Über ein Jahr lang hat das Nokia N9 die Internetgemeinde in Atem gehalten. Nun hat das finnische Unternehmen sein erstes – und wahrscheinlich auch einziges – MeeGo-Smartphone öffentlich vorgestellt. Dabei haben sich die meisten bisherigen Annahmen bestätigt, es gab aber auch vereinzelt Überraschungen. Positiv sticht dabei sicherlich hervor, dass das neue Nokia-Flaggschiff über ein integriertes NFC-Modul für die Nutzung bargeldloser Bezahldienste verfügt und bei Display sowie Gehäuse neue Wege beschreitet. So mag man sich zwar über das strikt viereckige Riegel-Design des N9 mit seinen im Gegenzug dazu stark gerundeten Seitenkanten scheiden. Dank des Einsatzes von Polycarbonat soll das Gehäuse aber besonders robust sein und eine überragende Empfangsleistung der eingebauten Antenne ermöglichen.
Der Touchscreen wiederum ist mit 3,9 Zoll nicht so monströs groß wie bei anderen derzeitigen Highend-Handys, kann dafür aber mit einer scharfen Auflösung von 854 x 480 Pixeln glänzen und wird zudem durch eine Scheibe aus quasi unverwüstlichem Gorilla-Glas geschützt. Eine leichte Wölbung nach außen soll die Bedienung erleichtern. Das Innenleben wiederum kann mit einer Ausnahme alle Wünsche erfüllen: Eine 8-Megapixel-Kamera mit Carl-Zeiss-Optik sorgt für hochwertige Fotos und HD-Video in 720p, ein GPS-Empfänger ermöglicht die Handy-Navigation, Bluetooth 4.0, HSPA mit bis zu 14,4 MBit/s und WLAN nach 802.11 a/b/g/n erlauben schnellste Datentransfers und bis zu 64 Gigabyte Speicher machen das Handy zum Raumwunder.
Schade ist nur, dass Nokia lediglich einen 1 GHz schnellen Single-Core-Chipsatz OMAP3630 von Texas Instruments verwendet. Damit bietet das Smartphone deutlich weniger Leistung als gängige Android-Smartphones, die den Markt mittlerweile dominieren. Fraglich ist auch, ob MeeGo mehr als nur Linux-Enthusiasten ansprechen wird, denn das Betriebssystem soll künftig nicht mehr zum Einsatz kommen. An Entwickler wird noch das N950 ausgeliefert, das war es dann aber auch schon. Schade eigentlich – Nokias Entscheidung für Windows Phone 7 bedeutet im Grunde schon vor dem Marktstart des N9 dessen kommerziellen Tod. Denn weniger bastelfreudige Smartphone-Nutzer werden wohl von der zu erwartenden mangelhaften Software-Unterstützung zumindest von offizieller Seite eher abgeschreckt werden.
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- Erschienen: 02.03.2012 | Ausgabe: 4/2012
- Details zum Test
„gut“ (395 von 500 Punkten)
„Das auf einfachste Bedienung getrimmte N9 überzeugt mit toller Ausstattung. Die schwachen Laborergebnisse trüben die Freude jedoch.“