Für wen eignet sich das Produkt?
Wer sich auch sonst beim Discounter mit allem Nötigen eindeckt und im Konsumbereich nicht ausschließlich auf die Kraft starker Marken setzt, wird sich vermutlich auch für das Non-Food-Sortiment von Lidl interessieren. Dort findet sich die Eigenmarke Meradiso und mit ihr ein Nackenstützkissen, das in vielerlei Hinsicht erhöhte Aufmerksamkeit verdient hat. Das viskoelastische (durch Wärme verformbare) Wellenschnittmodell Visko-Gel richtet sich nicht nur an Seiten- und Rückenschläfer gleichermaßen, sondern integriert auch einen gelgefüllten Bereich, der ähnlich wie bei einem Fahrradsattel zur Druckverteilung dient und anderswo um ein Vielfaches des Kurses entlohnt werden muss.
Stärken und SchwächenDie Geleinlage des etwa 50 x 30 Zentimeter großen Muldenkissens belegt nur einen Teil der Liegefläche, ist aber der großflächig Gelpad-bewehrten Konkurrenz nicht notwendig unterlegen. Denn außer der Druckverteilung und dem kühlenden Effekt wird dem Kissen noch eine weitere Aufgabe zuteil, die Fans der sogenannten Memory-Foams zu schätzen wissen. Dieser durch Körper- und Umgebungswärme verformbare, „thermoplastische“ Polyurethanschaum kann die Kopf- und Nackenkonturen sehr präzise aufnehmen und bildet die entstehenden „Kuhlen“ zeitversetzt wieder zurück. Das Konzept reicht auf eine NASA-Erfindung für die sanften Lagerung von Astronauten zurück und erfährt, ganz zur Freude von Rücken-, Schulter- und Nackengeplagten, derzeit eine Renaissance. Das Meradiso versucht nun, allerdings derzeit noch ohne Käuferresonanz, die druckentlastenden Vorteile des Geleinsatzes mit denen des speziell nachgiebigen Kernmaterials zu potenzieren. Vorteilhaft wirken sich die unterschiedlichen Wulsthöhen des Kissens auf die versprochene Anpassungsfähigkeit an Rücken- und Seitenschläfer aus – der Kopf kommt jeweils ergonomisch bequem in der Mitte zu liegen. Ob sich das Konzept für alle Matratzenarten und -härten eignet und wie sich im Einzelfall bestehende Beschwerden verändern, lässt sich nicht allgemeingültig beantworten. Wie so oft gilt auch hier, dass letztlich nichts über das Ausprobieren geht.
Preis-Leistungs-VerhältnisFeststehen dürfte, dass bei allem Experimentierlust rund um die Heilsversprechen diverser Wettbewerber ein sehr lukrativer Markt etabliert hat, der entweder Reichtum oder einen starken Leidensdruck voraussetzt, um sich systematisch durch all die Angebote, Formen und Varianten der Kissenbranche zu testen, bis man ein brauchbares Modell mit dem richtigen Sensorium für die eigenen Bedürfnisse erwischt. Das Meradiso hält sich mit 16 Euro angenehm zurück. Nutzer, die sich unsicher über den Nutzen eines solchen Hightech-Kissens sind und noch nicht wissen, ob sich Beschwerden nicht sogar noch verstärken, werden das Geld wohlinvestiert wissen. Dass nur der Polyesterbezug, nicht aber der Viskokern waschbar ist und damit auch die Haltbarkeit betroffen, vermag die Bilanz nicht zu trüben, zumal die wenigsten übereinstimmend ausgestatteten Viskokissen der hochpreisigen Konkurrenz ebenfalls nicht komplett waschbar sind.