05.08.2022
Wallboxen: Worauf vor der Anschaffung achten?
Die Zulassungszahlen für Autos mit Elektroantrieb schnellen in die Höhe. Elektroautos kann man mit speziellen Wandladestationen auch zu Hause „betanken“. Was sollte man vor einer Anschaffung bedenken? Unser Experte Werner Schuwirth beantwortet einige wichtige Fragen, die sich im Vorfeld des Kaufs einer Wallbox stellen.
Werner, was ist eigentlich eine Wallbox?
Wallbox heißt übersetzt Wandladestation und daraus wird schon deutlich, was es ist: Ein spezielles Gerät, mit dem ich zum Beispiel in einer eigenen Garage, einem Carport oder an einem eigenen Stellplatz mein Elektroauto aufladen kann. Es ist quasi eine kleine Tankstelle für zu Hause. Zwar wächst das Netz für öffentliche Ladestationen täglich weiter, aber eine Wallbox zu Hause schafft ein gutes Stück Unabhängigkeit. Übrigens: Auch für Mieter in Mietshäusern besteht unter gewissen Voraussetzungen die Möglichkeit, vom Vermieter die Zustimmung zur Anbringung einer Wallbox zu verlangen. Der Gesetzgeber hat dazu im Jahr 2020 eine entsprechende Regelung in § 554 des Bürgerlichen Gesetzbuchs geschaffen.
Kann ich mein Auto zu Hause nicht einfach an die Steckdose hängen?
Theoretisch geht das. Allerdings dauert es an einer Haushaltssteckdose nicht nur extrem lange, die großen Akkus von Elektroautos aufzuladen. Vor allem droht eine sehr gefährliche Überlastung und Schädigung des gesamten heimischen Stromnetzes. Anders bei den Wallboxen, die mit Ladeleistungen bis zu 11 kW oder gar bis 22 kW arbeiten: Sie werden mit 3-Phasen-Anschlüssen an das Starkstromnetz angeschlossen. Die Installation ist durch Fachbetriebe bzw. Elektroniker vorzunehmen. Bei den 22-kW-Ladestationen muss zunächst sogar die Hausanschlussleistung fachlich geprüft werden, um Schäden am Stromnetz zu vermeiden.
Was hat es mit dieser Ladeleistung auf sich?
Die Ladeleistung ist maßgebend dafür, wie schnell ein leerer Akku bei einem E-Auto wieder voll aufgeladen ist. Es gibt dazu eine vergleichende Untersuchung des ADAC. Um einen leeren 40-kWh-Akku vollzuladen, gehen die Zeiten von 17 Stunden an einer normalen Steckdose bis zu schnellen 2 Stunden bei den 22-kW-Boxen. Die im privaten Bereich beliebten 11-kW-Wandladestationen brauchen etwa 3,5 Stunden. Bei vielen Wallboxen kann man im Betrieb zeitweise auch geringere Ladeleistungen einstellen.
Kann ich so eine Wallbox einfach kaufen und installieren?
Wallboxen müssen vor einer Installation beim örtlichen Stromnetzbetreiber angemeldet werden. Für die Installation der stärkeren 22-kW-Modelle gilt sogar eine Genehmigungspflicht durch den Stromversorger. Da kann es auch zu Folgeinvestitionen kommen, etwa, wenn die Hausanschlussleistung erhöht werden muss. Vor der Anschaffung einer Wallbox ist es ratsam, sich mit dem örtlichen Stromnetzbetreiber in Verbindung zu setzen, um die lokalen Voraussetzungen vorher zu klären. Die meisten haben inzwischen spezielle Beratungsstellen und -angebote dafür. Immer mehr Netzbetreiber bieten außerdem spezielle Auto-Stromtarife an.
Was kosten Wallboxen und gibt es dafür Förderungen?
Wallboxen gibt es ab rund 500 Euro, dazu kommen die Installationskosten zu Hause. Neben der reinen Ladefunktion gibt es unterschiedliche Ausstattungen, Steuerungs- und Bedienungstechnologien. Mehr Informationen dazu enthält unser ausführlicher Ratgeber zu Wallboxen. Der Preis sagt allerdings nicht immer etwas über die Ausstattung und Qualität der Box aus. Stiftung Warentest und ADAC haben Anfang 2022 in einem gemeinsamen Vergleichstest mit 12 Wallboxen mit der gut ausgestatteten und ab rund 600 Euro erhältlichen go-e Charger Homefix 11 kW eine der preiswerteren Boxen auf Platz 1 gesetzt. Auch beim Warentestportal „Alles Beste“ steht in einem Vergleichstest mit der eMH1 1W1101 von ABL eine 11-kW-Wandladestation auf Rang 1, die ab etwa 600 Euro zu bekommen ist. Eine staatliche Förderung gibt es nicht mehr. Zwar hat die bundeseigene Förderbank KfW formal noch ein Förderprogramm für Wallboxen im privaten Bereich. Aber die dafür bereit gestellten Haushaltsmittel sind seit Ende 2021 ausgeschöpft und es ist nicht mit einer Neuauflage zu rechnen.