktionsteilen genau an die Größe des Kindes anpassen lassen. Um Klarheit zu gewinnen, lohnt ein tieferer Blick ins Datenblatt, wo von einer fünffach höhenverstellbaren Kopfstütze die Rede ist oder von einem Verzicht auf die Entfernung der Rückenlehne in Gruppe III, weil ja die Kopfstütze der Höhe nach „ausweichen“ könne.Scheinvorteil abnehmbare Rückenlehne
Doch genau betrachtet liegt hier ein weiterer Januskopf versteckt, ein Vorteil, der zugleich ein Makel ist. Um das zu verstehen, ist es wichtig, die Haltung der Testmagazine zu solchen Sitzen zu studieren. Und die scheint sehr rigoros: Die Stiftung Warentest und der ADAC setzen solche Sitze auf gleiche Stufe wie die einfachen Booster - als unzureichende Schutzkonzepte, weil ohne den enorm wichtigen Aufprallschutz. Beim Graco Logico L oder Graco Junior Maxi beispielsweise, beides ebenfalls Kindersitze der Gruppen II/III und mit abnehmbarer Rückenlehne, reichte es nur für ein „Mangelhaft“ (test-Ausgabe 6/2012), weil die Lehne laut Gebrauchsanleitung abnehmbar ist. Dann aber fallen auch Kopf- und Seitenschutz weg, schreiben die Warentester. Der Kopf könne bei einem Crash ungeschützt an die Scheibe prallen.Nur mit Rückenteil eine Empfehlung wert
Der Befix SP versucht nun, diese Macke zur Methode zu machen, indem er suggeriert, das Abnehmen sei lästiger Grundsatz und der Verzicht darauf ein löbliches Alleinstellungsmerkmal. Wer ihn also in die engere Wahl zieht, sollte aus dem „muss nicht“ ein „darf nicht abgenommen werden“ herauslesen. Im Übrigen sprechen keine gravierenden Mängel oder Versäumnisse bei der Ausstattung gegen ihn – im Gegenteil. Kaufargumente bilden ausgeprägte, weit vorgezogene Flanken, ein zu Reinigungszwecken abnehmbarer Bezug und ein beinahe extrem leichtes Gewicht (3,5 Kilogramm), das ihn beim häufigen Fahrzeugwechsels sehr angenehm macht. Für knapp 80 Euro (Amazon) sei er durchaus empfohlen – doch nur im Verbund mit seiner Rückenlehne.