(Sehr) gute Kamera mit wenigen Schwächen
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Vorteile:
kompakt
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Geeignet für:
Journalismus, Kunst-Aufnahmen, Büro, Familie/Urlaub/Freizeit
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Ich bin:
Hobby-Filmer
Meine Erwartungen an den Canon XA10 waren groß und wurden bestätigt, bis auf ein paar Kleinigkeiten. Canon liefert einen guten bis sehr guten Camcorder, aber für den Preis ca. 1900 Euro (Stand 14.07.2011), dürfte es die u. g. Probleme eigentlich nicht geben. Im Vergleich zum fast baugleichen Modell HF G10 bietet die XA10 noch einen Tragegriff, der XLR Audio mit manueller Steuerung, einen Standardzubehörschuh und Infrarotaufnahmen („Nachtsicht“) ermöglicht.
Positiv:
+ Bildcharakteristik vielfältig veränderbar:
++ vorgefertigte Aufnahmeprogramme: Programmautomatik, Blendenautomatik, Zeitautomatik, Manuelle Belichtung, Scenen Aufnahme (Porträt, Sport, Nachtaufnahme, Schnee, Strand, Sonnenuntergang, Wenig Licht, Spotlight, Feuerwerk)
++ Weißabgleich: Automatik, Tageslicht, Schatten, Wolkig, Leuchtstoff, Leuchtstoff H, Kunstlicht, Farbtemperatur 5500 K, Einstellung 1 5300K, Einstellung 25300 K
+- Belichtung (von -3,0 bis +3,0), aber nur am Tag einstellbar (?) (s. auch negative Punkte)
++ Bildeffekte:
+++ Farbtiefe: von -2 bis +2
+++ Schärfe: von -2 bis +2
+++ Kontrast: von -2 bis +2
+++ Helligkeit: von -2 bis +2
+ gute Bildkontrolle:
++ Peaking
++ Zebra (70% / 100%)
++ Wavemonitor
+gutes Audiosystem
++ Automatik-Modus und Manueller-Modus
++ Gute Soundqualität und Lautstärke: Auch aus 4 m Entfernung kann man Personen noch flüstern hören
++ Audiopegelanzeige einblendbar
++ Windschutz schaltet sich automatisch hinzu (kann auch deaktiviert werden), bietet aber natürlich keinen so guten Windschutz wie ein Windfell
++ Frequenzgang des integrierten Mikrofons einstellbar: Normal, NF-Bereich erhöhen, Hochpassfilter, MF-Ber. erhöhen oder HF / NF erhöhen
+ Gesichtserkennung: Erkennt Gesichter und fokussiert diese; kann auch deaktiviert werden
+ 64 GB interner Speicher; durch zwei SD-Karten erweiterbar: Beide Karten können gleichzeitig mit demselben Inhalt bespielt werden (Backup) oder nacheinander ohne Unterbrechung (Speicherplatzerweiterung)
+ v. x. Color für knackigere und lebendige Farben
+ Touch and Track: Fokus kann durch Antippen des Touchscreens gesetzt werden.
+ Wahlrad links vom Akkumulator individuell belegbar: Belichtung, AGC Grenze, manuelle Belichtung oder Aufnahmeprogramm Tv (Blendautomatik) bzw. Av (Zeitautomatik)
+ diverse Fader einblendbar (z. B. Wischblende)
+ Verzierungen möglich:
++ Zeichnen von Bildern / Formen / Linien / Symbolen auf Aufnahmen möglich
++ einblenden von Datum und Uhrzeit
+ Story-Creator zur Erstellung von Videoaufnahmen zu gewissen Themen: Reise, Kinder & Haustiere, Party, Feier, Blog oder unbeschränkt mit jeweiligen Unterthemen (z. B. Teilnehmer)
+ guter Sucher: Die Dioptrien lassen sich über einen kleinen Regler am Sucher verändern. Die Darstellung ist scharf, farbig und detailliert.
+ individuelle Belegung der beiden Knöpfe am Touchscreen: Diese können mit den Funktionen „BLC dauerhaft Ein“, „AF nur Gesichter“, „Story-Creator“, „Vid.-Schnapps.“, „Weißabgl.-Prirität“, „Infrarotleuchte“, „Audioausgangskanal“ oder „AF/MF“ belegt werden.
+ großer Lieferumfang: Netzteil mit Stromkabel, Akkumulator Stylus für Touchscreen (für präzisere Bedienung), aufschraubbare Gegenlichtblende, Infrarotfernbedienung mit Batterie (für Aufnahme, Zoom, Foto und Menüsteuerung), ausführliche Anleitung, Transfer Utility auf CD, Optikverschlussdeckel, Garantiehinweise, USB-Mini auf normal USB-Kabel, Komponentenkabel, Mikrofonhalter (für Stabmikrofone; wird am Griff der Kamera befestigt), Komponentenkabel, AV-Kabel, Akkumulator BP-808
+ gute Handschlaufe: Sie macht einen qualitativ guten Eindruck und lässt sich einfach per Klettverschluss individuell anpassen.
+ gute Haptik / ergonomisches Design / durchdachte Bedienung / gutes Gewicht: Die Kamera fühlt sich hochwertig an. Die Verschlüsse der Anschlüsse schließen gut und liegen präzise an. Der Touchscreen lässt sich ohne Probleme gut öffnen und schließen. Die Kamera ist nicht zu leicht, aber auch nicht zu schwer. Der Sucher und der Aufnahmeknopf sind leicht zu erreichen.
Einzige Ausnahme bei der guten Qualität bildet der Handgriff (s. bei Negativ).
+ exzellenter Fokusring: Man kann vom automatischen Fokus auf den Manuellen umschalten und mit Hilfe des großen und präzisen Fokusrings vorne am Objektiv selber tätig werden. Dabei lässt sich der Ring nicht zu schwer oder zu leicht drehen, womit eine gute Präzision erreich wird:
+ großer 3,5“ Touchscreen: Das Display ist mit seinen 3,5“ schön groß und zeigt kräftige Farben sowie eine gute Bilddarstellung.
+ Infrarotaufnahme: Im Handgriff befindet sich eine Infrarotleuchte, die man für Nachtaufnahmen in völliger Dunkelheit verwenden kann. Diese lässt sich durch einen Schalter rechts vom Display aktivieren. Vergleichbar ist dieser Infrarotmodus mit dem bekannten Film „Blair Witch Project“ oder den Privataufnahmen von Paris Hilton.
+ XLR-Mikrofoneingänge mit manuelle Audiosteuerung im Handgriff für professionelle Audioaufnahmen; im Lieferumfang ist auch ein Mikrofonhalter, den man am Griff montieren kann (z. B. für ein Stabmikrofon)
+ Aufnahmeknopf und Zoom-Wippe am Handgriff: Dank dieser Knöpfe und dem Griff kann man auch aus einer tiefen Position filmen und die Kamera gut halten. Interessant dürfte dies z. B. für Filmer von Skateboardern sein oder wenn eine niedrige Ansicht notwendig ist.
+ Griff abnehmbar: Der Handgriff ist abnehmbar und durch seine Abnahme wird die XA10 zur kompakteren HF G10.
+ sehr gute Lowlight / Schwachlicht Eigenschaften: http://www.youtube.com/watch?v=tNciFUBD4as
Negativ:
- schlechter Bildstabilisator: Der Bildstabilisator dämpft nur sehr wenig Bewegungen. Besonders fällt dies bei Aufnahmen beim Gehen auf. Die Stabilisierung hält das Bild zwar gerade, aber Höhen- und Seitenschwankungen sind sehr deutlich sichtbar.
- Knöpfe der manuellen Audiosteuerung am Handgriff sind locker: http://vimeo.com/25487990; Leider sind die Knöpfe sehr locker gelagert, haben somit ein bisschen Spiel und können klackern bei schnellen oder ruckartigen Bewegungen. Da dieses Bedienelement so nah am Mikrofon orientiert ist, werden diese Geräusche leider aufgenommen. Canon ist das Problem bekannt, doch leider wird es nicht behoben und als normal angesehen (bestätigt von Canon Support und durch Canon Techniker beim Fachhändler). Somit wird jede XA10 von diesem Problem betroffen sein.
- „Jello Vision“ Problem: Der Fokus der Kamera bleibt stabil, doch das Bild darum wird verzerrt (s. http://vimeo.com/23661238); dieses Phänomen tritt beim dynamischen Bildstabilisator auf; zum Glück kann man noch zum Standardstabilisator wechseln, der dieses Problem nicht aufweist.
- es ist kein HDMI-Kabel im Lieferumfang enthalten: Die Consumer-Variante der Kamera (HF G10) weist ein solches Kabel auf. Aber bei dieser professionellen Kamera fehlt es.
(- Fokusring am Objektiv nicht für andere Funktionen (z. B. Zoom) belegbar)
(- Infrarot-Fernbedienungsempfänger ist im Touchscreen verbaut: Wenn man die Kamera an einem Fernseher zwecks Vorführung anschließt und man das Gerät mit der Fernbedienung fernsteuern will, muss der Touchscreen aufgeklappt sein. Denn in dem Touchscreen ist der Infrarotsensor für die Fernbedienung.)
(- kein 50P-Modus (nur 25P oder 50i verfügbar))
- Aufnahmemode (-qualität), Bildwiederholrate und allgemeine Einstellungen (z. B. Knopfbelegung) nicht im Automatikmodus umstellbar: Wenn z. B. von 25P auf 50i im Automatikmodus gewechselt werden soll, muss erst auf manuellen oder Cinema Mode umgestellt und dort die Einstellung vorgenommen werden. Im Automatikmodus kommt man an diese Einstellung nicht ran. Es ist praktisch das Systemmenü der Kamera im Automatikmodus gesperrt.
- Fehler beim individuell einstellbarem Rad: An der Rückseite der Kamera, Links neben dem Akku ist ein Einstellrad, das man mit individuellen Einstellungen Belegen kann (z. B. Belichtung oder Bildeinstellung usw.). Bei diesem Rad gibt es einen Knopf, womit man die gewünschte Einstellung für das Rad wählen kann. Selektiert man aber eine andere Einstellung, hat das Rad keine Funktion mehr! Man muss dies umständlich in den Einstellungen einrichten, damit es wieder funktioniert.
(- Touchscreen gewöhnungsbedürftig: In Zeiten moderner Handys, die mit Touchscreens ausgestattet sind, wurde die Bedienung immer verfeinert. Da verwundert die XA10 schon ein bisschen, da man bei dessen Touchscreen doch etwas Druck ausüben muss. Anfangs ist es etwas gewöhnungsbedürftig, aber nach etwas Probieren geht es doch ganz gut.)
Fazit:
Die Kamera bietet viele Einstellungsmöglichkeiten, was Bild und Audio angeht. Die Aufnahmen bei schwachem Licht sind sehr gut. Die Kamera sollte man am besten aus dem Stand oder mit einem Stativ verwenden, weil der Bildstabilisator nicht der Beste ist und im Dynamik-Modus das „Jello Vision“ Problem (s. o.) auftreten kann.
Wünschenswert wäre ein 50P-Modus gewesen. Nicht nachvollziehbar ist, warum die „rasselnden“ Audiosteuerungsknöpfe von so vielen Testern nicht wahrgenommen und von Canon nicht behoben werden.
Alles in allem lässt der kompakte Camcorder für Leute, die ihr Bild feinjustieren wollen keine Wünsche offen. Die Soundqualität und –steuerung ist sehr gut. Der Preis von ca. 1900 Euro (Stand: 14.07.2011) erscheint doch angemessen, da man die Technik der 3000 Euro teuren Canon XF100 bekommt (nur ohne die vielen Bedienknöpfe; diese wurden durch die Touchscreen-Menüs ersetzt wurden).
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