Für wen eignet sich das Produkt?
Der GPO Bermuda wird in Verkaufstexten als Koffer-Plattenspieler bezeichnet. Tatsächlich ist er kaum mehr als das, außer der Vinyl-Abspiel-Einheit gibt es praktisch nur einen permanent überforderten Verstärker, leise Stereo-Lautsprecher und eine rudimentäre Digital-Abteilung. Als eigentlichen Clou muss man die Aufmachung betrachten. Die naiven Fifties- und Sixties-Stilzitate sind von Modellen der englischen Marke Dansette inspiriert, welche im Großbritannien der 1950er und 1960er Jahre vor allem bei Jugendlichen populär war. Sogar der Name „Bermuda“ wurde direkt von einem klassischen Produkt dieser Zeit abgeleitet. Auffälligstes Merkmal sind die Standbeine, die eine freie Positionierung im Raum ermöglichen. Da sie abnehmbar sind ist eine Aufstellung auf einem Tisch oder Sideboard ebenso denkbar. Akustisch unempfindliche Erwerber könnten den Apparat etwa in Wohnbereichen, einem Partyraum oder im Büro verwenden wollen.
Stärken und SchwächenAus heutiger Perspektive wirken die klanglichen Talente des in unterschiedlichen Grautönen gehaltenen Ton-Kastens beschränkt. Schon weil bei diesem Gehäuse-Volumen mit modernen Mitteln deutlich mehr Sound-Output zu realisieren sein müsste. Hier haben sich Nutzer leider mit 2 x 1.5 Watt zu bescheiden. Immerhin stehen fürs Durchdrehen von Vinyl-Rundlingen neben den Standard-Abspielgeschwindigkeiten von 33 und 45 RPM theoretisch auch die 78 RPM zur Verfügung. Ob wertvolle oder zumindest persönlich geschätzte Schallplatten überhaupt dem rustikalen Tonabnehmer, der zupackenden Nadel und den mechanisch zweifelhaften Automatik-Funktionen anvertraut werden sollten ist ein anderes Thema. Verlockend: Der USB-Port bietet sich nicht nur zur Wiedergabe einiger Audio-Datei-Formate an. Umgekehrt kann er zudem zur Umwandlung analoger Schallplatten-Klänge in MP3s und Aufzeichnung auf USB-Sticks eingesetzt werden. An analogen Anschlüssen ist neben dem RCA/Cinch-Ausgang und einer 3.5mm-Kopfhörer-Verbindung auch ein AUX-Eingang vorhanden. Entsprechend ist der Content diverser Audio-Devices hörbar zu machen, Leistungsschwäche hin oder her.
Preis-Leistungs-VerhältnisAls Feten-Witz und Platten-Abtaster für den sehr sporadischen Gebrauch kann der Retro-Darsteller durchaus was reißen. Hinsichtlich der Lautstärke, klanglichen Qualitäten und Verarbeitung sind ihm allerdings enge Grenzen gesetzt - was eine Investition von beinahe 250 Euro via Amazon fragwürdig erscheinen lässt. Eventuell hat die nicht komplett geschmacklose Neuinterpretation von Design-Elementen der Sechziger einen gewissen Reiz. Der Auna 182TT bekommt Ähnliches auf geringfügig niedrigerem Niveau aber für um die 70 Euro hin.