Schlampig aber sexy
-
Vorteile:
attraktives Design, kompakt
-
Nachteile:
komplizierte Installation
-
Geeignet für:
Kleiner Raum
-
Ich bin:
erfahrener Nutzer
TEAC CR-H500NT; Bewertung:
Äußerlich ein schickes, solides und kompaktes Alleskönner-Radio von TEAC - meine Wahl fiel auf die silberne Version.
Sogar die Fernbedienung hat ein metallenes Blechkleid und sie hat eine enorme Reichweite, die das Zielen auf den kleinen Kasten entbehrlich macht. Die vielen kleinen Tasten sind allerdings ohne Druckpunkt und ziemlich wirr angeordnet.
Das Einrichten des TEAC CR-H500NT, insbesondere für den WLAN-Betrieb des Internetradios, ist eine Zumutung, und ohne Erfahrung mit ähnlichen Gerätschaften praktisch
nicht zu schaffen. Die Bedienungsanleitung wirkt sehr chinesisch, was sich wohl dadurch erklärt, daß der HiFi-Zwerg in China gefertigt wird. Der Wisch strotzt vor sachlichen und grammatikalischen Fehlern und ist nur eine grobe Orientierung, aber keine Hilfe.
HiFi-Perfektionisten werden mit dem TEAC CR-H500NT kaum zufrieden sein, denn ihm fehlen mehrere eigentlich selbstverständliche Ausstattungsmerkmale:
Der Verstärker besitzt keine Loudness-Korrektur und keine Balance-Einstellung. Wer den zusätzlichen Subwoofer-Anschluss nutzt, muss die Aktivbox immer von Hand dazuschalten, denn eine geschaltete Netzbuchse fehlt ebenfalls.
Der UKW-Tuner hat weder Mitten- noch Pegelanzeige, keine Lock- oder Tuned-LED und auch keine richtige Stereo/Mono-Anzeige. Er kommt im Vergleich zu meinem Telefunken PLL-Tuner aus den 80er-Jahren mit den hohen Pegeln meiner Kabelanlage nicht zurecht; der Antennenpegel musste um 20 dB/µV gedämpft werden.
Es lassen sich auch keine Sender-Presets direkt anwählen, man muss sich stets durch 29 Presets quälen. Es wäre schon hilfreich, wenn wenigstens nicht benötigte Presets abgewählt werden könnten, aber das ist nicht vorgesehen. Ich habe deshalb die von mir bevorzugt gehörten Sender mehrfach belegt, damit ich die Oldie- Gröhl- und Plärrprogramme, die die
automatische Preset-Belegung gefunden hat, nicht ertragen muss.
Das Internetradio zeigt keine Informationen über Titel und Interpreten zum laufenden Musikstück an. Dafür werden auf mehrfachen Knopfdruck überflüssige Infos wie Zuverlässigkeit (?), Örtlichkeit (?) und das beim Suchen und Einstellen sowieso schon bekannte Genre angezeigt - wieso eigentlich nicht die Studiotemperatur?. Naja, WLAN-Pegel und Bitrate sind auch noch dabei.
Bei der Wiedergabe von Dateien vom USB-Stick oder mp3-Player können im Display keine Umlaute dargestellt werden - statt ä,ö oder ü steht da einfach ein Unterstrich.
Da kann ein Schlagertitel schon mal "K_nnen Tr_nen l_gen?" heißen, so es ihn geben sollte.
Aufnehmen von allen Quellen auf USB-Stick kann der TEAC CR-H500NT auch, allerdings mit nur einer einzigen Bitrate (128 kbps) für 90 Minuten, dann wird mit Tonunterbrechung eine neue mp3-Datei angelegt.
Wer denkt sich sowas aus? Das ist ja beinahe wie beim seligen Cassettenrekorder - nach spätestens 60 Minuten umdrehen!
Tja, und dann erst die Bedienlogik: Wer gern auf der unübersichlichen Fernbedienung herumdrückt kommt hier auf seine Kosten. Besonders beim Internetradio irrt man durch die
Unter-Unter-Unter-Menüs ohne jemals die Idiotenlogik der Verschachtelungen zu durchschauen.
Als Beispiel für die bekloppte Bedienlogik soll die Sleep-Funktion stehen: 1 mal drücken, "90" erscheint. Belasse ich es dabei, läuft die Kiste die ganze Nacht. Logisch, gelle?
Drücke ich zweimal erscheint die 80 und das Display wird dunkler; jetzt läuft der Abschalttimer, nach 80 Minuten wird ausgeschaltet. Aha!
Will ich wirklich 90 Minuten anwählen, muss ich 11 mal drücken!! Ist das geil!
Hinzu kommt: Habe ich zufällig vorher die Dimmer-Taste betätigt, ist das Display schon dunkel, und die Zusatzinformation über die tatsächliche Timer-Einschaltung entfällt - jetzt liege ich völlig im Dunkeln mit der Sleep-Taste. Für solchen Schwachsinn sollte dem Software-Entwickler die unterseitig gummiarmierte Fernbedienung um die Ohren gehauen werden. Aber der werkelt in seiner HiFi-Anstalt bestimmt schon wieder an neuen "Innovationen".
Die erfolgreiche Timereinstellung für die Aufnahme habe ich mit dieser Bedienungsanleitung noch nicht geschafft. Außerdem kann der Timer sowieso nur innerhalb von 24 Stunden eingestellt werden, da keine Wochentage eingegeben werden können. Merkwürdigerweise kann die Quelle Internetradio auch nicht ausgewählt werden. Da fummele ich noch dran.
Die Fachzeitschrift STEREO 1/2010 hat dieses Gerät jedenfalls schon bejubelt und zum Redaktionsliebling gekürt.
Wenn die Kiste schon nicht wirklich untersucht wird, sollte doch die Bedienanleitung zumindestens überflogen werden - sie kann im Internet als pdf heruntergeladen werden. Da sind die Unzulänglichkeiten z.B. bei der Aufnahme klar zu lesen und in diesem Fall sogar zu verstehen; in der STEREO-Rezension steht von all dem jedoch kein Wort.
Besonders angetan war die STEREO-Redaktion vor allem vom ausgefeilten MM-tauglichen Phono-Eingang! Wofür man den braucht? Für PLATTENSPIELER: Ich sehe den Analog-Freak schon vor mir, wie er den kühlschrankgroßen, wassergekühlten Röhrenverstärker zur Müllkippe bringt, um seine Vinyl-Schallplatten zukünftig mit dieser unausgereiften Micro-Kompaktanlage zu zelebrieren.
Jetzt noch zum Preis/Leistungsverhältnis ein paar Worte:
Der TEAC CR-H500NT, für 519 Euro von der Hifi-Fabrik gekauft, ist ein überteuertes Luxusluder - schlampig aber sexy.
Antworten