Das Wichtigste auf einen Blick:
- umstrittene Chemikalie Bisphenol A (BPA) seit 2011 in Babyflaschen verboten
- garantiert ohne BPA sind Flaschen aus Polypropylen (PP) oder Polyamid (PA)
- Polyethersulfon in Babyflaschen noch wenig erforscht
- nur Babyflaschen aus Glas sind geruchs- und geschmacksneutral
- taillierte und leichte Plastikflaschen liegen gut in der Hand
- Weithals-Fläschchen leichter zu reinigen
Babyflaschen im Test: Ist die BPA-Thematik noch aktuell?
In Tests gilt das Hauptaugenmerk den Inhaltsstoffen, vor allem der Massenchemikalie Bisphenol A (BPA). Sie wird für viele verbrauchernahe Produkte aus Polycarbonat (PC) benötigt, unter anderem für Trinkflaschen, Verbundstoff-Verpackungen oder Milchtüten. Die Chemikalie steht seit Jahren im Verdacht, wie ein Hormon im Körper zu wirken und wird im Zusammenhang mit Krebs, Diabetes und Unfruchtbarkeit genannt. Erfreulicherweise haben die Hersteller umgestellt, nachdem BPA seit 2011 für die Produktion von Babyflaschen nicht mehr verwendet werden darf – ein Erfolg der Umweltverbände und Verbraucherschützer. Noch eine gute Nachricht: Bei Stichproben, die das Magazin Ökotest zwei Jahre nach Einführung des Verbots gezogen hatte, waren in keinem der zwölf untersuchten Babyfläschchen mehr Schadstoffe gefunden worden.„BPA-frei“ allein ist kein Qualitätszeichen - Alternativen noch wenig erforscht
Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist die Forschung zum Gesundheitsrisiko durch BPA aber noch lückenhaft. Weitere Forschungen seien nötig, um das Verbot bei Unbedenklichkeit erneut zu überprüfen. Doch inzwischen besteht ein Großteil der Fläschchen aus Polypropylen (PP) oder Polyethersulfon, die stabil, bruchfest und hitzebeständig sind – und zu deren Herstellung kein BPA benötigt wird. Dass die Babyartikel-Hersteller solcher Fläschchen ihre Ware gerne als „BPA-frei“ oder „bpa free“ bewerben, lässt aber nicht zwingend auf bessere Qualität schließen. So ist etwa Polyethersulfon in Babyflaschen noch wenig erforscht; als problemlos gelten aber Trinkflaschen aus Polyamid (PA). Wer sichergehen möchte, greift zu Babyfläschchen aus Glas – muss dann aber das etwas höhere Gewicht berücksichtigen. Glas kann außerdem brechen, wenn es auf eine harte Oberfläche fällt. Allerdings erschweren sie das umstrittene „Dauernuckeln“ der Babys.Tipp der Redaktion: Eine der besten Glas-Babyflaschen bei Öko-Test
Sehr gut
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Lansinoh Glas Weithalsflasche & Natural Wave Sauger S, 160ml
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Mikroplastik-Cocktail aus der Babyflasche? - Das sagen Forschung und Testpresse
Eine neue Debatte um Kunststofffläschchen bringt Mikroplastik ins Spiel, das in Tests bislang noch nicht thematisiert wurde. Mikroplastik bezeichnet kleinste Kunststoffpartikel. Sie machen Schlagzeilen, weil sie als Zerfallsprodukte von Plastikmüll die Weltmeere verschmutzen. Ein irisches Forscherteam konnte nun nachweisen, dass stark erhitzte PP-Babyflaschen Mikroplastik abgeben. Das kann etwa durch Sterilisieren, Erhitzen in der Mikrowelle oder durch Einfüllen von heißem Wasser passieren. Babys könnten dadurch über eine Million winzige Mikroplastik-Partikel pro Tag zu sich nehmen. Doch für das Bundesinstitut für Risikobewertung BfR stehen die Zeichen tendenziell auf Entwarnung. Man gehe aktuell nicht davon aus, dass Plastikpartikel in Lebensmitteln gesundheitliche Risiken bergen. Das Institut sagt aber auch, dass eine abschließende Risikobewertung derzeit noch nicht möglich sei. In einem Test zu Babyflaschen rät die Öko-Test den Eltern:Es lohnt sich aus Vorsorgegründen, die Menge der möglichen Partikel gering zu halten. Das geht, indem Eltern die sterilisierten Flaschen gründlich mit kaltem Wasser abspülen und abgekochtes Wasser abkühlen lassen – wir empfehlen auf eine Temperatur von 40 Grad. - Öko-Test im Dezember 2021
Plastik-Alarm in PP-Babyflaschen: Keine Zeit für Kaffesatzleserei
Wir von Testberichte.de haben eine klare Haltung dazu: Solange es noch zu viele Fragezeichen dazu gibt, ob Mikroplastik schädlich für die menschliche Gesundheit ist, bleibt nur der Griff zur plastikfreien Alternative. Von Aussagen der Geschmacksrichtung Kaffeesatzleserei ("möglicherweise wird das Plastik einfach wieder ausgeschieden“) lässt sich keine seriöse Empfehlung an besorgte Eltern ableiten. Wer die höheren Preise und Gewichte nicht scheut, findet in Glas- aber auch Edelstahlflaschen für Babys gute Alternativen.„Sehr gut“ im Öko-Test: Babyflasche aus Edelstahl
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Klean Kanteen Kid Kanteen Babyflasche 0-6 Monate, 148 ml
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Reinigung: Am besten sind Weithals-Babyflaschen aus Glas
Geht es um die keimfreie Reinigung, sind Fläschchen aus Glas überlegen. Sie sind hitzebeständig und lassen sich auskochen, ein separater Sterilisator ist überflüssig. Einfacher geht die Reinigung bei Weithals-Fläschchen mit extra weiter Öffnung sowie nicht taillierten Modellen, um mit der Flaschenbürste arbeiten zu können. Schmale Einfüllöffnungen stehen in den Nutzermeinungen zudem für schlechteren Stand in der Spülmaschine, und Kanten am Flaschenrand sind Keimfallen, die mit der Bürste schlecht zu erreichen sind.Besonders hart ins Gericht gehen Eltern mit Innenwölbungen: Steht die Flasche kopfüber im Geschirrspüler, kann sich dort Restwasser sammeln. Auch beim Thema Verfärbungen kann sich Glas gegenüber Plastik durchsetzen. Glas nimmt auch auf Dauer weder Geruch noch Farbe der Babynahrung (z. B. Karottensaft) auf. Praktisch sind außerdem Modelle, die sich zum Reinigen leicht auseinanderschrauben und wieder zusammensetzen lassen. Je nach Größe passen Babyflaschen auch in einen Vaporisator oder einen Mikrowellen-Dampfsterilisator, ungeachtet des verwendeten Materials.
Welche Erfahrungen teilen sich Eltern zu den mitgelieferten Saugern bei Babyflaschen?
Die Wahl des Saugers ist eine Glaubensfrage – wie auch bei Schnullern, die es in verschiedenen Formen und Materialien gibt. Bei den Anti-Kolik-Babyflaschen sind oft Zwei- oder Dreiloch-Sauger für langsamen Nahrungsfluss mit dabei oder Sauger verschiedener Größen, beispielsweise für Stillkinder bis vier oder sechs Monaten. Darüber hinaus werden Fläschchen angeboten, die der gefürchteten Saugverwirrung bei gestillten Babys vorbeugen, weil ihre Form der mütterlichen Brust nachempfunden ist. Besonders hervorzuheben sind Babyflaschen, die mit einem speziellen Bodenventil ein Vakuum in der Flasche verhindern und so einen gleichmäßigen Trinkfluss ermöglichen. Die Babys schlucken weniger Luft beim Trinken und erleiden weniger Blähungen und Bauchschmerzen.Können mich die Recycling-Codes bei der Produktwahl sinnvoll unterstützen?
Sind Kunststoffe mit einem Recycling-Code gekennzeichnet, kann das bei der Kaufentscheidung hilfreich sein. Plastik aus BPA ist meist mit Code 07 oder O gekennzeichnet. In nicht gekennzeichneten Kunststoffen steckt oft BPA.Mini-Glossar: Die Codes bestehen aus einem Pfeildreieck mit Nummer und Kürzel und bezeichnen folgende Werkstoffe:
01 oder PET: Polyethylenterephtalat. Werkstoff für Kunststoff-Flaschen.02 oder HDPD: Polyethylen hoher Dichte. Werkstoff für Haushaltsfolie ohne Weichmacher.
03 oder PVC: Polyvinylchlorid. Für sauerstoffdurchlässige Folie für Lebensmittel. Beinhaltet Weichmacher, die in die Getränke übergehen können.
04 oder LDPE: Polyethylen niedriger Dichte. Werkstoff u. a. für Folien.
05 oder PP: Polypropylen. Werkstoff für Joghurtbecher oder Folien.
06 oder PS: Polystrol. Wertstoff u. a. für Einweggeschirr und Lebensmittelverpackungen.
07 oder O: Andere Kunststoffe. Sammelbezeichnung für eine Vielzahl von Kunststoffen, die nicht unter Kunststoffgruppen wie PP oder PET fallen. Dazu gehören u. a. Polyacrylate, die BPA abgeben können, aber auch Kunststoffe ohne BPA.
Was ist besser: Babyflaschen aus Glas oder Plastik? Die wichtigsten Vor- und Nachteile im Überblick:
Glas:
Stärken
Schwächen
Kunststoff:
Stärken
Schwächen
Von Pre-Milch bis HA-Nahrung: Wir erklären in diesem Glossar die wichtigsten Grundbegriffe der Babyernährung.
Pre-Milch: Pre-Milch oder Startmilch ist Milch, die Babys vom ersten Tag an gegeben werden darf. Sie ähnelt in Fett-, Eiweiß- und Mineralstoffgehalt der Muttermilch. Kohlenhydrate sind verboten, mit Ausnahme von Milchzucker (Laktose). Sie eignet sich für Babys bis vier bis sechs Monaten, aber auch darüber hinaus und für die Phase des Abstillens. Das Kürzel „Pre“ steht für prebiotisch und weist auf den Gehalt an probiotischen Ballaststoffen hin, die wie bei der Muttermilch für eine gesunde Darmflora sorgen sollen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung DGE weist darauf hin, dass Säuglingsanfangsnahrungen wie Pre- (und 1er-)Babymilch die einzigen Alternativen zur Muttermilch darstellen.LCP-Milch: LCP-Fettsäuren sind langkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die Babys für die Entwicklung der Nerven- und Gehirnzellen benötigen. Die wichtigsten, auch in der Muttermilch enthaltenden LCP-Fettsäuren sind AA (Arachidonsäure) und DHA (Docosahexaensäure).
1er-Babymilch: 1er- oder Anfangsmilch ist ebenfalls ab Geburt geeignet, enthält aber meist glutenfreie Maisstärke als weitere Kohlenhydrate und ist dadurch sättigender. Liefert mehr Kalorien als Pre-Milch, daher sollten die empfohlenen Trinkmengen eingehalten werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung DGE weist darauf hin, dass Pre- und 1er-Babymilchen die einzige Alternative zur Muttermilch darstellen, sogenannte Säuglingsanfangsnahrungen.
2er-Babymilch: 2er-Babymilch oder Folgemilch zielt auf die Ernährung von Babys frühestens ab dem sechsten Lebensmonat ab. Sie enthält viel Eiweiß sowie Jod, Eisen, andere Zuckerarten und mehr Kalorien – und ist stärker sättigend als 1er-Milch. Sie hat eine andere Eiweißstruktur als Pre- und 1er-Milch und sie enthält andere Nährstoffe und mehr Kalorien.
3er-Babymilch: Als Folgemilch für Kinder ab dem zweiten Lebensjahr geeignet. Alternative zu Kuhmilch und optimiert auf das schnelle Anrühren eines Fläschchens unterwegs.
HA-Nahrung: Hypoallergene Säuglingsnahrung, kurz HA, kann allergiegefährdeten Kindern gegeben werden, die nicht gestillt werden. Das Milcheiweiß ist hier aufgespalten, um Allergien vorzubeugen. HA-Nahrung wird als Pre-Milch, HA 1 (Anfangsmilch) und HA 2 (Folgemilch) angeboten. Bei Kindern, die an einer Kuhmilch-Allergie leiden, sollte ein Kinderarzt informiert werden. HA-Nahrung ist hier nicht geeignet.