Vinyl-Luxus ohne Protz-Ästhetik
Aufs cleane, bis ins Detail durchdachte Design des Elac Miracord 70 fahren nicht nur ausgesprochene Vinyl-Fans ab. Doch für die, vom frischen Retro-Nerd bis zum Platten-Kenner alter Schule, ist er konzipiert worden. Entsprechend delikat und in sich stimmig ist auch die technische Ebene gelungen. Was dem relativ saftigen Preis bei ausreichend vielen Kaufinteressenten zur nötigen Akzeptanz verhelfen dürfte. Ausgerechnet der vormontierte, eigentlich sehr gute MM-Tonabnehmer Audio Technica AT 95 E bremst die Begeisterung ein wenig. Er liefert zwar feinen, authentischen Analog-Sound. Und ist bei günstigeren Plattenspielern oft die mit Abstand beste Komponente. In dieser Konfiguration aber wirkt er ein bisschen zu beliebig. Vielleicht als Erwerber deshalb eine Schippe drauflegen und ein fähigeres System wählen, das sich konsequenter an audiophilen Prinzipien orientiert.
Gediegener Glas-Keramik-Plattenteller
Im Chassis aus einem resonanzarmen, robusten MDF-Werkstoff steckt der außerordentlich smoothe und zugleich präzise Riemenantrieb. Dessen Synchronmotor-Herz stammt vom Spezialisten Premotec und bewegt den Sub-Teller. Dieser wiederum dreht einen Glas-Plattenteller, welcher alleine 2.6 Kilogramm auf die Waage bringt und auf der Unterseite mit schwarzer Keramik beschichtet ist - bereits optisch durchaus imponierend. In Verbindung mit dem Keramik-Punktlager wird im Normalbetrieb ein beachtliches Niveau an Laufruhe realisiert, Gleichlaufschwankungen sind kein Thema. Ebenfalls ein Schmankerl ist der auf geringstmögliche Spurfehlwinkel hin optimierte, geerdete Tonarm aus Aluminium und Stahl. Gegengewicht und Anti-Skating-Mechanismus sind mit begrenztem Aufwand exakt justierbar, was die Anpassung an unterschiedliche Tonabnehmer-Typen und deren jeweilige Masse erleichtert. Wie bei Apparaten der angehenden High-End-Sphäre üblich sind keine Digitalisierungs-Optionen integriert, also weder A/D-Wandler noch USB-Schnittstelle vorhanden. Selbstverständlich sucht man auch einen internen Vorverstärker vergeblich, der den direkten Analog-Anschluss an Aktiv-Boxen und Vollverstärker ohne Phono-Eingang gestatten würde.
Spielfertige Lösung für den analogen Ernstfall
In dieser Plattenspieler-Klasse darf ein Kurs von um die 1200 Euro für eine ernstzunehmende Lösung inklusive Tonabnehmer nicht verunsichern. Muss er hier auch nicht: Der äußerliche Minimalismus ist keine Show, sondern steht tatsächlich für die geschmackssichere Konzentration auf analoge Audio-Wonnen. Dennoch sollte ein Upgrade des Tonabnehmers in Richtung Luxus-Ware erwogen werden - wennschon, dennschon. Mit starkem Direktantrieb und DJing-Genen ist der Pioneer PLX-1000 mehr Arbeiter als Ästhet. Für ungefähr 730 Euro ohne Abtast-System wäre er aber eine tolle Alternative.