In dieser von unserer unabhängigen Redaktion erstellen Liste finden Sie die derzeit besten Liegeräder. Durchschnittlich werden die Produkte mit Note 1,2 bewertet. Aktuelles Spitzenprodukt ist Flevobike GreenMachine - Rohloff Speedhub 14G.

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Ratgeber: Liegeräder

Modell­ty­pen und Aus­wahl­kri­te­rien für die "Hori­zon­ta­len"

Liegerad Typ "Kurzlieger"Die sogenannten „Kurzlieger“ sind derzeit die am weitesten verbreiteten Liegeräder, wobei ihnen die urbanen Scooter sowie Trikes (siehe Ratgeber „Trikes und Scooter“) mächtig Konkurrenz machen. Sie sind relativ wendig und lassen sich daher auch in der Stadt gut fahren. „Tieflieger“ wiederum richten sich hauptsächlich an sportliche Fahrer. Die ursprüngliche Form des Liegerades, der Langlieger, spielt kaum mehr eine Rolle auf dem Markt.

Kurz-, Tief- oder Langlieger?

Die Zuordnung als Kurz-, Tief- und Langlieger hängt vom Aufbau des Rades ab. Bei Kurzliegern ist das Tretlager vor dem Vorderrad angebracht, sie sind daher relativ kompakt und – obwohl der Eindruck aufgrund der geringen Höhe häufig täuscht – selten länger als ein normales Rad. Das Tretlager selbst ist in der Regel etwas höher als der Sitz positioniert, der wiederum meist in 30 bis 50 Zentimeter Höhe liegt und dementsprechend einen guten Kompromiss aus windschlüpfriger Aerodynamik und guter Verkehrsübersicht bietet. Dies sowie ihre relative Wendigkeit sind die Hauptgründe dafür, dass viele Kurzlieger sich gut für die Stadt eignen. Sie gelten aber, wie fast alle Liegeräder, auch als ideale Reise- und Tourenräder. Der Schwerpunkt liegt meist mittig, weswegen Kurzlieger ein sicheres Fahrgefühl vermitteln und vor allem gute Bremseigenschaften an den Tag legen – kein Wunder also, dass sich die meisten für ein Modell dieses Typs entscheiden. Sportliche Fahrer hingegen ziehen Tieflieger, eine Variation der Liegerad Typ "Tieflieger"Kurzlieger, vor. Kennzeichen sind eine niedrige Sitzhöhe und eine größere Tretlagererhöhung. Bei den extremsten Tiefliegern sitzt der Fahrer bei perfekter Windschlüpfrigkeit nur 15 bis 20 Zentimeter über dem Boden, das Tretlager wiederum deutlich über Sitzhöhe, was die Balance des Rades erschwert – eine Hürde für Anfänger. Das hat zur Folge, dass die oft auch in der Ausstattung, etwa bei der Federung, abgespeckten Liegeräder sehr wendig und vor allem sehr schnell sind – nicht selten flotter als ein Rennrad. Aufgrund der schlechteren Übersicht taugen sie allerdings weniger gut für den Stadteinsatz, ihre Stärken sind spritzige Touren, Sprints und reine Tempofahrten. Tieflieger gibt es in drei Formen, die je nach Sitzhöhe als „Lowracer“ (bis 20 Zentimeter), „Semitieflieger“ (bis etwa 45 Zentimeter) und „Highracer“ (ab 50 Zentimeter, große 24- oder 26-Zoll-Reifen) bezeichnet werden. Lowracer sind reinrassige Sportgeräte, Semitieflieger wiederum sportlich-agil und trotzdem alltagstauglich sowie tourengeeignet, während Lowracer sich durch einen höheren Komfort sowie guten Überblick auszeichnen und sich für bequeme Touren oder den Stadteinsatz eignen. Langlieger wiederum zeichnen sich durch ein hinter dem Vorderrad montiertes Tretlager aus. Sie sind daher länger und weniger wendig, bieten dafür ein hohe Laufruhe bei Geradeausfahrten. Ein hoher Radstand sorgt für Übersicht, außerdem kann ein Langlieger meist kräftig bepackt werden. Lange Zeit galten sie daher als Idealbesetzung für Touren und Reisen. Mittlerweile sind sie allerdings von den vielseitiger einsetzbaren Kurzliegern weitgehend verdrängt worden.

Lenkerfrage

Die Position des Lenkers hat einen Einfluss auf das Fahrverhalten und die Eingewöhnung. Anfänger tun sich mit Oberlenker häufig leichter, da die Haltung der eines normalen Fahrrads entspricht und die Steuerbefehle wegen des fehlenden Lenkgestänges direkt übertragen werden. Dank angewinkelter Arme ist die Aerodynamik meist besser, vor allem bei Tiller- und Deichsellenker (Vorbau ragt nach hinten). Auf längeren Strecken strengt ein Oberlenker jedoch die Armuskeln an, weswegen vor allem Tourenfahrer einen seitlich neben der Sitzschale angebrachten Untenlenker bevorzugen, der entspannender für die Arme ist. Modelle mit Untenlenker lassen sich zudem meist einfacher zum Beispiel in einem Auto verstauen, während Oberlenkermodelle sich bequemer schieben lassen und auch einen einfacheren Ein-/Ausstieg ermöglichen – ebenfalls optimal für Anfänger oder auch bei Stadtfahrten. Am schwierigsten zu beherrschen ist ein unterhalb des Sitzes angebrachter Knicklenker. Hier erfolgt die Lenkbewegung nämlich primär mittels Gewichtsverlagerung beziehungsweise mit den Beinen und weniger durch die Arme. Wer diese Kunst beherrscht, kann allerdings auf dem Liegerad auch freihändig fahren.

Liegerad Typ Langlieger

Weitere Kriterien

Alle weiteren Kriterien sind eine Frage des Komforts sowie des Geldbeutels und damit eine Frage der individuellen Konfiguration des Bikes – viele Räder werden nämlich in diversen Ausführungen angeboten. Beim Sitz zum Beispiel hat man die Wahl zwischen einer Kunststoff-/Carbon-Schale und einem Netzgewebe. Letzteres ist luftdurchlässiger (gut für sportliche Fahrten und lange Touren), erstere bieten aber meist einen sichereren Halt. Die Sitzneigung hingegen kann bei den meisten Modellen individuell verändert werden. An der Schaltung wiederum sollte nicht gespart werden. Liegeräder müssen oft mit höheren Trittfrequenzen gefahren werden, etwa am Berg, weswegen die Gänge fein abgestuft und nicht zu knapp bemessen sein sollten. Besonders wartungsarm und daher alltagstauglich sind hochwertige Nabenschaltungen. Kleine Räder mit 20 Zoll verleihen dem Liegerad zwar mehr Wendigkeit, benötigen aber auch eine größere Übersetzung und sind auf unebenem Gelände sowie generell bei Hindernissen von Nachteil. Je größer dagegen die Räder, desto laufruhiger und spurstabiler wird das Rad. Unverzichtbar ist auch eine Federung, da bei Liegerädern Stöße und Schläge kaum mit dem Körper gedämpft werden können. Sie ist daher ebenfalls eine Frage des Komforts, im Angebot sind Vollfederungen oder Vorder-/Hinterradfederungen, je nach Wunsch und Budget. Als sinnvolles Zubehör stehen außerdem Teil-/Vollverkleidungen für Fahrten im Regen zur Auswahl, Modelle mit Faltmechanismus oder mit Elektroantrieb sind mittlerweile ebenfalls im Angebot, allerdings recht teuer. Kurzum: Ein Liegerad wird selten von der Stange gekauft, sondern individuell konfiguriert – eine Beratung im Fachgeschäft sei daher jedem Interessierten sehr ans Herz gelegt, da jede Konfigurationsvariante Auswirkungen auf das Fahrverhalten sowie den Komfort mit sich bringt.

von Wolfgang Rapp

Fachredakteur im Ressort Home & Life – bei Testberichte.de seit 2008.

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