Günstig-Plattenspieler im Edel-Look
Der Hersteller des Auna TT-Massive fällt bisher nur mit simplen Plattenspielern auf, bei denen Retro-Design und andere Stil-Experimente im Vordergrund stehen. Auch dieses Modell ist nicht sonderlich teuer, soll mit einem zeitgenössischen Look und feinerer Technik jedoch an hochwertige Vinyl-Laufwerke erinnern. Zunächst beeindrucken das schwarzglänzende, flache Chassis, der gusseiserne Plattenteller und die Tonarm-Tonabnehmer-Kombi tatsächlich mit reduzierter Formensprache und einer Art High-End-Anmutung. Aber genaueres Hinsehen offenbart leichte Soliditäts-Defizite. Vor allem die bei klassischen Analog-Konstruktionen generell empfindliche Mechanik kommt instabil rüber. In der Praxis ist es dann weniger schlimm: Auf verlässliches Drehen über einen mittleren Zeitraum lässt zumindest der ruhige, einigermaßen exakte Gleichlauf des Riemenantriebs hoffen. Als Abspielgeschwindigkeiten sind die gängigen 33 und 45 RPM abrufbar. Ebenfalls einstellbar sind Auflagegewicht und Anti-Skating, wobei es geringfügig an Präzision mangelt.
Der Tonabnehmer taugt wirklich was
Das eigentliche Glanzstück stammt vom Zulieferer Audio Technica, der einen für die Klasse hervorragenden MM-Tonabnehmer beisteuern durfte. Ein die Rille schonend und mit ausgewogenem klanglichem Output abtastendes System, welches die Schwächen des Apparates locker neutralisiert. Hat sich für den Plattenspieler ein Aufstellort gefunden, an dem er während des Betriebs vor größeren Erschütterungen geschützt ist, kann man ihm sogar kostbare Vinyls anvertrauen. Erfreulicherweise wurde der Purismus von Luxus-Schallplatten-Abspielern auf der funktionalen Seite nicht zu konsequent imitiert - und als kleine Erleichterung ein Vorverstärker eingebaut. Dieser ermöglicht den direkten, analogen Anschluss an HiFi-Anlagen und Aktiv-Boxen, über normale Aux- oder Line-Eingänge. Er ist abschaltbar, weil sich über den Phono-Eingang guter HiFi-Verstärker und mit externen Vorverstärkern in manchen Konstellationen eine bessere Tonqualität realisieren lässt. Die bei Modellen des unteren Marktsegments oft vorhandene Digitalisierungs-Hilfe in Form eines integrierten A/D-Wandlers und einer USB-Schnittstelle fehlt. Im Handel sind bei Bedarf entsprechende Zubehör-Lösungen erhältlich.
Für Vinyl-Neulinge und Schallplatten-Wiederentdecker
Ziemlich gelungen sind das Äußere und die Selektion des Tonabnehmers, welcher das Gesamturteil beinahe im Alleingang rettet. Etwas Luft nach oben ist beim Laufwerk. Zu einem Kurs von knapp 140 Euro machen Vinyl-Anfänger und -Wiederentdecker aber wenig falsch, da bei vorsichtigem Umgang mit dem Material selbst rare Schallplatten-Schätze sanft gehoben werden können. Lägen um die 170 Euro noch im Budget? Dann würde sich eher der Lenco L-3808 empfehlen, dessen Sound und echter Direktantrieb bereits Kenner-Niveau haben.