Zugegeben: Spore wirkte zur Zeit seiner Vorstellung im Jahre 2008 zunächst wie ein echter Kracher. Die Idee, die Evolution einer selbst erschaffenen Spezies von den Anfängen als Mikrobe bis zur raumfahrenden Zivilisation durchzuspielen, war ausgesprochen verlockend – zumal das Spiel für seine Zeit grafisch sehr hübsch verpackt war. Hier wurden die Spielprinzipien von „Populous“, „Civilization“ und „Alpha Centauri“ mit einem Schuss Evolutionsromantik zu etwas ganz Neuem vermischt.
Schade nur, dass das Spiel auf Dauer nicht halten konnte, was es anfangs versprach. Denn durch die unglaubliche Masse an einzelnen Spielelementen hatten die Macher an allen Ecken und Enden sparen müssen. Am Ende entstand so ein irgendwie unfertig wirkendes Spiel, bei der keine der jeweiligen Spielphasen wirklich befriedigend wirkte. So hatte es beispielsweise kaum einen Einfluss, wie man seine Kreatur gestaltete: Wie viele Augen, welche Nase, welche Ohren – das alles war nur hübsches Beiwerk ohne wirklich Einfluss aufs Gameplay.
Um nach der Mikrobenphase in der Kreaturenphase mit der nun fertig entwickelten Kreatur weiterzukommen, musste man sich mit anderen Wesen im Kampf messen – oder sie zu seinen Freunden machen. Gerade einmal vier verschiedene Kampf- und Sozialfähigkeiten entscheiden dabei über Sieg oder Niederlage, und die Ausprägung der Kreaturen war hierbei völlig egal. Selbst offensichtliche Beutetiere konnten bei den entsprechenden Skills mit ihren fleischfressenden Jägern friedlich koexistieren. Noch dazu gab es kaum eine Bestrafung außer verlorener Zeit. Eine Niederlage wirkte sich kaum aus – Misserfolg gab es bei Spore nicht.
In der Stammesphase sah das nicht viel anders aus, und in der Zivilisationsphase ging es dann von der Kontrolle der Wesen über zur Kontrolle der Fahr- und Flugzeuge. Anders als bei Civilisation & Co jedoch gab es kaum Gebäude in den Städten zu bauen und somit kaum Entwicklungspotenzial – und auch nur eine streitbare Ressource. Kurz: Das Spiel langweilte viele Spieler sehr schnell, und auch die Weltraumphase mit ihrem einen Raumschiff (das dann aber an allen Ecken und Enden das Imperium erweitern und retten sollte) brachte nicht viel Neues.
Nun hätte Spore die Gelegenheit gehabt, durch einen preiswerten Download quasi durch die Hintertür doch noch zu einem Dauerrenner zu werden – das hätte Gelegenheitsspieler angesprochen. Doch in Zeiten, in denen für jedes Smartphone zehn Mal so aufwendige Apps für 2 bis 3 Euro angeboten werden, erscheint ein Download-Preis in Höhe von 20 Euro (Amazon) für solch ein simples und letzten Endes unglücklich gestaltetes Spiel einfach nur dreist.
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- Erschienen: 05.11.2008 | Ausgabe: 12/2008
- Details zum Test
ohne Endnote
„... ein bisschen Civilization hier, ein wenig Ages of Empire dort und zwischendrin immer wieder mal bekannte Elemente aus dem Sims-Universum, so ist Spore ein gutes Spiel für zwischendurch. ...“