Stärken
Schwächen
Schwache Autobatterie unverändert Pannenursache Nummer 1
In den Pannenhilfe-Statistiken der großen Automobilclubs, allen voran der ADAC und der AvD, spielten Probleme durch zu schwache Starterbatterien auch im Jahr 2020 unverändert die größte Rolle. Im Verhältnis haben trotz moderner Batterien und Elektroniksysteme solche Probleme über die Jahre sogar zugenommen. Zum Einen gibt es in den heutigen Kraftfahrzeugen wesentlich mehr Stromverbraucher als noch vor zwei oder drei Jahrzehnten. Dazu kommen immer längere Inspektionsintervalle in Kombination mit einer gewissen Sorglosikgeit im Umgang mit der Auto- oder Motorradbatterie. Nur wenigen ist bewusst, dass diese Starterbatterie in ihrem Fahrzeug, je nach Größe des Motors, Stromimpulse von mehreren hundert bis zu einigen tausend Ampere an den Anlasser liefern muss, damit der den Motor zum Laufen bringen kann. Vor allem im Winter und bei nasskalter Witterung neigen ältere Starterbatterien dazu, nicht mehr genügend elektrische Energie für diesen Prozess zu haben. Das kann passieren, weil die Fahrzeuge zu lange stehen. In diesem Fall verlieren die Startakkus, quasi wie Sickerverluste, nach und nach ihre Power. Oder, vor allem bei älteren Fahrzeugen ohne Warn- und Abschaltsysteme, wurde vergessen, die Scheinwerfer oder andere Stromverbraucher auszuschalten.
Die beste Hilfe in einem solchen Fall ist natürlich eine neue Starterbatterie. Aber die steht gerade dann meist nicht zur Verfügung. Bei neueren Fahrzeugen mit komplexer Elektronik und softwaregestütztem Motor-Management muss man zudem sehr vorsichtig sein. Das ungeschützte Entfernen der Batterie kann unter Umständen zu erheblichen Folgeproblemen führen. Das gilt ähnlich beim Laden der Batterie, denn auch dazu muss sie ausgebaut werden. Die schnellste Hilfe ist daher in aller Regel die Starthilfe, die den Motor des Pannenfahrzeuges zum Anspringen bringt. Die eigentliche Starthilfe ist kein Batterieladen.
Zwei mögliche Methoden: Starthilfekabel oder Starthilfegerät
Noch vor nicht allzu langer Zeit gab es für den normalen Auto- oder Motorradfahrer nur Starthilfekabel. Seit einigen Jahren kommen immer mehr Starthilfegeräte auf den Markt. Sie gibt es von etwa handgroß mit wenigen hundert Gramm Gewicht bis zu Aktenordner-großen und zwei bis drei Kilogramm schweren Kästen.Was spricht für ein Starthilfekabel?
Starthilfekabel haben den Vorteil, dass sie kostengünstig sind und immer im Auto gelassen werden können. Sie sind im Auto quasi immer griffbereit, wenn Sie eines besitzen. Ihr Nachteil ist, dass es außer dem Pannenfahrzeug immer ein zweites Spenderfahrzeug mit laufendem Motor und voller Batterie braucht. Die Kabel und ihre Polzangen sind heutzutage bei den meisten Produkten sehr gut isoliert und meist auch mit Überspannungsschutz versehen, um die Bordelektronik der Fahrzeuge zu schützen. Ein Restrisiko bleibt, vor allem dann, wenn die Polklemmen falsch angeschlossen oder auch entfernt werden.Vor einem Kauf informieren, ob das Kabel für Ihre Motorengröße geeignet ist. Größere Motoren und auch Dieselmotoren brauchen mehr Startstrom. Viele Kabel werden daher von den Herstellern nur bis zu bestimmten Motorengrößen freigegeben. Der vom Hersteller angegebene Kabelquerschnitt gibt auch einen Anhalt: Kupferkabel bis 16 mm² Querschnitt sind für Benzinmotoren bis allerhöchstens 2,5 Litern Hubraum geeignet. Für einen 3-Liter-Diesel beispielsweise sollte der Kabelquerschnitt auf alle Fälle 25 mm² betragen.
Das bei Anwendern besonders beliebte, weil ebenso funktionell wie preisgünstige, AEG Starthilfekabel Alu-Tec, gibt es etwa in zwei Versionen:
Einmal für Benzinmotoren bis 2.500 ccm und einmal für Benzinmotoren bis 5.500 ccm und Dieselmotoren bis 3.000 ccm Hubraum.
Achten Sie vor einem Kauf auf eine ausreichende Länge des Starthilfekabels. Bedenken Sie, dass die Fahrzeuge nicht immer so aneinander gestellt werden können, dass sich die beiden Batterien direkt gegenüber liegen. Anzuraten sind hier mindestens 3 Meter Länge, bei größeren Fahrzeugen wie SUV oder großen Kombis kann das auch mal mehr sein.
Leider gibt es immer wieder Probleme, weil die Starthilfekabel, bzw. die Klemmen, in der falschen Reihenfolge angeschlossen werden. Das kann im schlimmsten Fall zu Kurzschlüssen und dem Ausfall der Bordelektrik führen. Gut erklärt ist das an sich unkomplizierte Vorgehen in diesem Video von AvD und GTÜ:
Unabhängig durch ein Starthilfegerät
Die auch als Schnellstartsysteme bezeichneten elektronischen Helfer haben mehrere Vorteile. Der Wichtigste: Sie brauchen keinen anderen Helfer oder ein Spenderfahrzeug. Diese Akkumulatoren haben soviel Stromkapazität und Leistungstechnik, dass sie ganz alleine in der Lage sind, den Pannenmotor zu starten. Das verschafft Ihnen eine erhebliche Unabhängigkeit gerade in einer solch misslichen Situation. Ihr zweiter Vorteil: Sie sind meistens leicht und sehr mobil nutzbar. Ihr dritter Vorteil: Sie sind multifunktional. Sie können damit zwar auch keine Autobatterie laden, dafür gibt es spezielle Fahrzeugbatterie-Ladegeräte. Aber sie haben genug Energie gespeichert, um zum Beispiel Smartphones oder Notebooks als externe Powerbank mit Strom zu versorgen. In aller Regel haben sie USB-Anschlüsse und eine integrierte Arbeitsleuchte bzw. Taschenlampe.
Starthilfegeräte haben aber auch ihre Haken: Zunächst kosten sie durch die integrierte, komplexe elektronische Technik wesentlich mehr als die Kabel. Die schlichtesten Vertreter dieser Spezies sind für rund 70 Euro im Online-Handel zu haben, je nach Funktionalität, Ausstattung, Kapazität und Startstromstärke geht das aber auch bis in Bereiche von 300 Euro und darüber. Ferner sind ihre Energiespeicher, in der Regel Lithium-Ionen-Akkus, selber ziemlich kälteempfindlich. Im Gegensatz zu den Starthilfekabeln müssen sie daher unbedingt warm und trocken gelagert werden. Im Winter bzw. bei Kälte und Nässe sollten sie keinesfalls im Auto aufbewahrt oder liegen gelassen werden.
Mobile Starthilfegeräte (Powerbanks) nicht bei Nässe und Kälte im Fahrzeug liegen lassen.
Eignen sich Starthilfegeräte für alle Starterbatterien?
Klares Nein. Bei den Starthilfegeräten spielt eine große Rolle, welche Spannung die Starterbatterie hat. Die gibt es mit 6V, 12V, 24V und 48V vom Motorroller bis zum Schwerlastfahrzeug. Für 6V-Batterien, wie sie zum Beispiel in kleineren Motorrollern, aber auch sehr alten Oldtimern, häufig zum Einsatz kommen, gibt es keine Starthilfegeräte. Oldtimer haben die Kurbel zum Anwerfen, Roller den Kickstarter zum „Antreten“ des Motors. Ansonsten bleibt noch anschieben oder eben die Batterie mit einem entsprechenden Fahrzeugbatterie-Ladegerät laden.Die allermeisten Starthilfegeräte im Handel sind auf die üblichen 12V-Batterien in Kraftfahrzeugen ausgerichtet, sie variieren noch in den Startstromimpulsen. Schon für 24V-Batterien gibt es nur noch wenige und die kosten dann, wie beispielsweise das Kombinationsgerät APA Starthilfe PowerPack 12/24V, schon eine ordentliche Stange Geld.
Werden Starthilfegeräte auch getestet?
Zwar gibt es immer mal kleinere Einzeltests, aber hin und wieder führen Fachmagazine auch Vergleichstests durch. Meistens tun das Motorrad-Magazine, da die Starterbatterien von Bikes noch wesentlich stärker Witterungseinflüssen ausgesetzt sind oder unter langen Standzeiten leiden. Technisch aber ist da kein Unterschied, solange es sich um eine 12V-Starterbatterie handelt.Natürlich geht es in den Tests vorrangig um den Hauptzweck der Geräte, die Starthilfe. Besonders wichtig ist natürlich die korrekte und ausreichende Startstromstärke bzw. die Speicherkapazität, um notfalls möglichst viele Startvorgänge anstossen zu können. Auch die Sicherheit spielt immer eine Rolle: Sind die Geräte mit Schutztechniken gegen Kurzschluss, Verpolung und Überspannung ausgestattet? Dazu kommen die Verarbeitung, Display-Anzeigen und Ausstattungen wie integrierte Leuchten, USB-Anschlüsse etc.
Zuletzt hat beispielsweise das Magazin "Tourenfahrer" im März 2018 einen Vergleichstest veröffentlicht und dabei sieben dieser kleinen Kraftpakete unter die Lupe genommen. Eine Empfehlung hat es für das Nomad Power 20 von GYS ausgesprochen, das für rund 160 Euro eine hohe Kapazität von 18.000 mAh mitbringt und 700 A Spitzenstrom liefert. Der Preis-Tipp des Tests, der Athena Get JumpStarter, kostete zwar nur die Hälfte, bringt aber auch nur 4000 mAh Kapazität, 400 A Spitzenstrom und hat keinen Spannugs-Rückführungsschutz.
Zuvor hatte die "Motorrad" im Herbst 2016 zehn Starthilfegeräte verglichen und zwei mit gleicher Punktzahl zu Testsiegern erklärt: Das sehr günstige, zurzeit für rund 65 Euro angebotene Dino Kraftpaket 12 V 400A, mit nur 300 Gramm sehr leicht und dadurch besonders für Biker interessant. Wobei auch der zweite Testsieger, der Kunzer Multi Pocket Booster, mit gut 400 Gramm nicht viel schwerer ist und zudem einiges mehr an Kapazität mitbringt. Sehr gute Beurteilungen haben bei beiden Geräten die Schutzschaltungen und Sicherungssysteme bekommen.