Plattenspieler im Leder-Outfit
Im Verhältnis zum Preis ist die recht simple Technik des Ion Audio Compact LP nicht mal so übel. Dennoch soll das originelle Design-Konzept offenbar ein bisschen von ihr ablenken. Vor allem die Echt-Leder-Hülle fürs Chassis verblüfft. Bei einem Plattenspieler ohne Retro-„Koffer“-Look eine überraschende Materialwahl, gegen die es funktional keine Einwände gibt. Haben Nutzer keine ethischen Bedenken, so dürfen sie in der Robustheit des Materials sogar Vorteile erkennen. Auch der Formgebung der Komponenten mangelt es nicht an Eigenständigkeit, stilistisch wirkt die Optik insgesamt frisch. Als Abspielgeschwindigkeiten sind die gängigen 33 und 45 rpm abrufbar. Zusätzlich sind die von einigen Kunden gewünschten 78 Umdrehungen verfügbar, gedacht für ältere Scheiben. Für deren unfallfreie Hörbarmachung ist allerdings eine spezielle Nadel erforderlich, welche der Hersteller zufällig in seinem Sortiment führt.
Digitalisieren dringend empfohlen
Der Plattenteller hat einen relativ geringen Durchmesser. Normale Langspielplatten ragen deutlich über ihn hinaus - der Wirtschaftlichkeit und Kompaktheit des betriebsfähigen Apparats zuliebe nicht anders zu lösen. Plattenmaterial, welches durch Lagerung unter nicht zuträglichen Bedingungen leicht „wellig“ geworden ist, lässt sich kaum ohne Beeinträchtigungen wiedergeben. Wenn überhaupt. Immerhin erweist sich der Riemenantrieb als einigermaßen verlässlich. Und der Klang-Output des Tonabnehmers ist sicher kein Muster an Differenziertheit. Es reicht jedoch, um einen charakteristischen, satten Vinyl-Sound zu generieren. Über den RCA/Cinch-Ausgang kann ein analoges, vorverstärktes Signal direkt an die gewöhnlichen Line- oder AUX-Eingänge von HiFi-Anlagen und Aktivboxen ausgegeben werden. Zur Vermeidung von Rillen-Verschleiß digitalisiert man Platten-Content aber besser schnellstens. Ein integrierter A/D-Wandler und der USB-Port erlauben es, Abgetastetes als Binärcode an Mac- oder Windows-Rechner weiterzureichen. Um es dort mit der beiliegenden Software EZ Vinyl/Tape Converter zu bearbeiten.
Noch günstiger geht kaum
An die Klangqualität und mechanischen Eigenschaften des Modells dürften nur wenige Erwerber Ansprüche stellen, die es zu unterschreiten vermag - solange es irgendwie funktioniert. Auch dank praxistauglicher Digitalisierungs-Optionen wird das Niveau eines reinen Spaß-Vinyl-Drehers etwas übertroffen. Richtig wertvolle Platten sollten trotzdem auf Abstand gehalten werden. Außer der Variante mit burgundrotem Leder, die es für unglaubliche rund 45 Euro gibt, sind schwarze und cremefarbene Ausführungen für jeweils ungefähr 50 Euro bestellbar. Absolut okay. In die Sphäre der ernsthafteren Vinyl-Abspieler wäre sowieso erst mit Produkten wie dem äußerlich biederen Dual DT 210 USB vorzustoßen, der über 100 Euro kostet.