Kanadier werden umgangsprachlich häufig mit Kanus gleichgesetzt, sind aber ein eigenständiger Bootstyp mit bestimmten, typischen Merkmalen. In ihrer Bauart und Nutzung unterscheiden sie sich von den Kajaks. Kanadier und Kajaks wiederum fallen zusammen unter den Oberbegriff Kanu.
Stechpaddel als Antrieb
Im Freizeitbereich sind die Kanadier oft gemütliche Transporter, die von mehreren Paddlern gefahren werden und sich für den Familienausflug eignen. Es gibt sie aber auch als reines Sportgerät, schließlich handelt es sich um eine olympische Bootsklasse. Die Bauform mit rundlich hochgezogenem Bug und Heck ist aus Western und Karl-May-Filmen bekannt und auch heute noch gebräuchlich, es gibt aber auch Kanadier mit geradem Rumpf. Vorangetrieben werden die Boote mit Stechpaddeln. Diese besitzen lediglich ein Blatt und unterscheiden sich damit von den Doppelpaddeln, die bei den Kajaks eingesetzt werden. In der modernen Ausführung bestehen die Paddel aus Aluminium für den Schaft und Fiberglas für das Blatt und sind daher robust und leicht. Traditionalisten setzen dennoch weiterhin auf Holz.
Gatz Cayuga
Offene Bauweise
Wegen ihrer offenen Bauweise lassen sich Kanadier leicht be- und entladen, und man kann mühelos in ihnen Platz nehmen. Die Sitzposition ist relativ hoch über der Wasserlinie. Der Nachteil gegenüber Kajaks ist das Fehlen von separaten Abteilungen mit Schottwänden und verschließbaren Lukendeckeln. Das Gepäck sollte also in wasserdichten Behältern transportiert werden, etwa in Tonnen und Kunststoffsäcken, die eigens für diesen Zweck im Handel angeboten werden. Eine Persenning schützt nicht vollständig vor Regen und Spritzwasser und ist nicht für jedes Boot erhältlich, weshalb in Kanuforen verschiedene Selbstbauanleitungen kursieren. Die mögliche Zuladung vieler Kanadier ist allerdings beeindruckend, hier können Kajaks in der Regel nicht mithalten. Zum Beispiel kann der Gatz Cayuga, ein 4,60 Meter langer Zweier, ein Gewicht von 380 Kilogramm aufnehmen.
Anfällig für Seitenwind
Bei der Auswahl des richtigen Kanadiers ist der Einsatzzweck entscheidend. Es kommt der Spurtreue zugute, wenn der Boden in gerader Linie vom Bug zum Heck verläuft, für Seen ist diese Bauform passend. Für kleinere Flüsse oder Wildwasser ist dagegen mehr Wendigkeit gefragt. Das Boot benötigt dazu einen mehr oder weniger ausgeprägten Kielsprung, im seitlichen Profil ist dabei eine angedeutete Bananenform erkennbar. Bei frischer Brise sind Kanadier auf Großgewässern etwas schwieriger zu fahren als Kajaks, da sie höher aufragen und damit anfälliger für Seitenwind sind. Dies gilt besonders für die „Trapper“-Bauform mit hochgezogenem, rundem Bug und Heck.
Material entscheidet über den Preis
Neben der Rumpfform spielt die Wahl des Materials eine wichtige Rolle. Sie entscheidet über Gewicht, Widerstandsfähigkeit und Anschaffungskosten. Einige Modelle sind bei ansonsten gleichem Design mit unterschiedlichen Werkstoffen zu unterschiedlichen Preisen lieferbar. Eine Bauweise mit Kevlar verteuert den Kanadier erheblich, erleichtert aber die Handhabung durch Gewichtsreduktion; ein Rumpf aus Polyethylen (PE) ist erschwinglich, robust und langlebig, aber auch schwer. Häufig wird Fiberglas (GFK) verwendet, da es einen guten Kompromiss aus akzeptablem Gewicht, Belastbarkeit und moderaten Kosten darstellt.
Luftboot Grabner Indio
Luft- Falt und Knappkanadier lösen Transportprobleme
Wer nicht gerade ein Wassergrundstück besitzt, wird den Kanadier auf irgendeine Weise über weitere Strecken transportieren müssen. Ohne ein Auto mit Dachgepäckträger wird die Beförderung schwierig, sofern man ein Festboot wählt. Einige Hersteller bieten Faltboote und Luftboote an, die zerlegt bzw. zusammengefaltet in einen Pkw-Kofferraum passen. Die Firma Ally hat sich bei den Faltkanadiern einen Namen gemacht, während Grabner bei den aufblasbaren Booten einen guten Ruf genießt. Ein Speziallösung bietet die Firma Kanolo mit ihrem Klapp-Kanadier an, der zwar auf dem Dach festgezurrt werden muss, aber durch sein mittiges Gelenk auf eine kompakte Größe reduziert werden kann.